Jetzt ist es bei mir nur so, dass mein Blutzucker morgens irrsinnig hoch ansteigt.
Da dieser Anstieg unabhängig davon zu sein scheint, wann du wirklich aufstehst ist das ein reinrassiges Dawn-Phänomen (DP). Das "Aufsteh-Phänomen" (AP) (hervorgerufen durch einen Noradrenalin-Schub, der die Blutgefässe enger stellt, damit das Blut beim Aufstehen nicht in den Beinen versackt) kann dann natürlich noch dazu kommen.
Einem ausgeprägten DP kann man mit einer Pumpe beikommen - wie Jan schon sagte - oder aber mit einem Basalinsulin, daß um diese Zeit einen ausgeprägten Wirkgipfel hat: Semilente. Leider wurde das aber wieder vom Markt genommen. Eine andere Möglichkeit wäre - wie es auch die Pumpe machen würde - eine halbe Stunde vor Einsetzen des DP einen Bolus zu geben.
Da du ja mit einem sehr guten NBZ aufstehst könnte das bei dir klappen; besprich das doch mal mit deinem Diabetesteam!
Für ein AP braucht man eh so einen kleinen Bolus (von vielen auch "Morgengupf" genannt), der dann auch direkt nach dem Aufstehen gegeben wird.
Nächtliche Unterzuckerungen kommen nicht vor, das überprüfe ich manchmal.
Ja, mach das mal!
Der Blutzuckeranstieg kommt ja soweit ich weiss daher, dass der Körper mit Adrenalin und Cortison "hochgefahren" wird, wenn er merkt, dass er aufwachen soll.
Korrekt. Abhängig ist die Uhrzeit des ganzen vom individuellen Biorhythmus, der durch die Schlafperiode festgelegt wird. (Braucht aber schon ein paar Tage, damit sich das verschiebt; ist also nicht täglich anders)
Ich spritze zur Zeit um 22:00 Uhr 14 Einheiten Levemir. Diese Zeit hatte ich auch schon vorverlegt auf 20:00 Uhr, was aber nichts gebracht hat.
Du hättest es - nach Möglichkeit - eher nach hinten verschieben sollen. Allerdings ist der Wirkgipfel von Levemir eh nicht sehr ausgeprägt, so daß das evtl. nicht ausreicht.
Das andere Extrem bei diesen hohen Werten ist nämlich, dass ich dann Mittags immer dicht vor dem Unterzucker oder sogar im Unterzucker bin.
Welches Bolus-Insulin spritzt du morgens, wieviel durchschnittlich und wie teilst du das auf? (Auf eine oder mehrere Spritzstellen?)
Daran hat auch eine Anpassung der BE-Faktoren nichts geändert. Und zwar beginnt die Talfahrt dann immer so zwischen 10:00 Uhr und 10:30 Uhr. Da stürzt der Blutzucker dann von über 200 auf unter 100 ab, und zwar innerhalb einer Stunde.
Das liegt am Bolusinsulin, möglicherweise ein bißchen verstärkt duch Basal und Bewegung. (Bei Leuten, die morgens als Basal ein NPH spritzen kann es auch daran liegen)
Du kannst dann entweder die auslösenden Faktoren beeinflußen, oder aber so um 09:30 eine Zwischenmahlzeit einlegen - ohne Insulin! - die den Abfall etwas auffängt.
Was mich in dem Zusammenhang noch interessiert ist, ob es irgendwo Informationen zur Wirkungskurve von Insulin (NovoRapid und Levemir) gibt, und zwar Dosisabhängig. Soweit ich weiss hängt der zeitliche Verlauf ja auch von der Höhe der Dosis ab.
Korrekt. Das ist aber von so vielen Faktoren/Variablen abhängig, daß man dafür nur sehr grobe Richtwerte geben kann, die dann auch noch von Insulin zu Insulin unterschiedlich ausfallen. Solche Tabellen taugen also nur bedingt etwas.
Es heisst überall, man soll vor dem Schlafengehen messen
Ja. Damit man nicht mit einem BZ schlafen geht, der schon kurz vor der Hyposchwelle liegt.
Ist 3:00 Uhr ein magischer Zeitpunkt zu dem irgendwelche biologisch auf diese Uhrzeit festgenagelten Dinge passieren?
Ja. 03:00 ist zwar nur ein Richtwert, der auch je nach individuellem Biorhythmus schwankt, aber das schwankt nicht sehr. Zwischen 02:00 bis 03:00 ist die Zeit der höchsten Insulinempfindlichkeit. Der Körper schläft und daher ist die Sekretion vieler Hormone, die insulinantagonistisch (gegen die Insulinwirkung) wirken um diese Zeit am geringsten. Diese Hormone erfüllen im Körper Katalysator- und Regelaufgaben, die eben im Schlaf nicht so stark gebraucht werden.
Und wenn weniger Gegenspieler da sind, dann ist auch die Insulinwirkung am stärksten. Also wird die Dosis der abendlichen Basalgabe vom BZ in dieser Zeit begrenzt. Liegt der BZ da um die 100, dann kann man die abendliche Basaldosis nicht weiter erhöhen ohne eine nächtliche Hypo zu riskieren.
Ich bin nicht an einer Insulinpumpe interessiert, solange ich nicht weiss, woher dieser Blutzuckeranstieg kommt.
Versteh ich voll und ganz. Pumpe wäre zwar die Königslösung, aber wenn man damit noch keine Erfahrungen machen konnte überwiegen die - durchaus verständlichen - Vorurteile.
Ich hab mich auch 17 Jahre mit Händen und Füßen gegen eine Pumpe gewehrt. Heute würde ich nur noch darauf verzichten wollen, wenn es etwas besseres gäbe. (wie z.B. eine Heilung)
Da die Pumpe aber "nur" etwas automatisch macht, was du auch von Hand machen könntest (nämlich das Insulin bedarfsgerecht zu portionieren) kannst du es auch so versuchen.
Ich denke, man muß erst frustriert genug sein, um sich wirklich auf den Gedanken an eine Pumpe einlassen zu können. Fängt man zu früh damit an, dann sucht man nur unbewusst nach Punkten, die die eigenen Vorurteile bestätigen ("Siehst, ich hab's ja gleich gewußt...")
Und wenn du diesen Punkt mal erreicht hast, dann kannst du dir ja ganz unverbindlich mal eine genauer anschauen und mal ein paar Tage mit Kochsalzlösung probetragen. Aber noch ist es nicht so weit