Autor Thema: Behindertenausweis  (Gelesen 13963 mal)

Offline Michaela V.

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Re: Behindertenausweis
« Antwort #10 am: Juli 14, 2007, 15:49 »
Hi,

ich bin 30 Jahre alt und habe mal ne Ausbildung als Zahnarzthelferin gemacht. Danach war ich nur noch im Büro tätig und mache jetzt nochmal ein Studium zur Redakteurin für Digital- und Printmedien. Was ich danach arbeiten möchte oder ob ich mich Selbstständig mache weiß ich noch nicht!

LG Michaela

Offline tobgrob

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Re: Behindertenausweis
« Antwort #11 am: Juli 14, 2007, 16:07 »
Ich kann Duff Rose nur zustimmen:


Die Firmen die ich kenne (Industrie) zahlen lieber die Strafe als Behinderte einzustellen. Heutzutage sind flexible und tüchtige (Überstunden) Arbeiter gefragt, da ist es jedem Chef ein Dorn im Auge, wenn er den Ausweis sieht, unabhängig davon welche Art von Behinderung denn überhaupt vorliegt. Mein Opa war auch GF bei einer mittelständigen idustriellen Firma und hat mir von dem Antrag abgeraten.  


Denke darüber nach, was es heißt, einen Behindertenausweis zu haben. Das ist die amtliche Bestätigung, dass du nicht mehr voll leistungsfähig bist, der Grad der Minderung ist ja sogar  in % angegeben. Dein Arbeitgeber soll dich trotz der Einschränkung voll bezahlen und dir zusätzlichen Urlaub und zusätzlichen Schutz gewähren. Dazu guckt noch das Versorgungsamt beim Arbeitgeber nach, ob der alles richtig macht.

Behinderungen haben nur einen Vorteil im öffentlichen Dienst, woanders ist das kontraproduktiv.

Als Selbstständiger hast du Steuervorteile, als Arbeitnehmer auf Arbeitssuche ist das der Schlüssel zur Langzeitarbeitslosigkeit.

Gerade als Redakteur wirst du vor der Deadline schwer gefordert, das kann regelmäßig ungeplante Nachtschicht bedeuten. Wenn du deinen Boss hängen lässt,weil du behindert bist, dann geht der Job baden. Das tut sich keiner freiwillig an.

Mit Behinderung bist du in der Buchhaltung oder sonstigen stressarmen Jobs unterzubringen, in der vordersten Front der Produktion in aller Regel nicht.


Was meint Ihr? Ich sehe da bis jetzt keine Vorteile und wüsste auch nicht warum ich sowas brauchen sollte! :kratz:


Du hast Recht, es gibt keine wirklichen Vorteile. Erst wenn du die Rente durch hast, aber dann reden wir nochmal.  ::)

Offline drolli

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Re: Behindertenausweis
« Antwort #12 am: Juli 15, 2007, 12:19 »
Hallo,

ich wäre auch eher vorsichtig !!!

Ic Die Dienstgeber wissen ja mittlerweile auch, daß ein Diabetiker zwar einen solchen Ausweis haben kann, aber deswegen nicht sonderlich eingeschränkt ist.

Das sehe ich anders. Habe schon von einigen Diabetikern gehört, die entweder wegen des Diabetes gefeuert wurden ("...ich weiss, dass ich das als Grund nicht angeben darf, aber ich möchte keine Diabetiker bei mir in der Firma haben ...").


Das wissen aber leider nur die Einrichtungen, welche Krankenhäuser oder sonstige gesundheitsorientierten Einrichtungen sind.


Auch da nicht immer. Ich wurde von meinem Chef gebeten, nicht in der Kantine mein Insulin zu spritzen, andere Mitarbeiter fühlen sich gestört... das Ganze in der Personalkantine eines Krankenhauses...!

Ich habe keinen Behindertenausweis, da es auch Nachteile mit sich bringt, die man abwägen muss. Ausserdem - und das nicht zuletzt - fühle ich mich nicht behindert; zumindest nicht so wie manche anderen Behinderungen, die wirklich entsprechende Hilfen brauchen !!!

Viele Grüße,

Olli

Offline Joerg Moeller

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Re: Behindertenausweis
« Antwort #13 am: Juli 16, 2007, 14:11 »


Ic Die Dienstgeber wissen ja mittlerweile auch, daß ein Diabetiker zwar einen solchen Ausweis haben kann, aber deswegen nicht sonderlich eingeschränkt ist.

Das sehe ich anders. Habe schon von einigen Diabetikern gehört, die entweder wegen des Diabetes gefeuert wurden ("...ich weiss, dass ich das als Grund nicht angeben darf, aber ich möchte keine Diabetiker bei mir in der Firma haben ...").



Das ist ja auch kein öffentlicher Dienst.
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Offline LordBritish

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Re: Behindertenausweis
« Antwort #14 am: Juli 16, 2007, 17:10 »

Auch da nicht immer. Ich wurde von meinem Chef gebeten, nicht in der Kantine mein Insulin zu spritzen, andere Mitarbeiter fühlen sich gestört... das Ganze in der Personalkantine eines Krankenhauses...!


Da habe ich genau die Gegenteilige Erfahrung damals in der Ausbildung gemacht (technischer Ausbilsdungsberuf).
2 meiner Kollegen meinten auch mich ärgern zu müssen und haben sich bei der JAV beschwert...
Tja das Ende vom Lied war es gab allgemein ein paar Sätze vom Ausbildungssleiter das hier keiner wegen seiner Krankheit und notwendigen medizinsichen Versorgung auf die Toliette oder sonst wo abgeschoben wird und
wenn es jemanden stört, der muss ja auch nicht hinschauen usw.

