Autor Thema: Sport und Metformin  (Gelesen 23979 mal)

Offline chinamann

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Sport und Metformin
« am: September 02, 2018, 23:29 »
Hallo zusammen,

darf ich euch um eure Meinung, euer Wissen bitten?
Nach dem Sport, welchen ich abends nach dem Essen treibe habe ich manchmal Werte zwischen 3,5-3,9mmol/l. Symptome der Unterzuckerung sind mir völlig unbekannt, auch bei diesen Werten. Trotzdem, kleiner Feigling wie ich bin, gehe ich dann so nicht ins Bett - sondern esse noch eine Kleinigkeit, um den Wert auf über 4mmol/l zu bringen.
HbA1c ist aktuell 5,7% - ich nehme nur Metformin.
Muss ich den Wert auf über 4mmol/l bringen oder kann ich es riskieren, auch mal mit einem Wert <4mmol/l schlafen zu gehen?
Gehe ich dann mit 4,7mmol/l zu Bett, dann ist mein Nüchternwert am nächsten Morgen 4,9mmol/l.

Was meint ihr?
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Offline Gyuri

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Re: Sport und Metformin
« Antwort #1 am: September 03, 2018, 09:46 »
So einfach kann man das nicht beantworten. Dazu müsste man deinen Blutzuckerverlauf genauer kennen. Da du ihn aber sicherlich selbst nicht besser kennst, wäre es vernünftiger, auf Nummer Sicher zu gehen und eine Kleingkeit zu essen. Eine kleine Scheibe Brot vielleichtt. Vermeide Traubenzucker, außer du bist deutlich unter 3,3mmol/L (=60mg/dl). Der Traubenzukcker ist meist nach 30 Minuten wieder weg und wenn du dann schon schläfst, hast du keine Chance gegen Unterzucker zu steuern. Allerdings: Sehr hoch schätze ich die Warscheinlichkeit nicht ein, dass du mit Metformin großartig in eine "bedrohliche" Hypo kommen wirst.
Gruß vom Gyuri
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Archimedes

Offline Dirk B.

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Re: Sport und Metformin
« Antwort #2 am: September 03, 2018, 10:38 »
Metformin senkt den Blutzucker nicht. sondern verbessert nur die Wirkung des körpereigenen oder zugespritzten Insulins. Daher kann man Metformin als Unterzuckerungsgrund ausschließen da es eigentlich "nur" eine geschwächte Körperfunktion unterstützt.
Der "funktionierende" T2 Diabetiker kann ohne Zuckersenkende Medikamente wie Insulin kaum einen echten Hypo erlangen.

Aber ein paar KH vor dem Sport oder für das gute Gefühl beim Sport sollten nicht schaden.
ICT - Metformin - Hühnersuppe

Offline chinamann

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Re: Sport und Metformin
« Antwort #3 am: September 03, 2018, 11:02 »
ok, ich denke da habt ihr recht. In mehr als drei Jahren hatte ich nie sowas wie einen Unterzucker erlebt.

Metformin vermindert die Zuckerausschuettung der Leber, vermindert die Zuckerabgabe ueber den Duenndarm ins Blut und unterstuetzt die Aufnahme von Glukose in den Muskeln.
Der letzte Punkt ist es vermutlich, welcher meinen Blutzuckerspiegel immer so schoen senkt, wenn ich Sport treibe.

Mein Blutzuckerverlauf ist immer so, dass ich morgens leicht hoehere Werte habe, als vor dem Schlafen. Nur, ich habe noch nie rausgemessen, wie lange NACH dem Sport der Spiegel noch sinkt. Koennte ich mal machen.

Danke fuer eure Stellungnahme.
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Offline Joerg Moeller

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Re: Sport und Metformin
« Antwort #4 am: September 03, 2018, 13:20 »
Muss ich den Wert auf über 4mmol/l bringen oder kann ich es riskieren, auch mal mit einem Wert <4mmol/l schlafen zu gehen?

Wenn Du nur Metformin nimmst, dann brauchst Du dir darum keine Gedanken machen. Metformin senkt den BZ ja nicht aktiv, sondern verhindert eher einen Anstieg. Und das bedeutet, dass deine körpereigene Regulation uneingeschränkt funktioniert, d.h. deine BSD kann die Ausschüttung von Insulin stoppen, was dann wiederzu einem Anstieg der Glukagon-Ausschüttung führt, das widerum die Leber veranlasst mehr Glukose auszuschütten.

