Autor Thema: AVWG  (Gelesen 13389 mal)

Memnoch

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Re: AVWG
« Antwort #20 am: März 08, 2006, 16:24 »
So ist das eben mit den Euphemismen!

"Arzneimittelverordnungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz" + "wirtschaftsschwächere Personen" = Katastrophe

Memnoch

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Re: AVWG
« Antwort #21 am: März 08, 2006, 18:58 »
Zitat
Ärzteunion Bayern enttäuscht über Verabschiedung des AVWG-Knebelgesetzes.

 
Auf die Verabschiedung des AVWG-Knebelgesetzes reagiert die Ärzteunion Bayern mit großer Enttäuschung. "Es ist den politisch Verantwortlichen offensichtlich nicht zu vermitteln, daß sie mit solchen Gesetzen hauptsächlich die kranken Mitbürger bestrafen, die auf die Leistungen ihrer Krankenkassen gerade im Bereich der Arzneimittelversorgung angewiesen sind, " so Dr.Alfried Schinz, 1.Vorsitzender der Ärzteunion Bayern, heute in München.

"Wir Ärzte werden uns weiterhin mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einsetzen, unseren Patienten eine gute medizinische Versorgung zu bieten. Es ist jedoch nicht zu übersehen, daß durch solche Gesetze der Wille vieler Ärzte, für die Gesetzliche Krankenversicherung als Vertragsarzt tätig zu sein, ausgehöhlt wird.

Gerade bei alteren Hausärzten stellen wir eine zunehmende Bereitschaft fest, sich aus der GKV-Praxis zurückzuziehen. Chronisch kranke Mitbürger müssen für ihre medizinische Versorgung weite Wege auf sich nehmen, und sie müssen zum Teil drastische Zuzahlungen zu ihren Medikamenten leisten.

Diese Kosten werden viele Mitbürger finanziell überfordern, so daß sie auf eine adäquate medizinische Behandlung verzichten müssen.

Der offenbar unaufhaltsame Weg in die Zweiklassenmedizin entlang der Grenze der finanziellen Belastbarkeit unserer kranken Mitbürger ist eine der enttäuschendsten Folgen der aktuellen Gesundheitsgesetzgebung", so Schinz.

Quelle: http://www.aerzteunion-bayern.de/200206



Zitat
Krankenkassen warnen vor höheren Zuzahlungen bis zu 336 Euro pro Packung

Kranke schröpfen per Arznei-Sparpaket?

Die Spitzenverbände der gesetzlichen Krankenkassen fürchten, das neue Sparpaket für Medikamente werde Patienten finanziell überfordern.
         
26.01.06 - Ursache für die Besorgnis der Kassenoberen sind die im „Gesetz zur Verbesserung der Wirtschaftlichkeit in der Arzneimittelversorgung“ (AVWG) vorgesehenen Änderungen im Bereich der Festbeträge. Dies habe zur Folge, dass ab dem 1. Juni 2006 „nur noch 45 Prozent der Verordnungen ohne Aufzahlung erhältlich sein“ werden, verlautet in einer Stellungnahme der Kassenspitzen zum AVWG-Entwurf.

„Die Neuregelungen zu den Festbeträgen führen in vielen Arzneimittelgruppen zu Absenkungen der bestehenden Erstattungsgrenzen um bis zu 65 Prozent (Antidepressiva) mit über die gesetzliche Zuzahlung hinausgehenden Aufzahlungsbeträgen von bis zu 336 Euro pro Packung (Zytostatika)“, heißt es in der Stellungnahme der Krankenkassen-Verbände weiter.

Im Bundesgesundheitsministerium wiegelt man ab; von „Panikmache ohne Kenntnis der Realität“ ist die Rede. Ministeriumssprecher Klaus Vater wirft den Kassen vor, die Gesetzeslage bei der Fixierung von Festbeträgen nicht zu kennen oder nicht kennen zu wollen. Es sei nämlich durchaus möglich, in Problemfällen Arzneipreise zu vereinbaren, die von den Festbeträgen abweichen, so Vater.

Dies will man wiederum bei den Kassen nicht gelten lassen: „Die gesetzlichen Krankenkassen werden sich nicht davon abhalten lassen, vor Gefahren für die Arzneimittelversorgung Schwerkranker zu warnen, die durch bestimmte Regelungen im Gesetzentwurf angelegt sind“, betonen die Vertreter der Spitzenverbände. Offenbar seien dem Sprecher des Gesundheitsministeriums die Wirkungen des AVWG-Entwurfs nicht bekannt. Denn bei festbetragsbedingten Aufzahlungen bestünden im Gegensatz zur normalen Zuzahlung weder Ausweich- noch Befreiungsmöglichkeiten.

