Autor Thema: Wirkungsweise von Insulinarten  (Gelesen 8121 mal)

Offline klausing

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Wirkungsweise von Insulinarten
« am: August 23, 2007, 20:01 »
Ich hab mal eine Frage zu den Unterschieden zwischen Human- und Analoginsulinen.
Ich selbst benutze Novo Rapid.  Das ist ein analoges und steht dem Körper daher schneller zur Verfügung. Das macht sich gerade auf Meetings sehr gut, da sich da ja mal ganz schnell die Essenszeiten verschieben können. So reicht es mir eben genau zum Essen oder bei fettigem Essen sogar wenn ich nach dem Essen spritze. Vorher hatte ich ein Humaninsulin, weiß aber grad nicht mehr wie das hieß.
Humaninsuline brauchen ja eine Weile bis sie dem Körper zur Verfügung stehen. Dafür wirken sie aber auch etwas länger.
Nun zu meiner Frage.
Man hat ja eine bestimmte Rate die man pro BE spritzt. Diese war bei mir bei beiden Insulinen gleich. 2,5 Stunden nach dem Essen hatte ich mit beiden dann den selben guten Wert zwischen 5 und 6. Allerdings bekam ich, wenn ich nach 2 Stunden wieder was gegessen habe immer gesagt, dass ich berücksichtigen sollte, dass das Humaninsulin noch wirkte und ich sollte weniger spritzen. Beim Analoginsulin ist das nicht mehr.
Ich dachte immer, dass man pro BE eine bestimmte Menge an Insulin braucht. Wenn ich also einen Faktor von 1,5 habe und bei 4 BE 6 Einheiten spritze, dann müssten diese 6 Einheiten Insulin bei 4 gegessenen BE gleichermaßen weg sein egal ob ich Human oder Analog nehme.
Wieso sollte man dann bei Humaninsulin die längere Wirkdauer berücksichtigen?
Hat das damit was zu tun, dass durch die längere Aufnahmedauer der Zuckerabbau auch langsamer abläuft, sprich die Blutzuckerkurve langsamer sinkt? Dies würde dann bedeuten, dass ich beim nächsten Essen nach 2 Stunden immer noch einen höheren Zucker habe, aber im Umkehrschluß auch noch mehr Insulin zur Verfügung habe. Wenn ich nun erneut spritze, dann hätte ich insgesamt ja eine höhere Insulinmenge im Körper.
Unterschiedlich hohe Mengen an Insulin entfalten ja auch eine unterschiedlich starke Wirkung. Hängt es damit zusammen?

... hoffe das war jetzt nicht zu verworren.

Offline Joerg Moeller

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Re: Wirkungsweise von Insulinarten
« Antwort #1 am: August 24, 2007, 11:46 »

Allerdings bekam ich, wenn ich nach 2 Stunden wieder was gegessen habe immer gesagt, dass ich berücksichtigen sollte, dass das Humaninsulin noch wirkte und ich sollte weniger spritzen.


Das hat dir jemand erzählt, der das Prinzip nicht begriffen hat.

Die Grundregel lautet: Man soll nicht in einen laufenden Bolus hinein korrigieren!

Wenn der Bolus also nach 3 Stunden (bei Normalinsulin; bei kurzwirkenden Analoga wie Humalog, NovoRapid und Apidra sind es eher 2 Stunden) beginnt seine Wirkung zu verlieren, dann kann man auch schon mal mit seiner normalen Korrekturregel einen zu hohen BZ korrigieren.

Macht man das vor Ablauf dieser Zeit, dann addiert sich zur Korrekturmenge noch die Menge des laufenden Bolus und es könnte zu einer Hypo kommen (sogar sehr wahrscheinlich)

Anders ist es, wenn du den Bolus spritzt, weil er für zusätzliche BE gelten soll und keinen Korrekturanteil hat!

Einfacher vorstellbar ist das mit einer Waage. Die soll möglichst ausgeglichen sein, also waagerecht stehen. Packe ich etwas auf die eine Seite ohne eine entsprechende Menge auf die andere Seite zu stellen kommt sie aus dem Gleichgewicht.
Spritze ich aber für 2 BE und esse auch die 2 BE blebt sie trotzdem im Gleichgewicht.
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Offline klausing

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Re: Wirkungsweise von Insulinarten
« Antwort #2 am: August 24, 2007, 13:25 »
Danke für die gute Erklärung.
Die Berücksichtigung gilt also nur für den Korrekturfaktor.
Dann habe ich das ja immer richtig gemacht. Ich habe nämlich dann nur die neuen BE berücksichtigt und für die ganz normal gespritzt. Hab mich damals immer gewundert, warum ich dann immer mit guten und nicht mit zu niedrigen Werten raus gekommen bin. Anhand Deiner Erklärung leuchtet mir das ein. Ich habe sozusagen unbewusst alles richtig gemacht.   :)

Es ist zwar in diesem Moment nicht ganz richtig während eines laufenden Bolus erneut was zu essen und zu spritzen, da man ja dabei die Korrektur außer Acht lassen muss, aber von den BE her gesehen ist es dann wiederum doch richtig. Eine nötige Korrektur muss man dann halt später vornehmen. Da ich echt wenig korrigieren muss (lande in 90% aller Fälle nach 2 Stunden zwischen 5 und 7)  komm ich damit gut hin.