Vorsicht ist nur geboten, wenn in den Insulin-Haushalt eingegriffen wird. Entweder durch die direkte Gabe von Insulin oder durch Medis (z.B. Sulfonylharnstoffe), die die BZ Ausschüttung generell anstoßen.
(Manche Medis wie z.B. die Gliptine erhöhen zwar auch die Insulin-Ausschüttung, aber nur in Verbindung mit einem entsprechend erhöhtem BZ-Wert)

Allerdings spricht auch nichts gegen ein Betthupferl, wenn der BZ davon nicht massig erhöht wird. Und 4,9 ist ja sowas von normal...

Viele Grüße
Jörg
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Offline chinamann

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Re: Sport und Metformin
« Antwort #5 am: September 03, 2018, 23:15 »
Auch Dir, danke, Jörg.

Ehrlich gesagt, ich weiß auch nicht, was passiert ist. Mein HbA1c war nie richtig schlecht, immer so 6,0-6,3% aber seit ein paar Monaten ist es, als wäre ein Schalter umgelegt worden.
1 Stunde nach einer Mahlzeit max. 7,5mmol/l, 2 Stunden danach um die 6mmol/l! Morgens um die 5 mmol/l.
Vermutlich ist es die körperliche Aktivität.

Btw, mich hat noch niemals jemand als 'normal' bezeichnet.........  :zwinker:

Gestern habe ich festgestellt, dass der Blutzucker 1 Stunde nach dem Sport wieder leicht ansteigt. Das werde ich noch ein paar Mal messen.
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Offline Gyuri

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Re: Sport und Metformin
« Antwort #6 am: September 04, 2018, 04:51 »
Bei mir ist es so, dass  ich zuerst NUR mit Insulinen arbeitete und erst später noch dazu Metformin startete.
Dabei konnte ich nie irgennd eine Wirkung beobachten, die ich dem Metformin zuschreiben könnte.  :kratz:

Worauf es mir jetzt ankommt:
Um nicht gerade total im Dunkeln zu tappen, ist es mir wichtig, Aussagen aufgrund von möglichst vielen Daten machen zu können. Wir haben da (fast) nur die Möglichkeit, den Blutzucker zu messen und das geht nur vernünftig, wenn wir viele Teststreifen bekommen. Ein wenig sparen könnte man noch, wenn man die wenigen Daten statistisch auswertet … was aber auch zu unsicheren Aussagen führen kann. Erst seit ich mit FS Libre messe UND versuche ein lückenloses Tagebuch zu führen kann ich auch einen zuverlässigen Zusammenhang zwischen Diabetes-Management und "Sport" erkennen, jedoch nicht unbedingt erkennen, von welchem einzelnen Medikament welche Wirkung ausgehen könnte. Die Tagesverläufe werden erst durch Libre durchsichtiger, weil mir da AUTOMATISCH bis zu 96 Glukosemessungen gleichmäßig über den Tag aufgezeichnet werden. Ein direkter Zusammenhang von Metformin, Lantus und auch "Sport" auf die Verläufe bleibt mir so leider völlig verschlossen. Einzig mein Apidra und meine BE-Aufnahme zeigen deutliche Wechselwirkungen. Manchmal habe ich den unbestätigten Eindruck, dass auch ganz "leichte" körperliche Arbeiten eine Glukose senkende Wirkung haben, z.B. eine halbe Stunde Rollstuhl schieben oder Hausarbeiten … aber weniger z.B. Schwimmen oder Treppensteigen.

Natürlich habe ich es mit Libre etwas einfacher ein Hypo vorher sehen/ahnen zu können als mit (wenigen) Einzelmessungen. Das ist aber mit Kosten verbunden, die unsere kranken Kassen normal bei rein medikamentösen Therapien nicht zu tragen bereit sind.
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Archimedes

Offline chinamann

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Re: Sport und Metformin
« Antwort #7 am: September 04, 2018, 10:56 »
Hallo Gyuri,

sehr interessant, was Du schreibst.
Ich bezahle die Teststreifen selbst.........
Vielleicht sollte ich mal schauen, ob ich dieses Freestyle Libre hier in China, samt Sensoren bekommen kann. Ich lese so oft, dass die Sensoren kaputt sind, ausfallen, falsche Werte anzeigen. Wie ist Deine Erfahrung? Das ist der Grund, weshalb ich es bisher nicht versucht habe. Wohin werden die Daten gesendet? Apfel? Android?
Prüfst Du trotzdem manchmal mit Teststreifen gegen?
Natürlich ist es ungleich schwieriger, Zusammenhänge zu erkennen, wenn man nicht nur 1 Medikament nimmt. Vielleicht sogar unmöglich.