Quelle: http://www.aerztlichepraxis.de/artikel?number=1138274639

Offline Archchancellor

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Re: AVWG
« Antwort #22 am: März 09, 2006, 07:41 »
Ich wünsche jedem Politiker, der leichtfertig Aussagen darüber trifft, was chronisch Kranken zusteht oder nicht, eine von den zahlreichen chronischen Krankheiten, damit er sieht, wie das ist,  wenn man von Ärzten weggeschickt wird oder Einbußen bei der Behandlung oder Verschreibung von Medikamenten in Kauf nehmen muß.
Aber halt: Wenn ein Minister DM1 kriegen würde, stünde ihm selbstverständlich die breite Palette aller medizinischen Möglichkeiten zur Verfügung. Er muß sicher nicht in vollen Wartezimmern sitzen... Manche Menschen sind eben gleicher als andere :knatschig:

(ohne Worte)

schön für dich, wenn du so etwas noch nicht erlebt hast, Oliver. Ich habe! Und ich kann dir flüstern, daß es dir beschissen geht, wenn der Arzt dich mit der Bemerkung: wir nehmen keine neuen Patienten mehr auf.. wegschickt, nur weil du gesagt hast, daß du DM1 bist!
Hierbei reicht es auch schon wenn man nur mal zum orthopäden will??
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Offline Joerg Moeller

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Re: AVWG
« Antwort #23 am: März 09, 2006, 09:38 »
Verachtung wem gegenüber? Mir?

Keep cool! Man kann auch eine Aussage als solche verachtenswert finden. 'Verachtung' ist dafür vielleicht ein bißchen zu vorschnell geurteilt, aber als etwas blauäugig würde ich das schon auch beurteilen. Ich wünsche niemandem irgendeine Krankheit an den Hals, auch meinen Feinden nicht.
Jemanden, der das tatsächlich so meint würde ich allerdings auch zutiefst verachten!

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Offline Joerg Moeller

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Re: AVWG
« Antwort #24 am: März 09, 2006, 09:58 »
Bezüglich des AVWG: Leute, lasst euch nicht unnötig in Panikstimmung versetzen; die Versorgung mit Insulin ist sichergestellt.
Entweder durch den behandelnden Arzt oder durch das nächste Sozialgericht. (Das kann per einstweiliger Verfügung noch am selben Tag passieren)

Aber spielen wir ruhig mal den Fall durch, ein insulinpflichtiger Diabetiker bekäme sein Insulin nicht verschrieben; was passiert dann? Er rutscht in eine Ketoazidose = lebensgefährlicher Zustand = Krankenhausbehandlung, u.U. Intensivpflichtig. Dann sind wir in Nullkommanix nicht bei 200 Euro für eine Packung Insulin, sondern bei ein paar tausend Euro für eine dauerhafte stationäre Therapie (ohne ausreichende Versorgung mit Insulin kann man ja nicht entlassen werden)

Und was heißt eigentlich "Festbetragsregelung"? Das heißt, daß es ein notwendiges Medikament A gibt, daß X Euro kostet. Will jemand aber unbedingt Medikament B (das Y Euro kostet), dann übernimmt die Kasse nur den Preis X und die Differenz zu Y muß er selber zuzahlen. Na und? Wenn ich gut riechen will, dann kann ich mir für 1,59 ein Deospray kaufen, oder für 159 Euro ein Designer-Parfum.

Wenn man Kopfschmerzen hat, dann kann man sich rezeptfrei Aspirin 300mg für 7,49 kaufen oder ASS Ratiopharm 500 mg für 5,00 Euro. In beiden ist derselbe Wirkstoff (Acetylsalicylsäure)...
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Offline Angela

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Re: AVWG
« Antwort #25 am: März 09, 2006, 10:00 »
Is arg was es bei euch für Probleme gibt. Bei uns gibts sowas (noch?) nicht. Aber unser Gesundheitssystem is auch anders als bei euch. Aber man weiß nie, unserern Krankenkassen geht es ja auch nicht gut.
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Memnoch

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Re: AVWG
« Antwort #26 am: März 09, 2006, 12:29 »
Jörg, ich wünschte ich könnte deinen Optimismus teilen, und ich hoffe wirklich das du recht hast (und glaube mir, ich klammere mich momentan an jeden Strohhalm)! Nur habe ich es nach allem was ich gelesen habe etwas anders verstanden, nämlich das Zuzahlungen oft selbst bei Generika (sofern überhaupt vorhanden) fällig werden! Nur eine Minderheit aller Produkte wird noch zuzahlungsfrei erhältlich sein!

