Hallo Ralf,
Wenn ich das hier richtig verfolge, ist in der Endokrinologie noch nicht der Weisheit letzter Schluß gefunden ?
Ich will wirklich nicht behaupten, von dem Gebiet einen erwähnenswerten Schimmer zu haben.
Mir persönlich erschließt sich eigentlich immer mal was anhand des praktischen Zusammanhanges.
Wenn dann auch noch eine theroretische Erklärung zur Praxis passt, umso besser.
Mir ist das ableitbare oder nachvollziehbar sich ergebende Steuerungsmodell der letzlich springende Punkt.
Im Bereich Endokrinologie/Diabetologie sind die Veränderungen der Erkenntnishorizonte in 20 Jahren schon
erstaunlich gewesen. Schon alleine gesehen an "basalen" Dingern.
Schau Dir an, welche Steuerungsschritte der Basalratenversorgung Insulinpumpen in den 80er Jahren noch
hatten.
Meine Erste, die Höchst-Tron (Vorläufer der H-Tron) war da schon sehr differenziert und "modern" mit einer
Schrittgröße von 0,25 IE/h Varianz und das sogar in schon 1-stündlich programmierbaren Intervallen.
Andere Pumpen hatte eine durchgehende Basalratengröße oder nur 4 Tagesintervalle.
Wir mir scheint, hat sich erst anhand der praktischen Erfahrbarkeit der Steuerung des Blutzuckers
durch die Insulinpumpentechnik die Erkenntnis weitläufiger verbreitet, auf wie kleine Insulinmengen
ein Stoffwechsel überhaupt reagieren kann.
Heute ist man bei Basalratenschritten von bis zu 0,025 IE/h in bis zu 1/2 stündlichen Schrittintervallen gelandet.
Vielleicht etwas übertrieben. Teupe sagt, dass es Diabetiker ohne eigene Insulinproduktion gibt, die einen
Tagesgesamtinsulinbedarf (basal und prandial!) von weniger als 5 Insulineinheiten haben, dabei gar eher füllig und auch nicht
unbedingt zwergenhaft sind.
Endokrinologisch gesehen fand ich auch den Ausflug wegen der Sartane (siehe Telmisartan) spannend. Da wirkt was,
man weiß Einiges, aber man weiß Manches halt auch nicht.
Um noch mal auf (Nor-)Adrenalin zu sprechen zu kommen. Der eine Diabetiker bemerkt adrenergene Blutzuckeranstiege,
der andere nicht.
Wenn wir die jetzt klassifizieren, könnten vielleicht die ohne große BZ-Steigerungen eher schlank sein und eher wenig
Tagesgesamtinsulin brauchen.
Die mit adrenergener Blutzuckersteigerung könnten vielleicht eher mehr Tagesgesamtinsulin verbraten und
eher zum Fettansatz neigen.
Der intravenöser Stimulationsversuch mit Adrenalin, bei einer eher ruhiggestellten Testgruppe, ergibt nun, dass Blutzuckeranstiege
erfolgen. Es lässt sich sogar noch nachweisen, dass da Leber- und Niere Zucker mobilisieren.
Dann steht im Lehrbuch ...
Für ein Steuerungsmodell nach Lehrbuch passt das dann auf den dürren Insulinempfindlichen wohl weniger, während der
Füllige im Stress vieleicht besser ein paar Insulineinheiten dazu gibt.
Da Teupe sich IMHO immer am Erfahrbaren orientiert hat, schau ich da halt genauer hin, wenn er sagt, Adrenalin spielt
hinsichtlich der Blutzuckeranstiege eine untergeordnete Geige.
Ich bin ja auch eher dünn, und eher insulinempfindlich.
Aufgrund der durchaus sehr unterschiedlichen metabolischen Abläufe, Störungsmöglichkeiten und genetisch bedingten Ausstattungen
muss man sich sicherlich hüten, zu verallgemeinern. Passiert mir aber auch schon mal.
Und da hat Jörg IMHO völlig recht zu sagen, eine Meinung reicht nicht.
Aber zwei "vorherrschende" Lehrbuchmeinungen könnten auch schief liegen.
Ich sage halt, dass mir, wenn eine Ansicht auf mich (zufälligerweise) 98-pro passt, diese zum Ausbau meines Handlungs- und
Erklärungsmodells zupasse kommt (erst mal und solange sie passt).
Weil mir dass ein wenig Spaß macht, bastel ich auch mal weiter und habe
mir denkbare Ableitungen hinsichtlich unterschiedllich
denkbarer Adrenalinwirkung auf den Blutzucker mit oder ohne Restproduktion dazugesponnen.
Kann halt jeder für sich schauen, ob das für ihn, oder ob das für sie nicht passt.
Genuch rumgesabbelt,
Gruß
Joa