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Autor Thema: 23. Dezember 06  (Gelesen 377 mal)

Offline vreni

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23. Dezember 06
« am: Dezember 23, 2006, 07:15 »
Wandel der Wunschzettel in 50 Jahren


Wilhelm Dinauer


Der Seppi schreibt im Jahr 1948 folgenden Wunschzettel:

Liebes Christkind,
bitte hilf meiner Mama, daß ihr Husten endlich besser wird, und ich hätte so gerne ein ganzes Sackerl voller Schusser, weil man mit denen auch im Winter in der Stub`n soviel spielen kann.
Und wenn ich mir no was wünschen derf, dann möcht` i ganz gern wieda amoi zum Onkel Max nach Holzkirchen fahrn, weil der do a Metzgamoasta is und i so vui Würscht essen derf, wia i dazwing.
Und zum Schluß hob i no oan Wunsch - sogt d`Mama - es waar schee, wennst du uns helfen kannst, daß der Babba endlich aus der russischen Kriegsgefangen-schaft hoam kemma derf.
Vielen Dank liebes Christkind


Weihnachten 1955:
Christina schreibt an das Christkind

Ich wünsche mir ein Monopolyspiel und einen Hula-Huup-Reifen. Dann brauche ich ein Paar neue feste Winterschuhe und einen warmen Mantel, weil ich aus dem alten drausgewachsen bin. Für den Sommer wäre es eine Riesenfreude, wenn ich ein Fahrrad bekäme, daß ich damit in die Schule fahren könnte.
Und ein Paar Schlittschuhe würden mich sehr freuen. Es können auch gebrauch-te sein, weil ich aus den Schuhen doch wieder drauswachse.
Natürlich wünsche ich mir auch was gutes zum Essen, Schokoladenlebkuchen mag ich besonders gern.
Jetzt hoffe ich, daß ich nicht zu viele Wünsche aufgeschrieben habe.
Es muß ja nicht alles sein.
In Dankbarkeit
Christina

Weihnachten 1965
Thomas schreibt:

Ich brauche einen tragbaren Plattenspieler (DUAL) mit Koffer und viele tolle Platten.
Unbedingt muß ich eine neue Skiausrüstung mit Sicherheitsbindung haben, weil wir Ende Januar ins Skilager fahren.
Auch meine Handschuhe und die Haub`n und der Anorak sind total veraltet.
Für den Sommer wären ein Paar Adidas-Fußballschuhe recht und ein Fernsehfußball in schwarzweiß.
Übrigens, für den Weg ins Gymnasium wäre ein Mofa auf die Dauer billiger als die Buskarte.
Mein Lieblingswunsch ist eine Gitarre, aber keine so altmodische braune, son-dern eine moderne weiße mit Metallverzierungen drauf und dazu ein Verstärker. Das muß aber nicht sein.
Euer Thomas

Weihnachten 1975
Sabine schreibt noch eine Geschenkliste

Jede Menge Poster für mein Zimmer,
einen japanischen Taschenrechner,
eine Minox-Kleinbildkamera mit Filmen dazu,
einen tüchtig ausgebleichten Jeansanzug aus der Boutique,
einen Kassettenrecorder mit Kassetten,
Langlaufski mit Zubehör,
für den Sommer eine Tauchausrüstung, wenn wir wieder nach Italien fahren,
ein Klapprad zum Mitnehmen im Auto,
ein selbstklebendes Fotoalbum, es können aber auch mehrere sein.
Bitte abhaken, was ihr mir kauft, und die Liste dann weitergeben an Oma und Tante.



Christkindlbrief 2000
Hi, Christkindl!

Host überhaupts no ebbs gscheits do,
oder bin i z`spat mit`n faxen scho dro?
An tollen Computer möchte i b`stelln.
Und s`Internet derf aa net fehln,
daß i surfen ko wohin i mog,
in der Früah, bei der Nacht und den ganzen Tog!
Mit oam vom Aldi brauchst net kemma,
den konnst höchtens für d`Hause nehma.
A Handy koost ma aa no bringa,
aber des muaß fünf verschiedne Töne singa,
a Mailbox brauch` i obendrei,
i muaß ja allawei erreichbar sei.
Wennst mi boid belieferst, waar net schlecht,
a Woch vorm Fest, des waar ganz recht,
weil i am Heilg`n Abend scho fliag,
nachdem i sonst koan Plotz mehr kriag
im Düsenjet mit Überschall
der bringt mi zum Silvesterball.

Tschüs und Ciao, Dein Kare Huaber
Bring fei pünktlich alles zuawa!
« Letzte Änderung: Dezember 23, 2006, 08:31 von vreni »

Offline vreni

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Re: 23. Dezember 06
« Antwort #1 am: Dezember 23, 2006, 14:38 »
Eine moderne Weihnachtsgeschichte

Der Junge heißt Thomas - und er lebt. Die verzweifelten Eltern legten das Kind in die Babyklappe. Sie sahen zu dritt keine Zukunft. Reumütig kehrten sie in die Klinik zurück und nahmen den Kleinen wieder auf. Eine Geschichte, die das Leben schrieb. Eine moderne Weihnachtsgeschichte.