Überhaupt sind die Zuzahlungen das eine von zwei Hauptproblemen! Nichts für ungut, aber das ich Humalog problemlos verschrieben kriege und ohne Zuzahlungen bekomme glaube ich erst wenn ich es sehe! Ich hatte es jedenfalls so verstanden das für die Festbeträge zumindest die Preise vom Humaninsulin gelten sollen (als preiswertere "Alternative")! Kann ich zwar was falsch verstanden haben, aber der Bericht vom Diabetologen im Link in meinem ersten Posting klingt da nicht sehr vertrauenerweckend! Es geht ja auch um Verordnungsmengen! Was, wenn jemand mehr Insulin braucht als der "Durchschnitt"? Und was machen z.B. die Diabetologen, die ständig die Latte reißen werden, weil sie fast ausschließlich teure Patienten haben?   

Das andere Problem sind natürlich Ärzte wie mein HA die in vorauseilendem Gehorsam sich ihrer Chroniker entledigen wollen! 

Ich fürchte also, ganz so einfach wie du sagst wird es wohl nicht werden! Ich wünschte es wäre so.   

Was deinen Vergleich von lebenswichtigen Medikamenten mit Parfum betrifft - um harte Ausdrücke zu vermeiden belasse ich es mal bei dem Begriff "fragwürdig"! Oftmals ist es so das die preiswerteren Medikamente älter sind und z.B. mehr Nebenwirkungen haben. Muß nicht sein, kommt aber vor! Aber auch in diesem Fall ist man gezwungen das billigere Produkt zu nehmen. Ist das preiswertere Medikament dagegen tatsächlich identisch mit dem teureren Produkt, habe ich nichts dagegen das preiswerte Produkt zu nehmen. Nur - das passiert doch ohnehin schon lange so! Ärzte verschreiben i.d.R. so das man immer das preiswerteste Produkt bekommt. Das AVWG zielt auf was ganz anderes ab! Es friert den Stand der medizinischen Versorgung auf dem gegenwärtigen Niveau ein, macht teilweise sogar einen Schritt zurück! D.h. das man als Chroniker nur in Ausnahmefällen weiter vom medizinischen Fortschritt profitieren kann! Und das sind dann auch die gängisten Kritikpunkte! 

Offline LordBritish

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Re: AVWG
« Antwort #27 am: März 09, 2006, 16:51 »
Tja ich frage mich wer da zum Schluß noch durchfinden soll und ob der ganze Zirkus überhaupt
Geld spart. Durch den ganzen zusätzlichen Verwaltungsakt entsteht mit Sicherheit ein nicht unerheblicher
zusätzlicher Kostenfaktor der nicht nötig wäre.
Aber ganz so einfach wird das mit Sicherheit nicht zu sagen hier Du bekommst nur Produkt a oder nur Humaninsulin.
Sofern eine medizinische Begründung und Notwendigkeit vorliegt müssen die doch das entsprechende Produkt zahlen.
Es heißt ja immer so schön das medizinisch Notwendige ja und wenn ich eine Allergie habe muss ich zwangsweise ein anderes nehmen.

Offline dieter50

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Re: AVWG
« Antwort #28 am: März 09, 2006, 23:30 »
Na ja wenn ich das so alles lese und auch in meinen kleinen Gehirn verarbeiten muss
denke ich  was habe ich als kleiner DM  ler  noch für Möglichkeiten  um das zu beeinflussen
Panik ist glaube ich nicht angebracht 
Nicht nur wir Insulaner bewegen  uns in einer zwei klassen Gesellschaft
Entweder  arm oder reich  gesund oder krank es gibt immer Gewinner  und  Verlierer 
und ich bin der Meinung  das auch wir für uns ein weg finden werden mit unsere  Krankheit
weiter hin zu Leben

  :wehren:

Offline LordBritish

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Re: AVWG
« Antwort #29 am: März 10, 2006, 07:20 »
was habe ich als kleiner DM  ler  noch für Möglichkeiten  um das zu beeinflussen

Ein klein wenig Einfluss hast Du schon, sofern Du im DMP eingeschrieben bist...
Du kannst jeder Zeit austretten und bezahlen müssen die eh die ganzen Untersuchungen die
im DMP Pflicht sind. Wenn man austritt bekommt man trotzdem die ganzen Untersuchungen,
da medizinisch notwendig nur die KK schaut in die Röhre 5000,- EURONEN weniger  :zwinker:
(So ist jedenfalls mein Kenntnisstand)