Autor Thema: Diabetiker ohne Medikamente  (Gelesen 10522 mal)

Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetiker ohne Medikamente
« Antwort #20 am: September 10, 2020, 15:40 »
:zwinker: Vielleicht klappt das bei anderen auch?

Das würde es sicher, aber eigentlich soll ja das Ziel sein, den Diabetes seinem Leben anzupassen und nicht sein Leben dem Diabetes anzupassen (wie es früher noch üblich war).
Man muss dann aber damit klarkommen, dass sich die Insulinempfindlichkeit den Tag über ändert (weil sich auch die Hormonspiegel ändern) und dann wird es mitunter schwierig.
Für eine Einstellungsphase (in der man seinen Basalbedarf und BE-/Korrekturfaktoren testet) ist es aber sehr hilfreich, wenn die einzelnen Tage reproduzierbar sind.
Besonders was die Mahlzeiten angeht (die ich dann auch immer abwiegen würde).
Wenn man da die Regeln des eigenen Körpers kennengelernt hat, dann kann man auch einfacher anfangen zu variieren.

Viele Grüße
Jörg
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Offline Gyuri

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Re: Diabetiker ohne Medikamente
« Antwort #21 am: September 10, 2020, 17:38 »
Damit kein Missverständnis aufkommt. Im Prinzip bin ich der gleichen Meinung.  :ja:
(…) eigentlich soll ja das Ziel sein, den Diabetes seinem Leben anzupassen und nicht sein Leben dem Diabetes anzupassen (wie es früher noch üblich war).
(…)
Ich denke da aber an meine Frau, die IMMER gegessen hat, wonach ihr war und dazu "irgendwas" erst schluckte - dann spritzte und dann irgendwann resignierte "weil nichts besser wurde".
Könnte sie ihr Management selbst führen, täte sie heute noch die gleichen Fehler. Jetzt versuche ich, dass ihre vorgegebene Strategie eingehalten wird. Hält sie sich an die Mahlzeitenregelung:
3 Hauptmahlzeiten mit je 50 Gramm KH und maximal 1600 kcal täglich (was ca. 20 KE täglich entspräche) ist ihr Tagesprofil fast gut.  :super:
Es vergeht aber kaum ein Tag ohne Fresssünden, die man nicht einfach so "wegspritzen" kann.

Ihr jetzt zu sagen: "Du darfst essen was Du willst – Du musst nur die Kohlenhydrate berechnen.", bringt einen nie aus einem Teufelskreis heraus . :teufelchen:

"Essen was man will"  :mahl: kann erst klappen, wenn man ganz genau weiß wie man mit einem "Schema F" anständige Werte hält und so im  grünen Bereich bleibt. So lange ist man gut beraten, regelmäßig zu essen/trinken und seine KE dabei richtig abzuschätzen.
Gruß vom Gyuri
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Archimedes

Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetiker ohne Medikamente
« Antwort #22 am: September 11, 2020, 12:41 »
"Essen was man will"  :mahl: kann erst klappen, wenn man ganz genau weiß wie man mit einem "Schema F" anständige Werte hält und so im  grünen Bereich bleibt. So lange ist man gut beraten, regelmäßig zu essen/trinken und seine KE dabei richtig abzuschätzen.

Klar, da muss man erst sattelfest werden.
Das klappt aber auch nur, wenn man Insulin spritzt. Wenn man ohne auskommen muss/will, dann geht es nur durch Einschränkungen.

Als ich damals Diabetiker wurde, da war ICT noch ein ziemlich neues Konzept. Ich wurde daher auch gefragt, wie ich mich therapieren will: entweder feste Mahlzeiten zu festen Stunden und dafür weniger messen, oder häufiger messen und dafür freier in der Auswahl sein.
Ich hab mich natürlich für letzteres entschieden.

