Autor Thema: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie  (Gelesen 9830 mal)

Offline Frau_Holle

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Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
« Antwort #20 am: Juli 21, 2016, 07:40 »
... Übrigens können die Quickset auch ohne Einfühhilfe (ohne Serter) gesetzt werden, wie ich aus eigener Erfahrung weiss! ;D
...

schon - aber halt nicht "gaaaanz langsam", weil dann der Teflonschlauch über der Führungsnadel zusammenschrumpeln und abknicken kann, nachdem die Führungsnadel gezogen ist ... und dann ist Insulinmangel möglich, weil der Zugang dicht ist
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Liebe Grüße
Manuela





DM Typ 1 seit April 1979
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Offline Trüffel

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Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
« Antwort #21 am: Juli 21, 2016, 14:37 »
Ich könnte mir bei einem solchen Vorgehen, die Werte absichtlich schlechter aussehen zu lassen als sie sein müßten, vorstellen, dass das evtl. Ausdruck einer Überforderung ist. Und über die Werte, die beim Doc gemessen werden, eine Art Hilferuf.
Ich finde es ungerecht, dass man trotz großer Bemühungen einen nicht ausreichenden HbA1c hat und möchte gerne mal einen sehr, sehr guten. Wenn ich einen sehr guten habe (zwischen 6 und 6,5), dann wirft man mir (ohne Protokolle zu sichten) vor, dass sie mit vielen Hypos erkauft wären. Als ich mal fragte, wieviel Prozent Hypos denn "normal/erstrebenswert" wären, sagte man mir "Null". Das kann doch keiner erreichen, weshalb steckt man die erstrebenswerten Ziele dann so hoch????

Zitat
Kannst du dich in Bad Mergentheim nicht noch mal anmelden?
Ja, habe ich vor, vielleicht findet Anfang nächsten Jahres wieder einer statt. Genaue Termine gibt es erst im Herbst.

Zitat
Grundsätzlich würde ich auch dazu raten, eine genaue Ursachenforschung zu betreiben. Es muss ja einen konkreten Grund geben. Und es wird leichter etwas zu verändern, wenn man den kennt.
Als eine der Ursachen haben wir herausgefunden, dass ich gerne selbstbestimmt lebe. Wenn man mir sagt, wie und was ich zu tun habe, erzeugt das bei mir manchmal Widerstand.. Ich halte mich ungern daran und probiere lieber eigene Wege.


Viele Grüße
Trüffel
Wenn Fleisch und Wurstwaren bei uns mittlerweile billiger angeboten werden als Hundefutter,
muss man sich schon fast nicht mehr wundern, dass man für den Preis auch Hundefutter bekommt.  Adi Sprinkart

Offline ralfulrich

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Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
« Antwort #22 am: Juli 21, 2016, 15:03 »

Ich finde es ungerecht, dass man trotz großer Bemühungen einen nicht ausreichenden HbA1c hat und möchte gerne mal einen sehr, sehr guten. Wenn ich einen sehr guten habe (zwischen 6 und 6,5), dann wirft man mir (ohne Protokolle zu sichten) vor, dass sie mit vielen Hypos erkauft wären. Als ich mal fragte, wieviel Prozent Hypos denn "normal/erstrebenswert" wären, sagte man mir "Null". Das kann doch keiner erreichen, weshalb steckt man die erstrebenswerten Ziele dann so hoch????

Viele Grüße
Trüffel

Ich würde sagen der Diabetologe sollte lernen seine Patienten besser zu motivieren.
Das hört sich an wie: Lieber einen hohen HbA1c als eine Hypo zuviel.
Ein guter HbA1c wird immer mit mehr Hypos verbunden sein. Die Kunst besteht darin die BZ-Linie flach zu halten und Extremwerte zu vermeiden. Dazu muss man aber die Up/Down Regeln möglichst genau befolgen.

Welches Protokoll benutzt Du denn?

