Hallo Firegirl!
Hm..seit ich heute Deine Beiträge gelesen hab, denke ich immer wieder dran und möchte versuchen auch darauf zu antworten.
Vorneweg: Deine Geschichte erinnert mich sehr an eine, die ich ein wenig kenne - also ich hoffe, dass nicht ICH die Diabetologin bin, zu der Du nächste Woche gehn wilst (ich hatte grad erst so eine Anfrage). Also falls Du in Wien wohnst und zu mir kommen möchtest, schick mir bitte gleich eine PM, denn dann möchte ich hier nicht mitreden.
Hier völlig ungeordnet und nicht gut ausformuliert meine Gedanken - es ist schon spät und ich muss noch arbeiten:
Ich möchte Dich ermuntern, doch alles ein klein wenig lockerer zu sehen: Du schreibst im letzten Thread "..ist er zwischen 7,2 und in ganz schlechten Zeiten bei 7,8, letztens hatte er sogar 7,0"...
Ich weiß ja nicht wies jetzt ist - aber in Zeiten des "Diabetes-Burnout" ist 7,0 doch gar nicht so schlecht!
Glaub mir, ich _weiß_ um Spätschäden und hab auch genug davon gesehen um um die Wichtigket einer guten Einstellung zu wissen - aber ich weiß auch, dass es in ( fast?) JEDEM Diabetiker-Leben Zeiten des "Burnouts" gibt, wo einfach nichts mehr geht, wo man sich einfach nicht so perfekt um den Diabetes kümmern _kann_. Viele hier im Forum kennen/kannten solche Zeiten - nicht jeder kann immer zum "5er-Cub" gehören! Und die, die hier mitschreiben, sind hoch motiviert und in gewissem Sinn eine tolle "Positiv-Auslese", was Wissen, Motivation und Bereitschaft zum Gedanken- und Erfahrungs-Austausch anbelangt.
Den Diabetes gut zu führen, wird natürlich vor allem in Stress-Zeiten schwierig - Du schriebst von einem großen Umzug, heisst das auch berufliche Veränderung für Deinen Mann?
Ich denke, Angela hatte damals im alten Thread schon recht, als sie gleich eingehakt hat: " wenn er nur zweimal täglich spritzt, hat er denn dann keine ernsten Probleme" ( sinngemäß zitiert). Nach dem. was Du da anfangs geschildert hast, hätte ich jedenfalls ein HbA1c höher als 9 erwartet!
Ich glaube nicht, dass Gespräche oder Unter-Druck-Setzen viel bringen. Nur Kummer und Stress auf beiden Seiten und auf Dauer eine ernste Gefährdung der Partnerschaft.
Letzlich ist es die Entscheidung Deines Mannes, von Tag zu Tag, wie er mit dem Diabetes umgeht. Klar, Du machst Dir Sorgen wegen der Spätschäden.....
nur: das ist Dein Teil - und immerhin kann jeder von uns schon morgen aufgrund eines Unfalls schwer behindert sein ( udn dann ist es ziemlich egal, ob man selbst oder der andere Autofahrer "schuld" war)
Ich glaube, wenn man in einer festen Beziehung lebt, ist es schon wichtig, immer wieder für _sich selbst_ zu klären, wieweit man da wird mitgehen können, wenns dem anderen mal wirklich schlecht geht und er/sie Pflege oder Hilfe braucht... dass das alles dann, wenns soweit ist, eventuell wieder ganz anders aussieht ist auch klar, aber darüber nachdenken find ich schon wichtig und gut. Du bist wegen des Diabetes Deines Mannes näher an solchen Problemen dran und daher irgendwie immer wieder gezwungen, Dir solche Fragen zu stellen.
Ich weiß nicht, wie hoch das HbA1c Deines Mannes jetzt ist - aber wenns wieder unter 8 ist - wie wärs dann mit gar nicht viel Kommentar, nur ein wenig Anerkennung? Denn auch ein HbA1c von unter 8 bekommt man nciht "geschenkt", dafür muss man doch schon einiges tun.... ich denk mir, du könntest sowas sagen wie "boah ist doch gar nicht so übel in so schwierigen Zeiten!" - aber nur, wenn du das wirklich vorwurfsfrei und ehrlich rüberbringst. Denn wenn da auch nur eine Spur Kritik mitklingt, könnte es sein, dass Dein Mann sich noch mehr verschließt.... und sich dann auch nciht besser um seinen Zucker kümmert.
