Autor Thema: Erfahrungsbericht über Pumpenneueinstellung in Bad Mergentheim  (Gelesen 4493 mal)

Offline haku

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Hallo@,

ich war vom 10.07. bis 24.07.2006 in der Diabetesklinik in Bad Mergentheim. Ich möchte mit meinen Tagesberichten meine Eindrücke und Erfahrungen weitergeben die ich in 2 Wochen in der Klinik gesammelt und mich beeindruckt haben. Es sind ausschließlich meine persönlichen Eindrücke.

1. Tag in Bad Mergentheim

Nach einer längeren Autofahrt mit einem plötzlichen Stopp kurz vor Bad Mergentheim durch die Polizei, zu schnelles fahren beim Überholen eines Busses, erfolgte gegen 10.15 Uhr die Aufnahme in der Klinik und die Zuweisung der Station, anschließend Mittagessen im Speisesaal und erstes Kennenlernen der weiteren Pumpenanwärter. Nach dem Mittagessen erfolgte die Gruppenzusammensetzung, sie ist sehr ausgewogen mit 6 Leuten, ich bin dabei der Oldi  ;).
Vorstellungen der unterschiedlichen Insulinpumpen, vor und Nachteile der Modelle. Entscheidungsfindung soll bis morgen erfolgen.

Anschließend stellten sich die einzelnen Gruppenmitglieder vor. Wir waren eine gut zusammengewürfelte Gruppe, 3 Frauen und 3 Männer.

Nach dem Abendessen erfolgte ein Marsch in die Stadt. Nach einem Rundgang durch die Altstadt erfolgte der Abschluß in einem gemütlichen Lokal, wir hatten ja noch Ausgang.

Um 0.00 Uhr und um 3.00 Uhr wurden wir von der Nachtschwester zum BZ-Messen aus der Nachtruhe gerissen.

Gruß

haku
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Erfahrungsbericht über Pumpenneueinstellung in Bad Mergentheim
« Antwort #1 am: September 16, 2006, 14:10 »
2. Tag in Bad Mergentheim

In der ersten Schulung erfolgte die Typisierung der einzelnen Personen, eingeteilt in NIS (Normale Insulin Sensibilität), HIS (Hohe Insulin Sensibilität), RIS (Reduzierte Insulin Sensibilität), NiIS (Niedrige Insulin Sensibilität). Weiter ging es mit der Basalratenberechnung, dazu sollte jeder den Bedarf von 5 Tagen von Basal und Bolus-Insulin ermitteln und den Æ auf einen Tag auswerten, der neue Insulintagesbedarf wird wie folgt ermittelt: Aktueller Tagesinsulinbedarf – 10 bis – 30% je nach Typisierung, davon 50 % für Basal und 50% für Bolus. Danach erfolgte die Festlegung des Basalbedarfs anhand einer Scheibe zur Basalratenempfindung. Die aufgeführten Werte sind Erfahrungswerte von langjährigen Aufzeichnungen im Diabetes Zentrum Mergentheim.

Nach dem Mittagessen wurde das Protokoll zur Insulinpumpentherapie erläutert und das richtige Ausfüllen erklärt. In der Anfangsfase ist es erforderlich den BZ an 10 definierten Zeiten zu messen sowie Nachts an den bekannten Uhrzeiten.

4 Teilnehmer hatten sich für die Minimedpumpe entschieden. Eine Vertreterin der Firma brachte die Pumpen und erläuterte die Technik und Handhabung. Danach konnten wir die Basalrate programmieren und die Patrone mit dem Insulin befüllen, Vorbereitungen für den nächsten Tag.

Zum Tagesschluß erfolgte die Bolusberechnung und Berechnung zur Normal Korrektur. Der Bolus (früher Essensinsulin) setzt sich wie folgt zusammmen: Insulintagesbedarf für Bolus (50% des gesamten Tagesbedarf) / BE = Faktor. Für die einzelnen Mahlzeiten (3 Hauptmahlzeiten) wurden Relativfaktoren von der Klinik mit einem Programm ermittelt. BE-Faktor x Relativfaktor = FaktorBE für Bolus BE (gerundet), FaktorBE x BE = Bolus.

Die Normal-Korrektur erfolgt nach folgendem Schema:

Tabelle nach Insulinempfindlichkeit aufgeteilt nach Zeitzonen und BZ-Veränderungen, BZ aktuell –Zielwert / BZ-Veränderung, z. B. Zielwert 120, BZ 210 = 90 / BZ-Veränderung 60 (10.00-14.00 BZVER 60)= 1,5 iE Korrektur.

Der Kopf rauchte und es gab Abendessen. Letzter Besuch in der Altstadt ohne Einkehr folgte.

Gruß

haku
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Erfahrungsbericht über Pumpenneueinstellung in Bad Mergentheim
« Antwort #2 am: September 16, 2006, 16:15 »
3. Tag in Bad Mergentheim

Endlich es ist soweit, nach dem Frühstück sollte die Pumpe angeschlossen werden. Zunächst folgte die Auswahl des Katheders, am Anfang durfte kein Teflonkatheder verwendet werden sondern Stahlkatheder. Füllvorgang des Katheders, Katheder setzten, kein Problem fast wie beim Pen und schon lief die Pumpe!!

