Man hat uns vor Jahren die Blutzuckermessung an die Hand gegeben und wir haben uns mehr oder weniger daran gewöhnt, dass diese Messergebnisse die aktuell gültigen Glukosewerte widerspiegelt. Jedoch wurde von messtechnisch weniger bewanderten Anwendern immer schon übersehen, dass der aktuell gemessene Wert nicht zwangsläufig dem aktuell wirkenden Wert entspricht. Man bekam dann die Empfehlung, immer nur an bestimmten Stellen zu messen. So würde z.B. eine Blutprobe aus der Handfläche schon einen ca. 5 bis 10 Minuten alten Wert anzeigen und eine Blutbrobe am Unterarm erbrächte sogar gut um die 30 Minuten Verzögerung.
Abgesehen davon, ob das wirklich eine Rolle spielt, frage ich mich ernsthaft, an welcher Stelle spielt die AKTUELLE Zuckerkonzentration denn wirklich eine Rolle?
"Ja nuuuuun … wichtiger seien ja die zu beobachtenden Veränderungen auf die man gezielt eingehen könnte, wenn man diese besser kennen würde."
Momentaufnahmen (auch Fotos) geben keinen Überblick über ein Geschehen, besonders dann, wenn die Momente (Fotos) so weit auseinander liegen, dass man keine Zusammenhänge erkennen kann. Jahrzehnte lang wurde linear interpoliert, weil man sich auf einfache Weise nicht besser zu helfen wusste.
Jetzt (endlich) gibt es auch dicht aneinandergereihte Momentaufnahmen (auch Filme) die wirtschaftlich vertretbar praktisch keine Lücken in der Glukosebestimmung offen lassen.
Ich erinnere mich aus einem anderen Diabetikerforum in dem ein User berichtete, eine 24 Stundenmessung über sich ergehen zu lassen. Ich fragte dann nach dem Ergebnis bzw. einer Erkenntnis. Es gab keine, nur ein mehr oder weniger zappliges Diagramm, welches noch keiner deuten konnte.
Jetzt mit Libre &Co kann das jeder. Aber die allermeisten verharren lieber bei den Einzelmessungen (Einzelbilder) die sich kaum sinnvoll aneinander reihen lassen. Bleibt man dann noch bei seiner alten Strategie, man müsse den aktuellen Zuckerwert (wo immer auch gemessen) für sein Handeln wissen und korrigiert man längst vergangene Fehler im Nachhinein unter zuhilfenahme von Bolusrechnern, hat man den Sinn von Libre &Co noch überhaupt nicht verstanden. Das wichtigste überhaupt ist ein durchschnittlicher Verlauf mit dessen Hilfe man abschätzen kann, wie sich die Lage weiter entwickelt. Und genau dafür ist es viel wichtiger GLEICHMÄSSIG zu messen als einem Laborwert (zufällige Momentaufnahme) nahe zu kommen. Geht man dann noch her und entscheidet sich für Messwerte, die noch viel unsicherer sind, als das Maß aller Dinge, stellt man nicht nur alle Grundregeln der Messtechnik auf den Kopf, man entscheidet sich dann doch wieder für die blutige Messung als Referenz. Warum also nicht gleich wieder zurück in alte Zeiten und munter so weiter messen wie gewohnt?
Wer fehlerhafte Werte beim Libre kritisiert, muss dazu VERLÄSSLICH wissen, was denn der genaue Wert wäre. Dazu darf man aber nicht ein anderes Messverfahren zu Rate ziehen.
Das wäre so als würde man mit einem neuen Maßband den Bauchumfang bestimmen und dann meinen, das Maßband wäre zu ungenau. Darauf nimmt man den "viel genaueren" alten Meterstab und biegt ihn um seinen Bauch. Weil der Meterstab genauer sei, glaubt man dann letzterem Wert und schimpft zukünftig auf Maßbänder.