Aloha Sweetys!
Ich bin dann wohl der Neue hier und wie sich das gehört stell ich mich erstmal vor
Außerhalb des Internets ruft man mich im Allgemeinen Peter und das tut man nun bereits seit 27 Jahren. Ich bin, wie aus meinem Namen wohl hervorgeht, männlich und arbeite als Informatikkaufmann in einer Datenzentrale. Verheiratet bin ich auch seit gut 6 Monaten aber Kinder sind (noch) keine da
Jetzt zu meiner Geschichte:
Alles fing wohl irgendwann diesen Sommer an, ich erinnere mich an Tage an denen ich Durst hatte - aber keinen normalen, die meisten wissen wohl was ich meine. Ich kam mir teilweise vor wie ein menschlicher Durchlauferhitzer - oben kalt rein, unten warm raus
10 Liter/Tag waren da mal keine Seltenheit.
Das habe ich aber ignoriert und auf die Hitze im Sommer geschoben. Am 21.09. ging es dann mit meiner Frau in Flitterwochen ins sonnige Florida wo wir einige viele Freizeitparks besuchten und uns nachher in Key West und Miami erholten. Und im Urlaub fing es dann so richtig an. Kalte Getränke wurden eine Art Droge für mich. Häufig drehten sich alle Gedanken nur darum wo ich neuen "Stoff" herbekomme und wie ich meiner Süßen wohl klar mache das ich schon wieder Durst habe. Nebenbei besuchte ich in den Parks mehr Toiletten als Attraktionen und selbst meiner Maus viel auf, dass da irgendwas falsch läuft. Auch hatte ich Morgends oft Probleme mit den Augen, konnte nur noch ein paar Meter weit scharf sehen und ansonsten war alles verschwommen. Nachmittags jedoch war meine adlerhafte Sehleistung wieder hergestellt. Wir schoben diese ganzen Symptome erstmal auf die durchgehend klimatisierten Zimmer und das mein Körper und besonders meine Augen die trockene, kalte Luft wohl nicht vertragen. Ich dachte mir, dass durch die nächtliche Austrocknung auch der imense Durst zu erklären sei.
Irgendwann dann kam der letzte Tag und es ging ab in den Flieger. Ich kann euch sagen, dass ich da nicht durchgedreht bin grenzt rückblickend an ein Wunder. Wir flogen mit LTU und ich saß am Fenster. Jeder weiß, dass in der Holzklasse es mit der Beinfreiheit bei 1,85m Größe nicht so toll bestellt ist. Ich wurde von fiesen Krämpfen geplagt und mußte alle 30 Minuten aufstehen und durch die Gänge laufen um überhaupt mal kurzzeitig schmerzfrei zu sein. Zusätzlich war es ein Nachtflug und die Besatzung legte wohl auch lieber ne kollektive Schlafschicht ein als sich um die Passagiere zu kümmern. Mein Durst war pervers!!! Das erste was ich außerhalb des Zollbereiches gemacht habe war mir nen halben Liter Cola zu kaufen und zu exen. Da ahte ich ja noch nicht das gerade der Zucker schuld an meinem Durst ist. Intelligenter Weise hatte ich natürlich auch in den Staaten versucht meinen Durst mit Coke, MountainDew, floridianischer O-Saft und anderen klebrigen Getränken zu löschen - erfolglos.
Am Abend der Ankunft waren wir dann bei meinen Eltern eingeladen. Als sind wir hin, haben erzählt und ich natürlich literweise Getränke in mich reingeschüttet. Ein Liter Cola und 2 Dosen Red Bull waren es wohl innerhalb von 2 Stunden.
