@Hinerki
Ich wäre (auch) vorsichtig mit der These, dass ein veränderter SEA zur aktuellen BZ-"Korrektur" genutzt werden sollte und sich deshalb die Werte stark verbessern. Bzw. halte ich das für exakt 50% richtig.
Der SEA dient eigentlich dazu, die Wirkkurve des Insulins mit Wirkkurve der Nahrung zu "synchronisieren". Z.B. kann eine aufgenommene Mahlzeit den BZ innerhalb von, sagen wir mal, 15 Minuten ansteigen lassen und der Anstieg kann 2h lang dauern. Wenn die Wirkung des gespritzten Bolus bspw. erst nach 30 Minuten einsetzt und die Wirkdauer ebenfalls 2h beträgt, wäre es sinnvoll einen SEA von 15 Minuten einzuhalten. Tut man das nicht, steigt der BZ an, bevor das Insulin wirkt und sinkt nach >2h ab, weil keine KH-bedingter Anstieg mehr erfolgt, aber die Boluswirkung noch nicht geendet hat.
Im Idealfall findet man irgend einen theoretischen "idealen" SEA für bestimmte Begleitumstände.
Vermutlich verlängerst deinen SEA, wenn du hohe Werte hast und verkürzt ihn, wenn du niedrige Werte hast. Ersteres halte ich für logisch: Zuerst wird versucht, den (zu) hohen BZ zu senken, bevor die KH-Wirkung einsetzt. Natürlich besteht dann die Gefahr (aufgrund der jetzigen Asynchronität der Wirkkurven von Nahrung und Bolus), dass der BZ zeitverzögert (nach Ende der IE- und vor Ende der KH-Wirkung) wieder ansteigt, aber das nimmt man in Kauf. Bei der zweiten Variante ist das Vorgehen (verkürzter SEA) eigentlich nicht so cool, weil die Wertschwankungen vermeidbar wären: Kürzerer SEA bedeutet anfangs BZ-Anstieg. Der tiefe BZ steigt durch die "frei" wirkenden KH an. Dann setzt das Insulin ein und bügelt den BZ wieder etwas runter und schlussendlich sind wir wieder in der Situation, die wir nicht wollen, die wir durch den vormals korrekten SEA immer vermieden haben: Die KH-Wirkung ist vorbei, das Insulin wirkt aber nocht. Mögliche Folge: Hypogefahr. Der ganze Verlauf ist sehr unharmonisch: Tiefer Wert (vor Mahlzeit), hoher Wert (einige Zeit nach Mahlzeit), tiefer Wert (zeitverzögert). Eine unschöne Achterbahn also.
Besser wäre mMn: Bei niedrigen Werten vor einer Mahlzeit schonmal einen kleinen Aperitif mit schnellen KH nehmen und den SEA einigermaßen normal zu lassen. So wird der BZ schnell auf Normalmaß gehoben und die vorher herausgefundenen Kenntnisse über den "richtigen" SEA nicht in die Tonne geklopft.
Wie immer gilt: Ich bin kein Wissenschaftler und habe keine Belege für meinen Text. Aber es klingt alles ziemlich logisch, wa?