Hey, ein Thema für mich. Das ist schön.
Also erstens: Medizinische Stähle sind meistens nach den Americanischen Normen bezeichnet (SAE 316, 440 und 420 sind zugelassen, ebenso wie ein SAE 630 stainless steel - ja die Amerikanischen Bezeichnungen sind komisch).
SAE 316 ist im europäischen Raum ein 1.4401. Das ist ein molybdänlegierter austenitischer Stahl (X5CrNiMo17-12-2) und damit nicht magnetisch. Außerdem sind da 2% Molybdän drin, deswegen kannst du den in 0,4% Salzsäure, 12% Salzsäure und 30% Salzsäure baden und niemals nie nicht wird da ein Blubberbläschen entstehen.
SAE 440 heißt bei uns 1.4041. Das ist ein martensitischer Stahl mit irre viel Kohlenstoff und den üblichen ~17% Chrom (also 16,02, weil der Hersteller spart: X85Cr17). Sogar da sind 1,5% Molybdän drin, die Korrosion mit a bisserl Chloriden kannst also schon wieder vergessen - aber magnetisch wäre das Ding. Nur im starken Magnetfeld, aber der Test war ja mit Neodymmagnet und nicht dem einfachen Hufeisen.
SAE 420 ist unser 1.2083 (X40Cr14). Kein Molybdän, kein austenitstabilisierendes Nickel. Sowohl magnetisch als auch theoretisch korrodierbar. In den richtigen Umgebungsbedingungen. Die Salzsäure alleine reicht da auch nicht aus, aber als Spaltkorrosion oder Lochfraß wäre ein Angriff zumindest denkbar.
SAE 630 ist unser 1.4548 (X5CrNiCuNb17-4-4). Martensitisch, damit magnetisch und für Hochtemperaturkorrosion entwickelt. Auch dort glaube ich niemals an eine Korrosion in Insulin. Nie.
Dann die Geschichte mit dem pH-Wert. Salzsäure alleine tut erstmal noch gar nichts. Vor allem, wenn sie gepuffert ist. Und der pH-Wert des Insulins ist nunmal nicht 1, sondern eher körperfreundliches ~5,5 bis 7. Und ganz ehrlich, die oben genannten Stähle überleben alle alles, was in einen menschlichen Körper gefüllt werden kann. Mo- und Nb- legiert kann das.
Also haben wir bisher: eine wenig korrosive (aber chloridhaltige) Elektrolytlösung und einen Stahl, der zwar magnetisch sein kann aber trotzdem wahrscheinlich sehr korrosionsbeständig ist. Die Anwort von Medtronic war nicht technisch - wird sie nie werden, rechtlich ist die Firma in trockenen Tüchern wenn eine nicht zugelassene Flüssigkeit eingefüllt wird. Theoretisch könnte man sonst die Pumpe ja auch zum Dosieren von Schmerzmitteln oder Drogen oder sonst was nehmen.
Und nun habe ich eine Medtronic Pumpe und kann die Nadel analysieren - nur entsteht bei mir kein Wasserstoff (oder sonst irgend eine Luftblase). Deswegen gibt es nun die Option, dass deine Charge einen falschen Werkstoff hat (nicht sehr wahrscheinlich, aber das kann durchaus sein), oder dass das Insulin irgend etwas komisches macht.
Als ersten Versuch würde ich das Insulin auf Zimmertemperatur erwärmen und dann noch mal einen Füllversuch machen. Dadurch wird die Gaslöslichkeit kleiner, wenn das Insulin ausgast würde das helfen. Wenn es dann immer noch blubbert wäre ein unverschlossener Versuch der nächste Schritt: Etwas Insulin und die Nadeln in ein Reagenzglas, Blasenbildung abwarten.
Und natürlich untersuche ich die Nadeln auch gerne. Dass dann aber nicht mehr kostenlos, das können andere Labore auch.