Das viele Trinken und unsere Erzählungen von meinem Durst und dem unscharfen sehen brachten meine Ma zum Grübeln.... Sie ist selber seit 7 Jahren Typ-1 Diabetikerin. Kurz entschlossen holte Sie Ihren AccuCheck aus dem Schrank, piekste mir mal ganz fies in den Finger und maß meinen Blutzucker. Nach ein paar Sekunden blinkte Ihr Gerät lustig das Wort "Hi" vor sich hin. Meine Ma war ziemlich erschroken da Hi bei Ihrem Gerät wohl auf einen Wert jenseits der 500 hinweißt. Mein Daddy aber blieb ruhig, schob den hohen Wert auf das Red Bull oder das ich vielleicht irgendwas süßes an den Fingern hätte. Also warteten wir eine Stunde, ich trank zwischenzeitlich nen Liter Wasser, ging mir dann die Hände waschen und wir maßen wieder - mit dem gleichen Ergebniss. Meine Ma und meine Frau waren drauf und dran mich ins Krankenhaus zu schleppen, aber mein Daddy und ich - geborene Optimisten - sahen das alles nicht so dramatisch und wir wollten dann lieber mal bis Morgen warten.
Am nächsten Morgen dann riss meine Frau mich um 7 aus dem Bett und schleppte mich zum Arzt - ich selber wäre wohl freiwillig nicht gegangen. Dort erzählte ich kurz die Begebenheit worauf ich sofort ins Behandlungszimmer gesteckt wurde. Dort maß eine Arzthelferin meinen Blutzucker... 273 mg/dl und das nüchtern. Jetzt kam das volle Programm, Urin abgeben, Blut abzapfen lassen usw. und so fort. Ich bekam meine erste Insulinration in den Bauch gejagt und wurde erstmal Frühstücken geschickt. Nach drei Stunden wieder beim Arzt gabs die Diagnose sehr später Typ-1 Diabetiker. Mein HbA1c Wert lag bereits bei 11.8
Mein Arzt und seine Frau (nützlicherweise Diabetologin) rangen mit sich ob ich jetzt ins Krankenhaus sollte oder ob ich selber probieren dürfte. Man entschied sich Gott sei dank für letzteres. Ich bekam direkt mein OneToch Ultra Messgerät, meine zwei OptiPen 1 - einer gefüllt mit Apidra, einer mit Insuman Basal - diese grausame Stechhilfe und... ne ordentliche Menge Lebensversicherung in Form von kleinen Traubenzucker-Tafeln. Nachmittags wurden meine Frau und ich direkt bei der Frau meines Arztes geschult, Samstag auch nochmal. Ich muss sagen, ich fühlte mich selten so gut betreut, besonders in einer Phase wo man doch noch ziemlich geschockt ist und sich erstmal mit allem abfinden muss.
Innerhalb von zwei Wochen wurde mein BZ dann langsam auf Werte um die 100 mg/dl herangeführt - so waren Nebenwirkungen wie unscharfes sehen kaum vorhanden
Ich drück mir seitdem Morgends 20 IE Insuman und Abends 12 IE Insuman, vor dem Essen rechne ich mein Apidra selber aus (Buchtipp: Kalorien mundgerecht / immer mit BE Angabe) und pendel zwischen 60 und 150 mg/dl. Gerade heute bin ich das erste mal mit unter 100 mg/dl aufgewacht... ok, waren 99 aber trotzdem war ich glücklich
Eigentlich finde ich meine Krankheit ja ziemlich spannend, auch wenn ohne sicherlich schöner wäre. Jedoch stecke ich den Kopf nicht in den Sand und versuche das Beste drauß zu machen, darum habe ich mich jetzt hier angemeldet und möchte mich aktiv am Forum beteiligen. Mal nen Tipp einholen, mal einen geben - zusammen sind wir stark
Ich freue mich wenn ihr das jetzt alles gelesen habt und hoffe, dass Ihr in Zukunft noch viel mehr - hoffentlich auch nützliches - von mir lest.
Ganz doll Danke für den herzlichen Empfang, und jetzt, auf gehts und ab ins Forum-Leben
Viele liebe Grüße,
Peter