Grüße
Ralf
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Offline Kladie

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Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
« Antwort #23 am: Juli 21, 2016, 18:45 »
Hallo Trüffel,

Zitat
orginal Trüffel:
Wenn ich einen sehr guten habe (zwischen 6 und 6,5), dann wirft man mir (ohne Protokolle zu sichten) vor, dass sie mit vielen Hypos erkauft wären.
Das kenne ich auch. Gute HbA1c Werte scheinen viele Diabetologen zu erschrecken. Meine Werte zwischen 5,4 und 5,6% sind nach Ansicht meines Diabetologen ebenfalls mit Unterzuckerungen erkauft. Meine Antwort: Was kann ich ändern ohne schlechtere Werte zu bekommen? 5,5 % ist der Wert eines Nichtdiabetikers und dies ist und bleibt mein Ziel. Fertig!

Für einen T1 ist das fast nicht zu schaffen - das ist mir schon klar. Trotzdem würde ich mir von niemandem einreden lassen meine Werte absichtlich zu verschlechtern. Hypos sind ausschließlich unangenehm und schädlich für mich selbst und so lange ich frei entscheiden darf von was ich mich schädige, ziehe ich 80er Werte den 200ern vor.


Zitat
orginal Trüffel:
.... Ich halte mich ungern daran und probiere lieber eigene Wege.
Da haben wir was gemeinsames. Deshalb bin ich hier auch als "Exot" eingeordnet aber damit kann ich leben. Selbstbewusstsein kann man nur schlecht erlernen - aber man kann es intensiv trainieren.  ;D

Offline lunaiko

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Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
« Antwort #24 am: Juli 21, 2016, 19:08 »
Als eine der Ursachen haben wir herausgefunden, dass ich gerne selbstbestimmt lebe. Wenn man mir sagt, wie und was ich zu tun habe, erzeugt das bei mir manchmal Widerstand.. Ich halte mich ungern daran und probiere lieber eigene Wege.

Es hilft dir aber doch nichts, wenn dieser "eigene Weg" so gefährlich ist, dass du dir die Haxen brichst statt ans Ziel zu kommen.

Ich würde lieber einen Weg gehen, der mich auf angenehme Art an mein Ziel bringt. Und das sind doch eher Werte, mit denen ich zufrieden bin. Wenn der Doc es auch ist, toll. Wenn nicht, egal. Ist ja meine Krankheit und nicht seine.
LG,
Angi

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Klar kannste das so machen. Ist dann halt Kacke.

Offline Floh

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Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
« Antwort #25 am: Juli 21, 2016, 21:56 »
Zitat
Trotzdem würde ich mir von niemandem einreden lassen meine Werte absichtlich zu verschlechtern. Hypos sind ausschließlich unangenehm und schädlich für mich selbst und so lange ich frei entscheiden darf von was ich mich schädige, ziehe ich 80er Werte den 200ern vor.

Hui. Riskant. Ich möchte in mehreren Punkten widersprechen.

- Hypos sind beim Führen von Fahrzeugen nicht nur für dich gefährlich, sondern auch für andere. Das ist - völlig klar - nicht das, was du angesprochen hast. Im Gegensatz dazu ist aber das Führen eines Fahrzeuges mit erhöhtem Blutzucker nahezu unverändert.

- Eine Zeit lang (Monate, nicht unbedingt Jahre) mit höheren Werten als erwünscht herum zu laufen hilft durchaus, etwa die verlorenen Hyposymptome wieder in einen sinnvollen Rahmen zu ziehen. Ob ich eine Hypo bei 30 mg/dl mit Sehstörungen das Erste mal bemerke, oder schon bei 70 mg/dl mit wackeligen Knien und Schweißausbrüchen merke das irgend etwas nicht stimmt macht einen Unterschied. Nicht unbedingt im Wohlbefinden, wohl aber in der Zeit, die Vergeht bis die Hypo "verdaut" ist. Sich zum richtigen Zeitpunkt (und vernünftig begründet) höhere Werte einreden zu lassen kann durchaus Sinn ergeben.

