Autor Thema: Sawicki im Gespräch  (Gelesen 8421 mal)

Offline Matthias Widner

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Re: Sawicki im Gespräch
« Antwort #10 am: September 19, 2007, 09:00 »
Interessante Diskussion,

klar kann man dir zustimmen Jörg, wenn du meinst, dass es für nicht engagierte Diabetiker egal ist, welches Insulin sie verwenden. Sie haben immer schlechte Werte. Auf der anderen Seite ist das Therapie"ziel" von 7-8% 1c immer zu erreichen. Selbst wenn ich mir den Schuss 1h nach Burger King setze. Doch man kann die Logik auch umdrehen. Die Ärzte können von mir nun dank des MD und dem Herrn S. verlangen, extrem diszipliniert zu leben. Den SEA einzuhalten und schön Zwischenmahlzeiten zu nehmen. Das ging von den 50er bis 90er ja auch gut. Das Problem ist, dass der Herr S. (der Name wird langsam zur Beleidigung jeglichen Fortschritts), kontraproduktiv denkt. Anstatt die Möglichkeiten der I.A. zu nutzen, beruft er sich auf die medizinische "Steinzeit". Er selber wird ja nicht mehr im Amt sein, wenn die heutigen Diabetiker an Folgeerscheinungen zu "Grunde" gehen. Hinzu kommt, dass es in vielen Jobs einfach unmöglich ist, eine Therapie entsprechend des Normalinsulin zu führen. Ich kann mir schwer vorstellen, wie ich 20 Min. SEA einhalten soll, wenn meine Schule an der ich unterrichte nur 10 Minuten Pause hat. Und schon bin ich wieder in der Keto, weil mein Basal zu wenig ist und der Katheter zu ist.

Soll sagen: Der Mann lebt in der Vergangenheit, in der zwar Diabetiker erfolgreich behandelt wurden, nur leider haben sich die Umgebungskriterien wie der Arbeitsmarkt stark verändert. Er kurbelt mit seinem "laschen Therapiezielen" die Minimalversorgung als Standard an mit dem Ziel, dass wir US-Zustände erhalten, die vom sozialen Gesundheitssystem ja jetzt noch in der medizinischen "Steinzeit" leben.
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Offline Joerg Moeller

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Re: Sawicki im Gespräch
« Antwort #11 am: September 19, 2007, 14:34 »
Das ist eine absolut zutreffende Zusammenfassung.

Unter dem Deckmäntelchen der "Qualitätssicherung" treib das IQWIG Deutschland in das medizinische Mittelalter.

Wenn deren Empfehlungen weiterhin umgesetzt werden haben wir zumindest in der Diabetologie bald den Stand eines Entwicklungslandes. Alles was auch nur annähernd innovativ ist wird kurzerhand zu "hat keinen Zusatznutzen" deklariert.

Die Aussage, daß KIA für den Großteil der meistens schlecht eingestellten Diabetiker kaum Vorteile bringt kann ich immer noch unterstützen. Aber während sich die "Geiz ist Geil"-Fraktion der Regierung dadurch bestätigt fühlt kann sich dem halbwegs informierten Diabetologen daraus nur die Konsequenz ergeben, daß diese Diabetiker besser geschult und motiviert werden müssen, um das Potential dieser KIA auch auszunutzen.

Das neueste auf deren Abschußliste ist das Exenatide, das - wen wundert es - natürlich auch nach deren Meinung keinen Zusatznutzen hat.

Die Hammer daraus:

Zitat
...Zudem fehlen Belege, dass die verbesserte Blutzuckerkontrolle dazu beiträgt, Folgekomplikationen des Diabetes zu vermindern...


und

Zitat
In allen Studien konnten Probanden in den Exenatide-Gruppen ihr Körpergewicht abbauen. Sie waren dabei etwas erfolgreicher als die Patienten in den Placebo-Gruppen, wohingegen Patienten, die Insulin spritzten, zunahmen. In den aktiv kontrollierten Studien betrug die Differenz der Gewichtsveränderung je nach Laufzeit zwischen 4,1 kg (Insulin Glargin nach 26 Wochen) und 5,5 kg (Insulin Aspart nach 52 Wochen). Unklar bleibt allerdings, welche gesundheitlichen Auswirkungen die verbesserte Gewichtskontrolle hat. Es gibt lediglich Hinweise, dass der Blutdruck sinkt. Offen bleibt auch, ob Patienten davon einen Zusatznutzen in Form verminderter Folgekomplikationen des Typ-2-Diabetes haben.


Unklar? Also muß man dem Arzt nicht unbedingt glauben wenn er einem zur Gewichtsreduktion rät, denn es ist ja "Unklar"?

Und offen ist, ob Diabetiker von niedrigerem Blutdruck profitieren? Dann haben sich die Nephrologen das auch nur aus Langeweile so ausgedacht?

Man fragt sich dabei unwillkürlich, wer das eigentlich auswertet: ein Mediziner oder ein Grundschüler? :nein:
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Offline Joerg Moeller

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Re: Sawicki im Gespräch
« Antwort #12 am: September 19, 2007, 14:41 »

Sorry, aber wenn Du eins mit soner DMP-Vorgabe von nach Möglichkeit < 7 kennst, dann lass es mich lesen.