Offline Joerg Moeller

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Re: Wirkungsweise von Insulinarten
« Antwort #3 am: August 25, 2007, 12:29 »

Es ist zwar in diesem Moment nicht ganz richtig während eines laufenden Bolus erneut was zu essen und zu spritzen,


Warum nicht? Die Betas machen das bei einem Gesunden ja auch so, wenn der sich entschließt nach dem Essen dann doch nicht auf sein Eis zum Nachtisch zu verzichten.

So wie du es bisher gemacht hast war es absolut korrekt. (Wie dir die Ergebnisse ja gezeigt haben)
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Offline Number6

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Re: Wirkungsweise von Insulinarten
« Antwort #4 am: August 25, 2007, 16:23 »

Warum nicht? Die Betas machen das bei einem Gesunden ja auch so, wenn der sich entschließt nach dem Essen dann doch nicht auf sein Eis zum Nachtisch zu verzichten.


i.v. im Restaurant?  :zunge2:

Offline Joerg Moeller

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Re: Wirkungsweise von Insulinarten
« Antwort #5 am: August 26, 2007, 13:07 »
Klar, wenn du dir den Nachtisch auch i.v. verpasst :zwinker:
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Offline LordBritish

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Re: Wirkungsweise von Insulinarten
« Antwort #6 am: August 26, 2007, 15:30 »

Klar, wenn du dir den Nachtisch auch i.v. verpasst :zwinker:


 :lachen: das möchte ich zu gerne sehen

Offline Joerg Moeller

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Re: Wirkungsweise von Insulinarten
« Antwort #7 am: August 26, 2007, 23:03 »
Naja, ansonsten macht es keinen Sinn sich einen Mahlzeitenbolus i.V. zu setzen.

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dingo1

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Re: Wirkungsweise von Insulinarten
« Antwort #8 am: August 31, 2007, 00:09 »
hi:)

> Allerdings bekam ich, wenn ich nach 2 Stunden wieder was gegessen habe immer gesagt, dass ich berücksichtigen
> sollte, dass das Humaninsulin noch wirkte und ich sollte weniger spritzen. Beim Analoginsulin ist das nicht mehr.

Unsinn, wie Jörg schon anmerkte. Nicht messen und bei laufendem Bolus zusätzliche BE mit dem aktuellen Faktor abdecken.

> Wieso sollte man dann bei Humaninsulin die längere Wirkdauer berücksichtigen?

Hier gilt ne Ausnahme im Vergleich zu den Analoga. Bis so ca. 5-8 I.E. klappt der direkte und lineare Vergleich. Danach hinken die
Humaninsuline trotz SEA/DEA hinterher. Der Faktor ist individuell und somit ist hier
keine pauschal klärende Antwort möglich.

> Hat das damit was zu tun, dass durch die längere Aufnahmedauer der Zuckerabbau auch langsamer abläuft, sprich die
> Blutzuckerkurve langsamer sinkt? Dies würde dann bedeuten, dass ich beim nächsten Essen nach 2 Stunden immer noch
> einen höheren Zucker habe, aber im Umkehrschluß auch noch mehr Insulin zur Verfügung habe.

Immer dieser Zucker:((((
Als Betroffener hat man Insulin als Medikament. Man pfuscht also am Insulinspiegel rum. Gemessen wird der Blutzucker. Ist wohl
offensichtlich was anderes, oder? Wenn die gemessene Zuckerkurve langsamer sinkt, hat man wohl Murks gemacht;)

> Unterschiedlich hohe Mengen an Insulin entfalten ja auch eine unterschiedlich starke Wirkung. Hängt es damit zusammen?

Ja, sicher für Humaninsulin ab ca. 7-8 I.E. ....10.I.E. kann ich mir als erwachsene Person bei nicht sehr fetter
Kost auch noch einzeln verabreichen. Bei mehr Bedarf verteile auch ich die Injektionen auf zwei Orte.

> Dann habe ich das ja immer richtig gemacht. Ich habe nämlich dann nur die neuen BE berücksichtigt und für die ganz normal gespritzt

JA. Man muss/soll auch nicht messen für sowas;)

mfG
dingo1