- Viele erhöhte Werte führen früher oder später bei sehr vielen Diabetikern zu Spätschäden. Die typischen, fernsehbekannten Probleme sind amputierte Gliedmaßen, Blindheit, Nervenschäden, etc. etc. Ich gebe dir recht, die will ich nicht haben. Aber: Unterzuckerungen führen (nach einigen Studien, mehrere) zu Hirnschäden, Gedächtnisverlust, Demenz. Jetzt sagt der lustige Kindergartenscherz zwar, dass ein vergessenes Bier besser ist als ein verschüttetes - ich sehe das anders. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: nach Unterzuckerungen können Gedächtnisteile verschwinden. Ich bin mir ausnahmsweise sicher - weil eine Kartennummer für eine Bankkarte etwas häufig benutztes ist. Die vergisst man nicht einfach aus Alter. Wenn so etwas (und Namen von Bekannten, Straßen, Orientierung) nach einer länger andauernden Hypo permanent verschwunden sind, dann ist der Zusammenhang für mich da. Und bedrohlich.

Ich sags mal so ... ich mag beides nicht. Hypos sind schnell zu behandeln und fühlen sich nicht sehr bedrohlich an. Solange man das bemerkt und nicht gerade Kettensägen jongliert sagt mein Gefühl auch immer "das ist die bessere Wahl". Andererseits habe ich in knapp 40 Jahren Diabetes sicher viele Hypers gehabt - und eben noch keine Füße/Augen etc. eingebüst. Der Gedächtnisverlust ist aber da. Und das macht mir inzwischen fast mehr Angst...

Offline Kladie

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Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
« Antwort #26 am: Juli 22, 2016, 10:51 »
Hallo Floh,

Danke für deine Richtigstellungen. Ich stimme dir in fast allen Punkten zu.

Vielleicht noch der Hinweis: Mein Beitrag sollte im Context gelesen werden. Trüffel hat Motivationsprobleme und will alles gleichzeitig. Langsame Verbesserungen mit Inkaufnahme von Kolateralschäden (hier niedrige BZ Werte und keine Hypos) sind das, was ich vorgeschlagen habe. Mir ist durchaus bewusst, dass Hypo- und Hyperglykämien nicht ignoriert werden dürfen.
Außerdem habe ich Trüffel nicht empfohlen immer bis zur Hypogrenze zu gehen. Aber aus Angst oder Sorge vor Hypos lieber > 200er Werte anzustreben ist keine dauerhafte Lösung. Um einen Mittelweg zu finden darf niemand nur gegen niedrige Werte argumentieren.



Zum Schluß:
Zitat
orginal Floh:
Ich sags mal so ... ich mag beides nicht. Hypos sind schnell zu behandeln und fühlen sich nicht sehr bedrohlich an. Solange man das bemerkt und nicht gerade Kettensägen jongliert sagt mein Gefühl auch immer "das ist die bessere Wahl". Andererseits habe ich in knapp 40 Jahren Diabetes sicher viele Hypers gehabt - und eben noch keine Füße/Augen etc. eingebüst. Der Gedächtnisverlust ist aber da. Und das macht mir inzwischen fast mehr Angst...
Hier hat jeder seine eigene Sichtweise. Ich kann besser damit leben mal einen Namen zu vergessen oder Google zu bemühen als die physischen Probleme (Augen, Nieren, Füße und was es sonst noch so gibt) auszuhalten.

Offline Joerg Moeller

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Re: Ich steuere meinen Diabetes entgegen einer sinnvollen Therapie
« Antwort #27 am: Juli 22, 2016, 12:23 »
Als ich mal fragte, wieviel Prozent Hypos denn "normal/erstrebenswert" wären, sagte man mir "Null". Das kann doch keiner erreichen, weshalb steckt man die erstrebenswerten Ziele dann so hoch????

Weil man bescheuert ist :tock:

Eine alte Regel sagt, man soll nicht päbstlicher sein als der Pabst. Unterzuckerungen kommen auch bei Gesunden vor, warum also nicht auch bei Diabetikern (solange es nicht zu häufig ist und man es im Griff hat).
Ich finde so 1-2 leichte Hypos pro Woche akzeptabel. Das sind dann die, bei denen ich mich eher fühlt wie "Ich sollte mal einen Happen Süßes essen". Und die krieg ich dann mit einem Löffel Marmelade oder einer BE TZ schnell wieder in den Griff.

Viele Grüße,
Jörg
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