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Jörg
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guest4390

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Re: Diabetiker ohne Medikamente
« Antwort #23 am: September 11, 2020, 23:23 »
Je regelmäßiger man isst, desto gleichmäßiger (das ist erst mal nicht zwingend "besser") wird dein Tagesmuster sein. Steht es dann ohne große Schwankungen stabil da, kannst du auf viele Messungen verzichten.
Ich habe derzeit das Problem, dass mein Körper total unregelmäßig reagiert. Selbst wenn ich 1 Woche konstant täglich dasselbe esse, fällt mein Blutzucker sehr unterschiedlich aus. Bewegung etc. habe ich ebenfalls berücksichtigt. Stress ist auch nur mäßig vorhanden.
Einzig sicher ist, dass ich keine 2stelligen Werte mehr hin bekomme.

Ich esse nicht was ich will. Ich arbeite derzeit mit ca. 60 g KH am Tag. Ich habe keine Fresssünden. Ich war noch nie ein undisziplinierter Esser und erst recht kein Kohlehydratjunkie. Ich hab also kaum noch eine Möglichkeit mich mit dem Essen anzupassen. Ich esse auch zeitlich recht gleichmäßig, wobei ich mir aufgrund der hohen Werte mittlerweile angewöhnt habe, das Frühstück ausfallen zu lassen, weil ich einfach kein nahezu ketogen ausgerichtetes Frühstück mehr runter bekomme.

Die einzige "Sünde", die ich mir erlaube, ist mein selbst gemachtes Diabetikereis. Das besteht aus Erdbeeren, Birkenzucker und Sahne. Im Thermomix zusammen gerührt kommt da ein leckeres Eis bei raus. Das gibts auch nur außerhalb der "Cortisonphase" also nach 16 Uhr und ca. 2x die Woche. Darauf reagiere ich nur sehr moderat. Räumt auch schön meinen Darm auf ;-)

Am Dienstag habe ich Labortermin und dann 1 Woche später Besprechung der Werte. Solange muß ich noch schauen, dass ich die Werte halbwegs in Schach halte.  Und dann werden wir weiter sehen.

Ich bin auch nicht so unerfahren, was das Einstellen von Diabetikern angeht. Hab das über etliche Jahre in der ambulanten Pflege gemacht. Häufig mußte dann nach einer Einstellphase im KH zuhause unter häuslichen Bedingungen neu begonnen werden mit der Einstellung. Die Hausärzte, die mich kannten, hatten mir da meist recht freie Hand gelassen, weil sie wußten, dass ich das gut hin bekomme. Ich hab meist die Insulin-/Eßschemen ausgeknobelt und sie haben mir die dann unterschrieben ;-)

Was ich nirgendwo hatte, sind diese extremen Ambivalenzen bei den Werten trotz gleicher Nahrungsaufnahme. Wenn ich das in dem Maße bei einem Patienten gehabt hätte, hätte ich vermutlich die Einhaltung der vereinbarten Nahrungsaufnahme angezweifelt und dem Betreffenden damit sehr Unrecht getan.

Ich hoffe, dass das einfach nur aufgrund der Überlastung der Betazellen zustande kommt und sich wieder bessert, wenn Unterstützung durchs Insulin hinzu kommt. Bis sich das eingespielt hat, muß ich aber häufig den BZ kontrollieren. Da komme ich mit 150 Teststreifen nicht weit.


Offline Gyuri

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Re: Diabetiker ohne Medikamente
« Antwort #24 am: September 12, 2020, 04:02 »
(…) Ich arbeite derzeit mit ca. 60 g KH am Tag.

(…) Häufig mußte dann nach einer Einstellphase im KH zuhause unter häuslichen Bedingungen neu begonnen werden mit der Einstellung. (…)
Ich hoffe, dass das einfach nur aufgrund der Überlastung der Betazellen zustande kommt und sich wieder bessert, wenn Unterstützung durchs Insulin hinzu kommt. Bis sich das eingespielt hat, muß ich aber häufig den BZ kontrollieren. Da komme ich mit 150 Teststreifen nicht weit.
Ich habe es zwar noch nicht versucht, bin mir aber sicher  :kreisch: mit nur 60 g KH täglich zu verhungern. So etwas kann doch keiner auf Dauer durchhalten (meine ich) und von einer "gleichmäßigen" Ernährung kann dann auch nicht gesprochen werden.