Zur genauen Einstellung der Basalrate und des Bolus muß wesentlich öfters der BZ gemessen werden, jeweils vor dem Essen und 1,5 Stunden nach dem Essen (pp-Wert) sowie zu festen Zeiten, 10 Uhr, 15 und 21 Uhr, die erste Normal Korrektur erfolgte um 10 Uhr. Bei fast allen war der BZ (>250 mg/dl) zu hoch, da kein Basal am Morgen gespritzt wurde, Korrekturen waren die Folge.

In der folgenden Schulung wurden die Pumpen intensiv mit ihren Einstellmöglichkeiten erkundschaftet, dazwischen erfolgte jeweils die Korrekturmessung.

Am Spätnachmittag folgte die Pumpenvisite. Die Aufzeichnungen der Gruppenmitglieder wurden besprochen und ausgewertet. Einzelne Korrekturen an der Basaltrate wurden vorgenommen. Anschließend war Abendessen und Feierabend. Leider dürfen wir die Klinik die nächsten Tage nicht verlassen. Das Wetter war supper und wir trafen uns auf der Terrasse zum gemütlichen Tagesausklang.

Gruß

haku  :)
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Erfahrungsbericht über Pumpenneueinstellung in Bad Mergentheim
« Antwort #3 am: September 17, 2006, 18:28 »
4. Tag in Bad Mergentheim

Katheter, Pflaster und Hautkomplikationen war das erste Schulungsthema am heutigen Tag. Uns wurden die unterschiedlichen Katheter, Stahl- oder Teflonausführungen, gezeigt und Anwendungen erläutert. Wir hatten alle am Anfang Stahlkatheter angelegt und die meisten wollten beim ersten Katheterwechsel auf Teflon umsteigen. Allergien beim Pflaster und welche Gegenmaßnahmen möglich sind wurden aufgezeigt. Ein Teilnehmer in unserer Gruppe hatte bereits Anzeichen von einer Allergie und somit konnte gleich die Theorie in die Praxis umgewandelt werden.

Das nächste Thema betraf Alarme von der Pumpe und wie man damit umzugehen hat. Störungen können jederzeit auftauchen und ohne Hektik und Panik bekommt man diese in Griff, ob Batterie zu schwach, wenig Insulin im Reservoir oder diverse andere Fehlermeldungen.

Nach dem Mittagessen wurden BE’s festgelegt. Anhand von diversen Lebensmitteln aus dem Alltag gegriffen, sollte die genaue Angabe der BE gemacht werden. Eine lehrreiche Stunde, da die Einschätzung der BE sehr wichtig ist, damit die richtige Bolusrate abgegeben wird.

Es folgte Hypo-Bewältigung Teil 1. Ein grossteil der Langzeit Typ 1er hat Probleme eine Hypo rechtzeitig wahr zu nehmen. Auch ich bin davon betroffen, in der Schulung wurden einige Möglichkeiten aufgezeigt eine Hypo dennoch rechtzeitig zu erkennen. Bei Übungen zur Hypo-Erkennung, wie z. B. Fingerspitzen-Check, Finger-Nasen-Test, Sprachübungen (Fischers Fritz fischt frische Fische, frische Fische fischt Fischers Fritz), Rechenaufgaben, Sehstörungen und weitere Übungen zur Erkennung von Hypos konnte man sich eine Übung zur eigenen Wahrnemung aussuchen und bei der nächsten Hypo ausprobieren.

Nach dem Auswerten der Pumpenprotokolle und Veränderungen von Basalraten folgte das Abendessen und ein gemütlicher Ausklang auf der Terrasse.

Gruß

haku
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Erfahrungsbericht über Pumpenneueinstellung in Bad Mergentheim
« Antwort #4 am: Oktober 02, 2006, 13:41 »
5. Tag in Bad Mergentheim

Kathederwechsel stand an, nach 2 max. 3 Tagen muß der Katheder gewechselt werden und an einer anderen Seite eingebracht werden. Nur wenige Teilnehmer blieben beim Stahlkatheder. Auch ich habe mich für den Teflonkatheder entschieden. Alten Katheder entfernen, neuen Katheder mit dem Reservoir verbinden, füllen des Katheders bis am Ende Insulin austritt, Einstichstelle desinfizieren, Schutzfolie beim Pflaster entfernen und schnell senkrecht in die Bauchdecke einbringen. Es klappte alles ohne Komplikationen auch bei den anderen Teilnehmern. Erst später stellte sich heraus, dass bei einem Teilnehmer der BZ seit dem Wechsel nicht abfiel. Sofort entschloß man sich einen neuen Katheder zu setzen, wieder in Stahlausführung und beim Entfernten des Teflonkatheders sah man sofort eine verbogene Spitze. Daher konnte kein Insulin in den Körper eingebracht werden und der BZ stieg steil an.

Die Oberärztin informierte uns über die Zusammenhänge einer Lipolyse und erläuterte uns das Schema VK.



Nachdem der Kathederwechsel eines Gruppenmitgliedes nicht optimal verlief, hätten wir das Schema VK bald praxisnahe ausprobieren können.
Nachmittags erfolgte noch die Pumpenvisite und das Wochenende rückte näher. Für die zweite Woche waren 3 Gruppenmitglieder in einer zusätzlichen Schulung eingeteilt, Thema Hypowahrnehmungen. Da bei mir auch die Hypowahrnehmung fast gänzlich fehlte wurde auch ich in dieser Schulung angemeldet.

Gemütlich stimmten wir uns auf das Wochenende in der Klinik ein, da wir noch Ausgehverbot hatten.

Gruß

haku :rotwerd:
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