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DMT1 und DMT2 sind ganz sicher unterschiedliche Krankheiten auch wenn die Erkrankten unabhängig vom Typ als Diabetiker bezeichnet werden. Sie müssen dementsprechend auch unterschiedlich behandelt werden.
Das bedeutet aber nicht zwingend, dass auch anders gemessen werden muss. Nur die Maßnahmen können sich deutlich unterscheiden.
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Jetzt habe ich mir noch überlegt, ob ich nicht doch den Eindruck erwecke, dass meine „Strategie“ nur bei glücklichen Diabetikern aufgeht, die alles in allem mit ihrer Diabetes-Situation zufrieden sein können. Wie man genauso vorgehen kann, wenn es nicht funktioniert, will ich am Tagesprotokoll und Tagesmuster meiner Frau zeigen.
Sie war wie ich auch beim Lungenarzt, bei dem es nur darum ging zu zeigen, wie die Nacht vom 15. auf 16.7. verlief.
Die Tagesmuster bekam der Lungenarzt nur zu sehen, damit er einen Eindruck gewinnen konnte, wie es sonst immer so läuft.
Bei der Beurteilung der Lage meiner Frau muss ich viel mehr in die FSL-Softwarediagramme schauen als bei mir.
So sah also das „Trauerspiel“ bei der Frau aus:
Hier könnte man (auch ohne Tagesmuster) meinen, es müsse mehr Basal- bzw. Langzeitinsulin her. Das ist aber ein Trugschluss. viel mehr als 68 I.E. Tresiba [200] wird nichts mehr bewirken. Außerdem könnte Basal bei dem Pik zwischen Nachmittag und Abend sowieso nichts verbessern. (Warum verrate ich später)
Einzige Maßnahme: Im Spritzschema der Frau müssten höhere Korrekturen bestimmt werden.
Das wiederum macht kein vernünftiger Diabetologe, ohne einen kritischen Blick auf das Tagesschema zu werfen. Einzelne Tagesprotokolle oder gar Einzelmessungen geben keinen Aufschluss darüber, was sich im Durchschnitt so tut. Da würden auch keine noch so „genauen“ Einzelmessungen helfen.
Der Median-Wert des Tagesmuster ähnelt schon dem oben gezeigten Tagesprotokoll. Unterschiede entstanden dadurch, dass wir an diesem Tag ganz andere Essenszeiten hatten als sonst. So glaube ich auch, dass man aus dem Tagesmuster mehr als nur die Basalversorgung „ausrechnen“ kann. Bolus und Basal wirken IMMER im Wechselspiel. Die Wirkkurven beeinflussen sich immer gegenseitig.
Dass wir mit diesen Diagrammen nicht zufrieden sein können, sollte überdeutlich klar sein. Irgendwas muss sich also ändern. Dazu benötigen wir aber genauso wenig absolut „genaue“ Messwerte. Es genügt, wenn sie relativ zu einander schlüssig sind.
Und immer wieder gebe ich zu bedenken, keine Korrektur im Nachhinein kann begangene Spritz- und/oder Essfehler beheben, selbst dann nicht, wenn ich Glukose nur unter Laborbedingungen messen würde.
Ich kenne drei Schrauben, an denen man drehen kann um etwas am Blutzucker zu verändern:
1.) Spritzen (und u.U. andere Medikamente)
2.) Kohlenhydrate abschätzen (GI nicht vernachlässigen)
3.) Körperliche Betätigung
Punkt 3 scheidet für meine Frau nahezu ganz aus (GdB100 B G H). Spritzen tun wir schon das uns mögliche - da geht auch nicht mehr viel. Die Kohlenhydrate abschätzen muss sowieso ich machen, was bei mir ja auch funktioniert.
Meine Frau hat ganz einfach die Probleme die sie hat, weil sie außerhalb den Mahlzeiten jede Gelegenheit ohne Aufsicht nutzt Süßigkeiten oder sonst was UNKONTROLLIERBAR zu konsumieren. Es gibt zwischendurch Tage, da bleibt sie 24h in ihrem Zielbereich (70 - 180) … aber nur, weil sie den Tag nahezu verschläft.
Das geschätzte HbA
1c war schon viel besser (um die 8% ). Wenn sich nichts ändert, wird die nächste Labormessung wieder einen Wert um die 10% feststellen.
Aber auch für sie ( oder gerade für sie) gilt: Das FSL misst genau genug.
Wer Argumente hat, er müsse IMMER SOFORT auf „genaue“ Messwerte reagieren können, hat die Möglichkeiten von FSL nicht verstanden oder sollte, seiner Überzeugung folgend, lieber erst gar nicht mit FSL messen. Alle anderen, egal welche Form von Diabetes können spätestens nach einer erfolgreichen Einstellung durchaus mit FSL arbeiten.
Dann sollte es auch keine Rolle spielen, wenn das FSL wirklich mal unbrauchbare Werte liefert. Wenn mein BZ-Messgerät mal versagte, wusste ich mir auch immer irgendwie zu helfen.