Grüße

Markus

Offline Duff Rose

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Re: Behindertenausweis
« Antwort #15 am: Juli 16, 2007, 22:23 »

Da habe ich genau die Gegenteilige Erfahrung damals in der Ausbildung gemacht (technischer Ausbilsdungsberuf).
2 meiner Kollegen meinten auch mich ärgern zu müssen und haben sich bei der JAV beschwert...
Tja das Ende vom Lied war es gab allgemein ein paar Sätze vom Ausbildungssleiter das hier keiner wegen seiner Krankheit und notwendigen medizinsichen Versorgung auf die Toliette oder sonst wo abgeschoben wird und
wenn es jemanden stört, der muss ja auch nicht hinschauen usw.


Sehr gut!  :super:
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Offline chippy_2001

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Re: Behindertenausweis
« Antwort #16 am: Juli 19, 2007, 16:03 »
Hallo,

war vor ein paar Wochen bei einem Vortrag von Rechtsanwalt Ebert und die Schwerbehinderung war ein wichtiges Thema.

Vorab: Die Frage nach einer Schwerbehinderung dürfte wegen des Antidiskriminierungsgesetztes nicht mehr zulässsig sein, man kann wohl ohne die Folgen fürchten zu müssen, die Unwahrheit sagen. Wenn der Arbeitgeber später dahinterkommt und deswegen den Arbeitsvertrag anfechten will, muss er ja sagen, dass er Dich wegen der Krankheit nicht eingestellt hat. Und das darf er nicht mehr.

Allerdings meinte Hr. Ebert auch, dass man ja nicht wissen könne, ob künftig evtl. die Informationen zur Schwerbehinderung automatisch an einen größeren Empfängerkreis (z.B. Versicherungen) gehen wird und das wäre schon ein Risiko.

Aus Sicht von Hr. Ebert sind vor allem zwei Fälle interessant, um eine Schwerbehinderung zu beantragen:

1. Man ist schon älter und will der Arbeitgeber voraussichtlich nicht mehr wechseln
2. Man ist akut von einer Kündigung bedroht - Achtung! Man sollte die Schwerbehinderung bereits bestätigt haben, wenn der Chef kündigen will. Der Antrag einen Tag vorher reicht nicht mehr aus.

Du kannst aber auch den Ausweis beantragen, auf den Sonderurlaub etc. verzichten und den Arbeitgeber nicht informieren. Nur im Fall einer Kündigung ziehst Du den Ausweis quasi als Joker und bist fein raus.

Wichtig! Wenn die Schwerbehinderung einmal amtlich festgestellt wurde, wird man sie kaum noch los. Nicht-verlängern des Ausweises reicht nicht aus. Damit es für das Arbeitsrecht Sinn macht brauchst Du 50% (oder Gleichstellung) und da sind die Chancen wieder auf 0% zu kommen kaum gegeben - außer Dein Diabetes verschwindet.  ;)

Infos zum Grad der Behinderung findest zu z.B. unter http://www.diabetes-news.de/info/soziales21.htm. Wichtig ist die Formulierung "schwer einstellbar". Du kannst gut eingestellt sein, weil Du Dich bemühst, eine Pumpe hast etc. aber Dein Diabetes bleibt trotzdem schwer einstellbar, sprich auch mit guten Werten kannst Du schwer einstellbar sein.

Gruß

chippy

Offline Joerg Moeller

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Re: Behindertenausweis
« Antwort #17 am: Juli 20, 2007, 12:03 »
Danke Chippy, das war doch mal eine gute Zusammenfassung zu dem Thema (und einiges hätte ich auch ganz anders vermutet)
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Offline chippy_2001

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Re: Behindertenausweis
« Antwort #18 am: Juli 24, 2007, 08:59 »
Gerne.

Noch ein Link zu einem Artikel von RA Ebert aus dem Jahr 2004, damals galt das ANtidiskreminierungsgesetz noch nicht. http://www.diabetespartner.de/patienteninfo/rechte/schwerbehinderung.htm

chippy

Offline Basalrate

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Re: Behindertenausweis
« Antwort #19 am: August 05, 2007, 10:19 »
Hallo,

naja, in der Kantine fühlen sich Kollegen durch das Insulinspritzen belästigt, wenn ich das von meinem Chef zu hören bekommen würde mit der Bitte es nicht mehr zu tun, würde ich mich sehr wundern, das ist Diskriminierung oder vielleicht sogar Mobbing.

Ich habe 50% an der Backe und bisher dadurch nur Vorteile gehabt, jetzt kommt es aber zum Schlimmsten mein AG schliesst, somit nützt mir mein ganzer Kündigungsschutz nix..Und ich muss auf die Suche gehen.

Ich denke bei einem persönlichen Einstellungsgespräch, wenn es dazu kommt, sollte man dieses Thema ansprechen, schon wegen dem Vertrauensverhältnis.. und natürlich auch darauf hinweisen, dass man eben "nur" Diabetiker ist, also kaum oder eher weniger nicht voll belastbar ist, sozusagen den Grund dafür erläutern. In die Bewerbungsunterlagen selbst würde ich es nicht mit reinschreiben..weil das wohl schon zum Vorabaussortieren führen kann, ausser eben bei Behörden oder so.

Wenn also keine Vorteile ersichtlich sind, würde ich den Ausweis auch nicht beantragen, mir hat er jedenfalls jahrelang 5 Tage mehr Urlaub, etwas Geldsparen, nun durch Sozialplan mehr Abfindung und ein gewisses Maß an Kündigungsschutz beschert.

BG
 
Pumpi mit Minimed Paradigm 512 und Novo Rapid