Dass dann eine "Einstellung" im KH nicht mehr funktioniert (hat sie denn wenigstens im KH funktioniert?), liegt sicher daran, dass dort bezugsfremd eingestellt wurde und/oder der Patient zu passiv war. Eine zielführende Einstellung muss zwingend so gemacht werden, dass sie im Alltag funktioniert. Das bedeutet aber, dass der Patient im KH und danach "dabei bleibt" und nicht dann was anderes macht. Das bedeutet auch, dass im Grunde der Patient sich (eigenverantwortlich) selbst einstellen muss und nur eine Anleitung erhält, wie das von Statten geht.

Dieses Thema wurde uns (meiner Frau und mir) in Bad Mergentheim zum Schluss eingetrichtert: "Am Ball bleiben!" war der Titel der Lesung.

Als ich schrieb, dass man auf viele Messungen verzichten könne, ging ich davon aus, dass eine anhaltend funktionierende Einstellung (gestützt von aussagekräftigen Messungen!) bereits erfolgt ist.

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Archimedes

guest4390

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Re: Diabetiker ohne Medikamente
« Antwort #25 am: September 12, 2020, 19:47 »
Ich habe es zwar noch nicht versucht, bin mir aber sicher  :kreisch: mit nur 60 g KH täglich zu verhungern. So etwas kann doch keiner auf Dauer durchhalten (meine ich) und von einer "gleichmäßigen" Ernährung kann dann auch nicht gesprochen werden.

Sicher kann man das. Kohlehydrate sind nicht essentiell. Kann der Körper sogar selbst bilden und macht er auch teilweise im Überfluß. Erstaunlicherweise reguliert sich bei vielen der Fettstoffwechsel sehr zum positiven. Obwohl man viel mehr Fett konsumiert, sinkt der Cholesterinspiegel und das HDL steigt deutlich an. Ich habe super Fettwerte die ich früher unter normaler Ernährung nie hatte.
Man macht damit sozusagen eine Entziehungskur von den KHs. Was sich bei mir immer sehr positiv ausgewirkt hat. Allerdings habe ich nie lc gelebt zum abnehmen.

LC als Diät wird mittlerweile negativ gesehen. LC nicht als Diät gelebt empfinde ich nicht als negativ. Die angeblich üblichen Heißhungerattacken bei lc kenne ich nicht. Im Gegenteil, wenn ich KH esse habe ich Heißhungerattacken.

Mein aktuelles Problem sind meine Gallensteine. Ich kann nicht ausreichend Eiweiß essen um satt zu werden. Das mag die Galle gar nicht. Ich möchte aber jetzt auch keine OP in Corona Zeiten. Abgesehen davon bedeutet eine OP auch nicht, dass ich anschließend wieder mit mehr Eiweiß klar komme. Immerhin fehlt dann die Gallenblase als Speicher.

Also irgendwie derzeit alles Hickehackehühnerkacke.

Offline Hexe

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Re: Diabetiker ohne Medikamente
« Antwort #26 am: September 13, 2020, 06:24 »
Hallo


LC als Diät wird mittlerweile negativ gesehen. LC nicht als Diät gelebt empfinde ich nicht als negativ...…..

Also irgendwie derzeit alles Hickehackehühnerkacke.

verstehe ich nicht. 1. Wo ist der Unterschied und 2. woher weiss der Stoffwechsel den Unterschied ?

Eine mögliche Folge von Low Carb kann ein schwer einstellbarer Blutzucker sein, verschiedene Werte bei gleichen Bedingungen zum Beispiel.

Liebe Grüsse Vera
Typ2  zur Zeit Toujeo, Jardiance, Novorapid

Offline Gyuri

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Re: Diabetiker ohne Medikamente
« Antwort #27 am: September 13, 2020, 12:50 »
Ich meine, hier geht es primär um Ratschläge für Diabetiker OHNE Medikamente. Was man mit Insulin alles machen kann, steht auf einem anderen Blatt, trifft aber Diabetker ohne Medikamente überhaupt nicht.