Treppensteigen ist bei mir auch - ich könnte es mir so vorstellen - wie Insulin. Andere gehen am Tag 7 Mal zum Rauchen, ich fahre 7 Mal mit dem Aufzug runter und laufe 6 x 24 Stufen wieder hoch. 7 x 6 x 24. Da kommt was zusammen. Noch wirkt das ziemlich gut bei mir.

Entschuldige, dass ich so viele Frage stelle.

Ich wünsche einen schönen Tag!
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Offline Joerg Moeller

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Re: Sport und Metformin
« Antwort #8 am: September 04, 2018, 11:13 »
Ehrlich gesagt, ich weiß auch nicht, was passiert ist. Mein HbA1c war nie richtig schlecht, immer so 6,0-6,3% aber seit ein paar Monaten ist es, als wäre ein Schalter umgelegt worden.
1 Stunde nach einer Mahlzeit max. 7,5mmol/l, 2 Stunden danach um die 6mmol/l! Morgens um die 5 mmol/l.
Vermutlich ist es die körperliche Aktivität.

Die macht da sicher einen großen Anteil dran aus. Und dann das Metformin. Und vermutlich hat sich auch beim Essen etwas verändert (ist bei vielen so: wenn man erstmal die Diagnose "DM" bekommen hat, isst man bewusster als vorher).

Das alles zusammen bewirkt, dass sich deine Betazellen erholen können und dass die Insulinresistenz langsam abnimmt (Stichwort: Rezeptor-Up-Regulation)

Wenn Du auf der Schiene weitermachst, wird sich auch das Körpergewicht leichter kontrollieren lassen. Denn dadurch, dass die Sekretionslast der Betazellen abnimmt wird auch weniger Pro-insulin ausgeschüttet (eine insulin-Vorstufe, siehe auch https://www.diabetesinfo.de/fortgeschrittene/grundlagen-fortgeschrittene/insulinproduktion.html)

Pro-Insulin hat nur ca. 10% der BZ-senkenden Wirkung von fertigem Insulin, aber bereits 100% der adipogenen ("fettaufbauenden") Wirkung.

Viele Grüße
Jörg
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Offline Gyuri

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Re: Sport und Metformin
« Antwort #9 am: September 04, 2018, 12:18 »
(…)
Ich lese so oft, dass die Sensoren kaputt sind, ausfallen, falsche Werte anzeigen. 1.) Wie ist Deine Erfahrung? Das ist der Grund, weshalb ich es bisher nicht versucht habe. 2.)Wohin werden die Daten gesendet? Apfel? Android?
3.)Prüfst Du trotzdem manchmal mit Teststreifen gegen?
(…)
Soooo viele Fragen sind das gar nicht.  :zwinker:
  • Es ist zwar ein Ärgernis, wenn ein sauteurer Sensor nicht geht, aber bei DAUERHAFTEM Ausfall wird er anstandslos durch eine Extra-Lieferung ersetzt.
  • Meine Daten werden überhaupt nirgendwo hin geliefert.  :smoking:
    (Was mit den Daten passiert, die durch mich beim Arzt landen, weiß ich aber nicht.)
    Die werden auf meinem Mac nur mit einer kostenlosen Software (offline) ausführlicher dargestellt als im Gerät. Wenn ich nicht zu faul wäre könnte ich die "Rohdatenliste" auch mit einer Tabellenkalkulation (bei mir Excel) weiter verarbeiten. Mir genügt aber im großen und ganzen das, was mir die Libre-Software liefert.
  • Ja, ich prüfe im Zweifelsfall mit Teststreifen gegen. Das passiert aber meist nur bei erkennbaren Ausfällen oder zweifelhaften Scan-Werten … die oft mit meinem Gefühl nicht übereinstimmen. Ob ich die Gegenmessungen mit Libreteststreifen oder mit einem anderen BZ-Messgerät durchführe ist im Grunde egal. Ich kann bei externen Gegenmessungen nur meinem Diabetologen nicht beweisen, dass da z.B. gar kein Hypo vorgelegen hat, obwohl Libre es mir meldete.
    Für statistische Aussagen (im Libre ist alles Statistik, auch wenn man das nicht direkt merkt) spielen Fehlmessungen meist keine große Rolle.
    Es ist geplant, dem Libre ein automatisches Hypo-Alarmsystem einzugeben (falls nicht schon begonnen  :mauer: ). Wenn das mit einer Softwareaktualisierung geschiet, werde ich bei zukünftigen Updates vorsichtig sein. So nen Mist kann ich nicht brauchen!
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