Ich darf das mal eben mit den Nürnberger/Erlanger Daten diskutieren, weil ich diese eben recht nah zur Verfügung habe.
Das ist für eine vernünftige statistisch Auswertung alles andere als "eindeutig".
Ich mache es jetzt extremer, als es im Regelfall sein wird:
• Wer seit längerer Zeit an (unheilbarem) Lungenkrebs litt und sich dann final noch einen Corona-Virus einfing, starb nicht direkt an Corona sondern an Lungenkrebs.
Das ist bisher nicht aufgetreten. In den mir bekannten deutschen Fällen waren zwar alte Menschen dabei (sogar aus einem Pflegeheim), krebskrante waren aber nicht enthalten.
• Wer schlimme Herz- und Kreislaufprobleme hatte und von einem Pfleger in der Intensiv oder von einem Besucher angesteckt wurde, kann zwar in so einer Corona-Statistik auftauchen, richtiger wäre aber dann doch vielleicht ein "Herzversagen".
Das ist auch nicht aufgetreten, und wird so auch nicht ohne weiteres eintreten. Die Besuchsverbote und Kliniken und Pflegeheimen kamen (in Bayern zumindest) noch vor den Ausgangssperren. Auch wenn Masken/Gesichtsschilde/Kittel/Desinfektionsmittel in den Kliniken gestolen wurden: Es gibt bisher keinen Hinweis, dass ein Pflege-/Klinkpersonal einen (nicht Corona) Intensivpatienten angesteckt hat.
• Andererseits wird (falls man so eine Statistik dann doch führen wollte) sicherlich nicht jeder "normale" Tote auf Corona überprüft, was auch zu Verzerrungen führen könnte.
Für einen Corona-Toten in Nbg/Erlangen zählen ein Tod an der Beatmungsmaschine mit den typischen Symptomen (Lungenentzündung, Fieber, vorher Husten). Wer an einem Verkehrsunfall stirbt wird nicht auf Corona speziell obduziert. Wer alleine in einer Wohnung stirbt wird immer obduziert - wenn dann dort 63 Messerstiche in den Rücken gefunden werden zählt das höchstens als Selbstmord, nicht als Corona. Wenn dort einer mit infizierter Lunge stinken gefunden wird - dann ist die Identifikation als Corona-Opfer richtig (war aber bisher in Bayern nicht der Fall).
Die Beispiele ließen sich beliebig weiter führen. Wenn ich aber höre, dass der "Durchschnitt" (Median oder Mittelwert? ) der verstorbenen Corona-Opfer über 80 Jahre alt ist, kann ich mir nicht vorstellen, dass da Corona das primäre Übel war. In anderen Zeiten wären die meisten sicherlich einfach an "Altersschwäche" verstorben.
Viel interessanter wären meiner Meinung nach die GENAUEN Verhältnisse zwischen ALLEN angesteckten und ALLEN geheilten Patienten. Das bekommen wir aber nicht raus, weil (wie oben schon geschrieben) die Dunkelziffern beider Gruppen im Verhältnis zur übrigen Bevölkerung viel zu groß sind.
Der zweite Teil stimmt, der Erste ist Unsinn.
Wenn du Zeit hast: hier ist die Verteilung der Infizierten (und getesteten) in Italien nach Altersgruppe:
https://www.statista.com/statistics/1103023/coronavirus-cases-distribution-by-age-group-italy/Die Altersverteilung der Italiener ist diese hier:
https://www.statista.com/statistics/270473/age-distribution-in-italy/Die Alter stimmen nicht ganz, die Infektionen scheinen sich dennoch in etwa der Bevölerungsverteilung anzupassen (~65% der Menschen zwischen 14/18 und 65 Jahre alt entsprechen 65% der Infizierten). Das Alter scheint für die Infektionshäufigkeit keine Rolle zu spielen (in Italien, Testhäufigkeit unbekannt).
Hier ist die Verteilung der Toten:
https://www.statista.com/statistics/1106372/coronavirus-death-rate-by-age-group-italy/Menschen über 70 Jahren haben schlechte Chancen eine Lungenentzündung zu überleben. Möglicherweise unterscheidet sich dies nicht von einer Pneumokokken-Lungenentzündung (Quelle:
https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20130306_OTS0065/fakten-zum-thema-pneumokokken-wie-gefaehrlich-sind-sie-wirklich )
""In Österreich erkranken jährlich geschätzte 8.000 bis 10.000 Personen an einer Lungenentzündung, wobei insgesamt zehn bis fünfzehn Prozent der Erkrankten streben. Rund ein Drittel der Fälle davon dürfte auf Pneumokokken zurückzuführen sein. Die Sterblichkeit steigt jedoch ab dem 50. Lebensjahr sprunghaft an", erläutert Prim. Univ.-Prof. Dr. Marcus Köller von der Abteilung für Akutgeriatrie am SMZ Sophienspital."Damit sind wir aber wieder beim Originalproblem: Menschen über 50/70 sterben nicht ohne Grund. Wenn plötzlich 25% an einer Lungenentzündung versterben (25%!!! Das ist doch völlig irre!) dann ist das ein Corona-Problem, kein "normales Grundrauschen".
Aus dem klinischen Hintergrund vielleicht noch eine irritierte Frage zum letzen Teil: Geht's noch?