Ich habe selbst einen Sohn, der auf regelmäßige Tabletten-Einnahme, halbwegs zur selben Zeit und in exakter Dosierung _angewiesen_ ist - ist kein Diabetes aber wenn er damit schlampt gehts ihm schlecht und es kann auch unangenehme Folgen haben - ich kann daher vielleicht ein klein wenig nachvollziehen wie schwer das ist, die Verantwortung ganz beim anderen zu lassen ( mein Sohn ist schon 18 und nun schon eine ganze Weile natürlich selbst für die Therapie verantwortlich). Und ich habe einige Diabetiker als Freunde - manche gut, manche weniger gut eingestellt, und hab vielen von ihen schon ungerührt zugesehen bei ihrem Altag.. natürlich ist das in einer Partnerschaft viel schwieriger, trotzdem: ich bin überzeugt davon, dass das der einzige Weg ist - Dein Mann ist der Diabetiker, nicht Du!
Unterstützen kannst Du ihn meiner Meinung nach nur, indem Du, falls Du kochst, Dinge kochst, deren BE-Gehalt einfach einzuschätzen ist, und ev. auch mal ( selten!) dazusagst: "ich habs ausgerechnet, der Kuchen hat 3,5BE". Aber wirklich nur nebenbei und ohne Vorwurf und ohne darauf zu schielen ob er missst oder spritzt.
Denn sonst, fürchte ich, wird der Diabetes immer mehr zum beherrschenden Thema in Eurer Partnerschaft - auch wenn Ihr nicht jeden Tag darüber redet, ist das "Thema Nummer 1" unterschwellig immer präsent...und das ist pures Gift für jede Beziehung.
Du wilst doch JETZT eine gute Beziehung zu Deinem Mann, zum Vater Deiner Kinder haben , Du liebst ihn JETZT.- Keiner von uns kann wissen, was in einigen Jahren ist....
Was vielleicht auch gut wäre: dass Du ihm gegenüber nur mehr das ansprichst, was es für Dich so schwierig macht, so auf die Art:" Schatz, Du hast einfach Pech dass ich Krankenschwester bin - der Diabetes ist alleine Deine Sache, das weiß ich ja vom Kopf her aber es ist oft SOOO schwer den Diabetes auch wirklich Dir zu lassen - immer wieder glaub ich, dass ich mich einmischen muss. Mag ich eigentlich nicht und ich weiß dass das nicht gut für uns ist, aber es passiert immer wieder mal - aber ich bemüh mich ehrlich, Dich mit dem Diabetes in Frieden zu lassen..."
"nur - wenn ich selbst grad müde bin oder nicht so gut drauf und ich sehe dass du nicht spritzt, dann macht mcih das rasend - ds ist ber ganz aleine MEINE Angst! Ich arbeite ehrlich dran, das gar nicht mehr zu bemerken, aber es gelingt mir noch nicht immer..."
Ich erinnere mich gut an ein Abendessen mit einer sehr sehr engen Freundin, die in der Pizzeria 2 x Lachs-Spaghetti, ein Tiramisu und 3 Glas Pfirsichwein(!!!) verdrückte - und dabei weder gemessen noch gespritzt hat... wir hatten lange schon vereinbart, dass der Diabetes ihre Sache ist, und dass wir nur darüber reden, wenn wir vorher vereinbaren "jetzt reden wir als Ärztin/Diabetikerin" - aber an diesem Abend hab ich meine ganze Beherrschung gebraucht! Und es hat sehr wehgetan - aber Kritik häte sie nur noch zusätzlich verletzt....
Eine rein praktische Frage ist mir noch eingefallen.
warum kann denn Dein Mann in der Arbeit nicht messen, wenn er das Messgerät zuhause vergessen hat? Ja hat er denn kein zweites? Wenn nein, dann kümmert Euch doch drum! Jeder kann das Messgerät überall vergessen, ich denke, ein Typ1-Diabetiker sollte wirklich zumindest ein 2. in der Arbeit haben! Dann müsstest Du auch nciht immer das Gefühl haben "er tut in der Arbeit gar nichts für seinen Zucker". ich denke, das stimmt nicht -kann mir kaum vorstellen, dass das Hba1c um die 7 ist, wenn er nicht auch tagsüber wenigstens einigermaßen für die BE spritzt. Und er käme sich weniger kontrolliert vor. Klar ersetzt das nicht eine Protokoll-Führung, aber vielleicht brauchst Du einfach noch einige Geduld, bis das auch wieder klappt - Dein Mann weiß ja wies geht!
Ales Gute Euch beiden!
Susanne