Autor Thema: AVWG  (Gelesen 13392 mal)

Memnoch

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AVWG
« am: März 08, 2006, 12:20 »
Weiß jemand wie das nächsten Monat ablaufen soll wenn das AVWG in Kraft tritt?

Wenn ich das richtig verstanden habe kommen auf Chroniker im allgemeinen und Diabetiker im speziellen hohe Kosten zu! Ich selbst bin Typ 1, aber ich weiß nicht wieviel ich künftig bezahlen muß! Ich brauche auch für andere Krankheiten Medikamente, und meine Hausärztin hat schon letzte Woche gesagt das sie nicht wüßte ob sie mir weiterhin die Rezepte ausstellen kann!

Ich finde es auch ein wenig erstaunlich das das AVWG hier überhaupt kein Thema ist, wo doch die meisten hier betroffen sein werden?! 

Offline AxTRIM

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Re: AVWG
« Antwort #1 am: März 08, 2006, 12:59 »
Holla Memnoch und willkommen im Forum!

Ich halte Deine Angst im Bezug auf Insulin für Unbegründet, was soll man uns den alternativ dazu verschreiben was billiger wäre? Es geht ja nur Insulin. Außerdem sind die Vorteile der Analoga ja nun hinreichend bekannt und sorgen für eine spürbare Therapieverbesserung, also sehe ich auch da keinen Grund warum mein Arzt mir jetzt plötzlich wieder Normalinsulin verschreiben sollte.

Womit genau begründest Du deine Angst?

Fragende Grüße,
Peter
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Memnoch

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Re: AVWG
« Antwort #2 am: März 08, 2006, 13:08 »
Womit ich das begründe? Nun, erstens mit der Ankündigung meiner Ärztin, das ich ab nächsten Monat ohne Medikamente dastehen könnte (und das betrifft nur die anderen Erkrankungen, für die ich z.B. Cortison brauche). Mit dem Diabetologen habe ich noch gar nicht gesprochen. Dafür habe ich das hier gelesen:

http://diabetes-hamburg.de/index.php?main=2&sub=3&archiv=&id=NM-54

Und das hier:

http://www.kmvw.net/forum/viewtopic.php?p=18182&sid=41c1ef0a65c196418f34472600542628

Es geht also auch darum inwieweit Ärzte überhaupt noch bereit sind, teure Chroniker zu behandeln (und lies dazu den ersten Link!), und es geht um die Festbetragsabsenkungen! Wie soll zum Beispiel ein Chroniker, der erwerbsgemindert ist und teure Medikamente braucht, das bezahlen? Höchstbelastungsgrenzen und Härtefallregelungen greifen hier nicht!

Es geht also nicht um die Frage welche Sorte Insulin man benötigt. Sondern um die Verschreibung und die Finanzierung! 

Oliver2

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Re: AVWG
« Antwort #3 am: März 08, 2006, 14:47 »
Ich halte Deine Angst im Bezug auf Insulin für Unbegründet, was soll man uns den alternativ dazu verschreiben was billiger wäre? Es geht ja nur Insulin. Außerdem sind die Vorteile der Analoga ja nun hinreichend bekannt und sorgen für eine spürbare Therapieverbesserung, also sehe ich auch da keinen Grund warum mein Arzt mir jetzt plötzlich wieder Normalinsulin verschreiben sollte.

Es geht nicht um Analoga vs. Normalinsulin, sondern um die Kosten an sich. Mein Diabetologe darf für mich 6,80 EUR ausgeben,
wobei ihm zum Zeitpunkt der Auskunft nicht klar war, ob sich der Betrag auf das Quartal oder gar aufs Jahr bezog.

Offline Angela

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Re: AVWG
« Antwort #4 am: März 08, 2006, 15:19 »
Womit ich das begründe? Nun, erstens mit der Ankündigung meiner Ärztin, das ich ab nächsten Monat ohne Medikamente dastehen könnte (und das betrifft nur die anderen Erkrankungen, für die ich z.B. Cortison brauche). Mit dem Diabetologen habe ich noch gar nicht gesprochen. Dafür habe ich das hier gelesen:
Es kann dir doch kein Arzt deine Medikamente verweigern. Das wäre doch eine Frechheit!
**************
 :unschuldig: LGAngela :unschuldig:

Memnoch

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Re: AVWG
« Antwort #5 am: März 08, 2006, 15:24 »
Es kann dir doch kein Arzt deine Medikamente verweigern. Das wäre doch eine Frechheit!

Sie können es nicht nur, sie müssen es sogar, weil sie sonst ab April selber dafür haften! Das ist jetzt Gesetz. Darum wundert mich ja auch die Stille hier im Forum! Chroniker haben in D ab nächsten Monat ein ernsthaftes Problem! Vor allem diejenigen, die die Kosten ihrer Therapie nicht selber bezahlen können. Lies dir nur mal die Links durch! Ich habe noch viel mehr davon, inklusive den Gesetzestext selber, aber ich wollte hier nicht gleich alles zumüllen.  