Grundsätzlich, aber besonders bei Diabetikern (mit und ohne Medikamente) kann eine wirkungsvolle Einstellung nur über eine ausgeglichene und regelmäßige Ernährung stattfinden. Alle anderen "Diäten" klappen, wenn überhaupt, nur zeitlich sehr begrenzt, wodurch es auch keine zielführende Dauer-Einstellung geben kann.

Wir können zwar verschiedener Meinung sein, was eine ausgeglichene Ernährung ist, ich gehe aber davon aus, dass die gute alte Ernährungspyramide immer noch seine Bedeutung hat.

Kohlenhydrate gehören dazu, wenns was werden soll. Weglassen kann nur bei bestimmten Krankheiten vorübergend sinnvoll sein, aber nicht auf Dauer und nicht mit dem Anspruch auf eine vernünftige Einstellung.

Schon bei meiner ersten Schulung wurde davor gewarnt, Kohlenhydrate gegen Fett und/oder Eiweiß zu tauschen. "An Kohlenhydraten satt essen!", lautete da für nichtinsulinpflichtige Diabetiger die Parole.

Die einzige Trennkostregel, die ich bereits erfolgreich ausprobiert hatte, lautet: "Keine Kohlenhydrate mehr nach 18 Uhr!". In unserem Rentner-Alltag ist das nicht mehr so einfach einzuhalten, aber ich habe mir schon vorgenommen, es wieder REGELMÄßIG so zu machen. Moderate Werte über die Nacht auch ohne Insulin-Korrekturen werden es mir danken.
Gruß vom Gyuri
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Archimedes

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Re: Diabetiker ohne Medikamente
« Antwort #28 am: September 13, 2020, 19:12 »
Gyuri ich habe zur Zeit doch keine andere Chance. Aktuell habe ich nur die Möglichkeit Metformin zu nehmen und via Ernährung einzugreifen.

Habe gestern mal versucht morgens (9.00 Uhr) KH zu essen. Nüchternwert mit Cortison war 169 mg/dl. Eine Scheibe Vollkornbrot mit gekochten Schinken. Ergebnis war ein BZ von 220 trotz Metformin. Dieser Wert fällt auch nicht ab, sondern hält locker bis ca. 14 Uhr. Dann läßt die Wirkung vom Cortison nach und Metformin senkt den Zucker bis auf 120-130. Ergo esse ich aktuell gar nichts oder streng lc bis nachmittags und mit lc werde ich satt.

Eine Scheibe Vollkornbrot mit gekochten Schinken verpufft hungertechnisch bei mir sehr schnell. Ich hab dann um 12 wieder richtig Kohldampf und wenn ich dann wieder "normal" esse steigt mein BZ noch höher.  Mit Rührei mit Speck oder Gemüse drin werde ich deutlich satter vor allem länger anhaltend. Ich habe das Gefühl, dass KH mich hungrig machen anstatt zu sättigen.

Typ 3 soll essenstechisch wie Typ 2 gehandhabt werden. Wenn ich das mache, habe in 3 Monaten wieder ein HBA1 von 9 und mehr.

Ich muß jetzt erstmal die Zeit bis zum Termin bei meiner Ärztin überbrücken und dann kann ich nur hoffen, dass sich die Ambivalenzen verziehen, weil sonst wirds schwierig mit der Einstellung des Insulins, insofern sie mir welches verschreibt.

Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetiker ohne Medikamente
« Antwort #29 am: September 14, 2020, 13:56 »
Ich habe derzeit das Problem, dass mein Körper total unregelmäßig reagiert. Selbst wenn ich 1 Woche konstant täglich dasselbe esse, fällt mein Blutzucker sehr unterschiedlich aus.

Gastroparese vielleicht?
Ich hab auch eine und da fällt der BZ manchmal auch sehr unterschiedlich aus. Mal hab ich die Anstiege vom Abendessen schon in der Nacht, an anderen Tagen dann wieder erst morgens nach dem Aufstehen.

Und es gibt auch noch den sogenannten "Brittle-Diabetes", bei dem es durch hormonelle Ursachen zu unvorhersehbaren Schwankungen kommt.

Viele Grüße
Jörg
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