Okay, ich hab mich da geirrt. Ich dachte die 7 wäre offiziell, aber in Wirklichkeit werden die individuell vereinbart und die 7 gelten z.B. speziell in meinem.
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hjt

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Re: Sawicki im Gespräch
« Antwort #13 am: September 19, 2007, 15:21 »
Moin Jörg,

kein Problem :-)

Allerdings ist mir gerade wieder eingefallen, wie ich das Thema voriges Jahr mit meiner TK diskutiert hab, als mir 2er das KIA gestrichen wurde. Und zwar hatte ich von der kranken Kasse wissen wollen, ob mich Sawickis Sparprogramm von meinem 5er 1c auf 7 zwingen könnte, weil der Herr Professor im Gegensatz zu mir 7 für super gut befindet und dann ja vielleicht einiges von dem Aufwand über wäre, der mir z.Z. noch anstandslos verordnet wird. Da wär der Typ mir beinahe mit dem Allerwertesten durchs Telefon ins Gesicht gesprungen, wie ich mich als Laie erdreisten könnte, das Fachurteil eines international hoch angesehenen Fachprofs anzuzweifeln. -

Ok, er hat mich dann mit nem publikumsdiensthabenden Mediziner verbunden, und wir beide hatten keine Probleme. Allerdings hat der mir bestätigt, dass die Sache auf den höheren Verwaltungsebenen genau so gesehen würde, wie dieser Ressortleiter für ?? mir das gerade verdeutlicht hatte :-(

Bisdann, Jürgen

Offline Joerg Moeller

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Re: Sawicki im Gespräch
« Antwort #14 am: September 19, 2007, 15:32 »
Das ist das Problem: bei den Kassen geht es nur um Geld und langfristig vorplanen ist für die ein Fremdwort.

Kurzfristig wird ein besseres 1c natürlich erstmal teurer. (Insuline, Teststreifen, evtl. Pumpe usw.)
Langfristig wird es günstiger, weil die Folgeschäden nunmal das teuerste in der Diabetestherapie sind.

Aaaaber: wer sagt denn, daß der Patient in 10-20 Jahren immer noch bei der Kasse ist, die den erhöhten Therapieaufwand bezahlt hat?

So denken die und dann verkaufen sie uns das mit markigen Werbesprüchen á la "...ihre Gesundheitskasse" :knatschig:

Die Medizin ist zu einem Geschäft verkommen. Das war zwar schon immer so, aber ich habe den Eindruck, daß das in den letzten Jahren noch schlimmer geworden ist.

Ich weiß ad hoc nicht, welche Partei das IQWIG im wesentlichen verbrochen hat, aber das muß ich vor der nächsten Wahl unbedingt rauskriegen.
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Offline brain

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Re: Sawicki im Gespräch
« Antwort #15 am: September 19, 2007, 15:36 »

Ich weiß ad hoc nicht, welche Partei das IQWIG im wesentlichen verbrochen hat, aber das muß ich vor der nächsten Wahl unbedingt rauskriegen.


Das solltest du uns dann aber mitteilen, wenn du es 'rausbekommen hast ;)

hjt

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Re: Sawicki im Gespräch
« Antwort #16 am: September 19, 2007, 16:44 »
interessant muss dabei ja auch die rechtliche Konzeption sein, die es praktisch über jede Fachbewertung stellt und de facto selbst dann unangreifbar macht, wenn - vorsichtig ausgedrückt - wissenschaftlich übliche Wege zur Therapiebewertung nicht beachtet werden.

Offline Joa

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Re: Sawicki im Gespräch
« Antwort #17 am: September 19, 2007, 20:07 »

Das Problem ist, dass der Herr S. kontraproduktiv denkt.

Denkt er oder führt er politische Befehle aus?

Zitat von: Jörg Möller

Das ist das Problem: bei den Kassen geht es nur um Geld

Voll ACK!
Zitat

und langfristig vorplanen ist für die ein Fremdwort.

Mmmh, weiß nicht.  :kratz:
Zitat

Kurzfristig wird ein besseres 1c natürlich erstmal teurer. (Insuline, Teststreifen, evtl. Pumpe usw.)
Langfristig wird es günstiger, weil die Folgeschäden nunmal das teuerste in der Diabetestherapie sind.

Aaaber, was für Gesundheitskosten verursachen jetzt 20- oder 40-jährige, die mit hohen Kosten der Therapie (und Dividenden für Aktionäre) in' s Greisenalter finanziert werden? Wieviele bekommen auch dann die Spätschäden? Ganz abgesehen davon, dass die Gesundheitsaufwendungen mit dem Alter auch bei Nichtdiabetikern steigende Tendenz zeigen?

Da steht auch die Politik ihrerseits vor Zahlen und gewissen Fragen.
Wenn man sich anschaut, wie die Kosten-, Nutzen-, Gewinnrechnungstechnokraten der BWL-Fraktion unterdessen auch alle öffentlichen Bereiche durchdrungen haben...

Komm, lass uns lieber von was Nettem Plaudern.  :zwitscher: oder Musik hören :dj: oder ins Ballet gehen :ballett: ... oder .... oder ....

Gruß
Joa
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Offline Matthias Widner

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Re: Sawicki im Gespräch
« Antwort #18 am: September 20, 2007, 09:05 »
Das mit dem HbA1c unter 7 ist offiziell Jörg, glaub ich zumindest: http://www.gesuender-unter-7.de/

Weiterhin...dachte dass ich die Sache mit Byetta als erstes melde...mist ;) *scherz am Rande*

Hatte gestern die Idee Herrn S. mal bei Extra3 einem Satire Magazin vom NDR und 3Sat (glaub ich) vorzuschlagen...was haltet ihr davon? Sollen die ihn mal auseinander nehmen.
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Offline Siggi©®

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Re: Sawicki im Gespräch
« Antwort #19 am: September 20, 2007, 09:49 »

Hatte gestern die Idee Herrn S. mal bei Extra3 einem Satire Magazin vom NDR und 3Sat (glaub ich) vorzuschlagen...was haltet ihr davon? Sollen die ihn mal auseinander nehmen.


Ich würde mir das mit Sicherheit ansehen  :super:

Wenn du dir die Mühe machen willst unb den NDR kontoktieren willst ....  :super:
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