Offline moewe

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Re: AVWG
« Antwort #6 am: März 08, 2006, 15:25 »
Ich schrieb schon letztes Jahr in einem Artikel, der in der Zeitschrift Subkutan veröffentlicht wurde, daß sich die Schlinge um unseren (der Chroniker) Hals seit Jahren immer fester zuzieht. Wir bekommen immer weniger Leistung und müssen trotzdem immer mehr bezahlen.

Das Problem ist, daß man mit Krankheit in Deutschland sehr viel Geld verdienen kann. Die Empfänger sind Krankenkassen, vor allem die Pharmaindustrie und auch die Ärzte, wobei es bei denen seit Jahren weniger wird.

Habt ihr euch mal die Paläste angeschaut, die sich die Krankenkassen in den letzten Jahren für ihre Verwaltungen gebaut haben? Wißt ihr, daß sie im letzten Jahr jede Menge Gewinn gemacht haben? Und wer zahlt das alles?

Wir als chronisch Kranke sind für die Leute, die mit Krankheit Geld verdienen, die sicherste Einnahmequelle überhaupt. Sie wollen alles, außer uns wirklich gesund machen, denn dann würden sie ja nicht mehr an uns verdienen. Deshalb ist die Steigerung der Lebensqualität, die ja mit den neuen Insulinanaloga erreicht werden kann, auch für das Institut von Herrn Sawitzki kein untersuchungswürdiges Thema. Nein, das wird sogar explizit ausgeklammert.

Wichtig ist nur, daß wir funktionieren, damit wir arbeiten gehen können, Geld verdienen und brav Steuern, Sozialversicherungsbeiträge und natürlich die Krankenkassenbeiträge bezahlen. Wenn wir dann krank sind, haben wir unseren Wert für diese Gesellschaft verloren und sind nur noch ein unerwünschter Kostenfaktor. Und dieser unerwünschte Faktor soll es auch noch bequem haben? Wozu denn?

Ich wünsche jedem Politiker, der leichtfertig Aussagen darüber trifft, was chronisch Kranken zusteht oder nicht, eine von den zahlreichen chronischen Krankheiten, damit er sieht, wie das ist,  wenn man von Ärzten weggeschickt wird oder Einbußen bei der Behandlung oder Verschreibung von Medikamenten in Kauf nehmen muß.
Aber halt: Wenn ein Minister DM1 kriegen würde, stünde ihm selbstverständlich die breite Palette aller medizinischen Möglichkeiten zur Verfügung. Er muß sicher nicht in vollen Wartezimmern sitzen... Manche Menschen sind eben gleicher als andere :knatschig:

Übrigens hat der Deutsche Diabetikerbund eine Protestaktion gegen den Wegfall von Analoga in der Behandlung der DM2-Patienten laufen. Ich kann nur jedem dringend empfehlen, die Zahl der bisher leider nur 40000 Mitglieder des Deutschen Diabetikerbundes zu erhöhen, damit wir endlich eine Stimme werden, die auch gehört wird! Bisher kann sich Herr Sawitzki darauf berufen, daß 40000 Mitglieder im DDB nicht repräsentativ für 1,5 Millionen Diabetiker in Deutschland sind...

In diesem Staat der Lobbyisten bekommt nur der etwas, dessen Stimme laut genug in den Ohren der Politiker klingelt!

Gruß Ulrike

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Memnoch

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Re: AVWG
« Antwort #7 am: März 08, 2006, 15:34 »
Ulrike, wie ich schon sagte, ist die Frage inzwischen nicht mehr welche Insulinsorte wir kriegen, sondern ob wir überhaupt noch Insulin kriegen! Die Zuzahlungen drohen so hoch auszufallen, das speziell Geringverdiener von einer medizinischen Behandlung völlig ausgeschlossen sind, weil sie ihren Anteil nicht aufbringen können! Selbst dann wenn man noch einen Arzt findet der einem die Rezepte ausstellt!

Oliver2

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Re: AVWG
« Antwort #8 am: März 08, 2006, 15:38 »
Sie können es nicht nur, sie müssen es sogar, weil sie sonst ab April selber dafür haften!

Nö, müssen tun sie es nicht.

Offline moewe

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Re: AVWG
« Antwort #9 am: März 08, 2006, 15:40 »
Ulrike, wie ich schon sagte, ist die Frage inzwischen nicht mehr welche Insulinsorte wir kriegen, sondern ob wir überhaupt noch Insulin kriegen! Die Zuzahlungen drohen so hoch auszufallen, das speziell Geringverdiener von einer medizinischen Behandlung völlig ausgeschlossen sind, weil sie ihren Anteil nicht aufbringen können! Selbst dann wenn man noch einen Arzt findet der einem die Rezepte ausstellt!

Das weiß ich. Aber direkt umbringen können sie uns auch nicht durch nichtverschreiben von Insulin, denn die Euthanasie ist bei uns zum Glück nicht erlaubt.

Hast du bis zu Ende gelesen? Bist du im DDB? Wenn nicht, dann rein mit dir! Dort findest du offene Ohren für den Protest und kannst dich an den Aktionen beteiligen!
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