Der blasse junge Mann will es ganz genau wissen: Wo bitte geht es zum Zehlendorfer Krankenhaus? Und gibt es dort auch wirklich eine Babyklappe? Die junge Frau neben ihm bleibt stumm. Krampfhaft hält sie ein Bündel in den Armen: Es ist ihr Neugeborenes. Nackt. In ein großes Handtuch gewickelt. Der Polizist, den die beiden Autofahrer soeben um Rat gefragt haben, erfasst die Situation sofort. Genau erklärt er dem jungen Mann den Weg und versichert, dass es im Waldfriede auf jeden Fall eine Babyklappe gibt. Mehr sagt er nicht.

Draußen ist es winterlich kalt. Der Himmel voller Sterne. Doch der junge Mann und die junge Frau haben keinen Blick dafür. Sie haben nicht einmal die Kälte gespürt, als sie vor kurzem in ihr Auto gestiegen sind. Zielsicher fahren sie jetzt durch die nächtliche Stadt.

War nicht auch das Jesuskind in Lappen gewickelt? Kam es nicht auch unter einem großen Sternenhimmel zur Welt? War nicht auch Maria bei der Geburt ihres Sohnes allein, nur Josef ihr helfend zur Seite?

Auch die junge Frau im Auto hat ihren Sohn vor wenigen Stunden ganz allein zur Welt gebracht. Abgenabelt hat es der Vater - ängstlich und unbeholfen, hat er dennoch die richtigen Handgriffe getan. Beide haben sie gewusst, dass ein Kind kommen wird, dieses Wissen aber verdrängt. Weil das einfach nicht wahr sein durfte, nicht jetzt, wo die junge Frau endlich eine Ausbildung machen konnte, wo so wenig Geld da war, das Leben so kompliziert. Niemandem haben sie sich anvertraut. Was nicht erwähnt wird, ist nicht da - und kam doch zur Welt. In dieser Nacht. Im Badezimmer. «Es war so ein Glück, dass alles gut ging, dass es keine Komplikationen gab», wird die junge Mutter später sagen. Und der Vater wird nicken. Noch immer fassungslos.

Doch zunächst führt ihr Weg die beiden zur Babyklappe. Endlich am Krankenhaus angekommen, ist es der junge Mann, der das Bündel schnell noch einmal streichelt, bevor er es vorsichtig in den grünen Kasten legt. Allein im kalten Auto fahren die beiden nach Hause zurück. Ein junges Paar, das gerade ein Kind bekommen hat. Nur so froh wie einst Maria und Josef es waren, sind sie nicht über die Geburt dieses Kindes.

In der Säuglingsabteilung des Krankenhauses hat zu diesem Zeitpunkt längst die Alarmglocke geklingelt. Ganz schnell sind zwei Schwestern zur Babyklappe gelaufen. «Seit dem Sommer, als der tote Säugling in unserer Klappe lag, gehen wir immer zu zweit, wenn das Signal ertönt, klopfenden Herzens», berichtet Pastorin Gabriele Stangl, die «Mutter der Babyklappe» im Waldfriede. Sie erinnert sich genau an jene sternenklare Nacht vor wenigen Tagen. «Der Kleine war etwas kühl, sonst aber völlig gesund.» Vier Kilo habe er gewogen, ein liebes stilles Kind. «Ich habe ihn Thomas genannt.» Bald wird sich herausstellen, dass dieser Name das Kind durch sein Leben begleiten soll.

Thomas wird sofort zum strahlenden Mittelpunkt der Station. Drei Tage lang, dann klingelt nachts das Telefon. Am anderen Ende meldet sich eine ängstliche Stimme. Sie wolle so gern ihren Sohn wieder haben, sagt eine junge Frau. Dürfe sie das? Siegbert Heck, Chefarzt der Gynäkologie des Krankenhauses, beruhigt die weinende Anruferin. Natürlich, gleich morgen.

«Ich war so erleichtert. Statt wie eine Außenseiterin, wurde ich geradezu liebevoll behandelt. Ganz anders, als ich das erwartet hatte», sagt später die junge Frau. Die Scham wich der Erleichterung. «Alle waren so warmherzig zu mir, das hat Mut gemacht.» Die Tage ohne das Kind seien die Hölle gewesen. Als die große Panik vorbei war, habe sie nur noch geweint. Immer wieder den Kleinen vor sich gesehen, sich an jede Minute mit ihm erinnert. «Als mein Freund am dritten Tag von der Arbeit kam, haben wir uns weinend in den Armen gelegen und ohne es auszusprechen gewusst, dass wir unseren Sohn zurückholen wollen.» Der nächtliche Anruf kostete dennoch Überwindung. «Schließlich haben wir etwas Schlimmes getan», sagt die junge Mutter leise.

Am ganzen Leibe zitternd, nimmt sie ihr Kind am nächsten Vormittag in die Arme. Dankbar dafür, dass ihm Gabriele Stangl und das Team der Geburtshilfe jene Liebe und Fürsorge gaben, zu der sie und ihr Freund zunächst einfach nicht fähig waren. «Seinen Namen wird unser Kind behalten. Es ist genau der richtige», sagt die Mutter glücklich. Und berichtet, dass sich inzwischen vieles geklärt habe. «Unsere Eltern wollen uns helfen. Auch mein Chef hat großes Verständnis. In einem Jahr kann ich die Ausbildung fortsetzen und werde danach sogar übernommen.» Im Hintergrund gluckst leise das Kind. Wird es später einmal wissen, in welcher Krippe es kurz nach seiner Geburt gelegen hat? Ja, sagt Gabriele Stangl. Jeder Mensch habe ein Recht darauf, von den Umständen seiner Geburt zu erfahren.