Um jedoch an Streuungen zu gelangen, kann man mit dem HbA1c rein überhaupt nichts anfangen
Hier trifft es sich gut. Da kann ich einhaken.
Ist das eine Typ2 spezifische Aussage? Als Typ 1 halte ich diese Behauptung für Unsinn
Weil das so allein und ohne Argument komisch aussieht: Ein Hba1c ist ja eigentlich eher kein Mittelwert sondern ein Integral. Alle Werte führen zu Verzuckerung, aber höhere halt mehr. Deswegen wird der Hba1c ja auch gerne mal in Prozent angegeben. Nun ist es halt so, dass hohe Blutzuckerwerte und niedrige Blutzuckerwerte in meinem Leben unterschiedliche Zeitauswirkungen haben.
Das ist meine Ansicht .. ich halte die für 100% übertragbar, aber da ließe ich mich von anderen Beispielen gerne überzeugen.
Ein niedriger Wert hat ein unteres Limit. Irgendwo zwischen Zielwert (~100 mg/dl, aber der mag individuell unterschiedlich liegen) und dem, was man so als niedrigstes erlebt hat (~20mg/dl oder so? jemand drunter?) liegt das Limit. Der Zeitraum ist grundsätzlich kurz. Kein Mensch rennt tagelang mit 35mg/dl herum. Glaube ich nicht. Wenn einer eine Kurve dazu hat, glaube ich die auch nicht.
Der obere Wert hat vermutlich auch ein Limit. Schon, weil über die Nierenschwelle aktiv gegengesteuert wird. Das ist aber deutlich weiter vom Zielwert entfernt (wenn wir mal bei den 100mg/dl bleiben) - ich komme locker mal auf 400mg/dl, wenn ich mich beim Essen verschätze. Ich habe schon Sport mit 550mg/dl angefangen, weil es nur auf zu wenig Bolus zurückzuführen war. Und hoher Blutzucker bleibt. Der ist nicht in weniger als einer Stunde verpufft, da hat man länger was davon. Hier wäre ich in Prinzip bereit einen Typ2 Unterschied zu akzeptieren, wenn es einer dokumentiert hat - aber auch das glaube ich eigentlich nicht.
Wenn ich mir zu meinen 400mg/dl zum "vom Arzt erlaubten" Korrekturabstand von 4h nach dem Essen eine Korrektur gebe, dann ist frühestens 8h nach dem falsch eingeschätzten Essen der Blutzucker wieder normal. Macht kein Mensch. Im wirklichen Leben fühlt man sich 2h nach dem Essen scheiße, korrigiert, korrigiert wieder, ist genervt und ist 4 bis 6h nach dem Essen wieder halbwegs da, wo man hin wollte. Plus/minus 200 mg/dl.
Das bedeutet aber für den Hba1c: 6h bei hoher Abweichung (irgendwas zwischen +1mg/dl bis +300 mg/dl) nach oben, gegenüber 1h bei niedrigerer Abweichung (-1 mg/dl bis -80 mg/dl oder so) nach unten. Schwankende, unkontrollierte Blutzucker alleine bringen den Hba1c niemals auf einen vergleichbaren Wert wie ein stabil eingestellter Blutzucker. Weil die Reaktionszeiten von "Korrektur: Essen" und "Korrektur: Insulin" anders sind.
Deswegen ist es wunderbar möglich alleine und einzig aus dem Hba1c auf die Kontrolle des Diabetes zu schließen. Da gibt es Lücken: Wenn einer mit 6,5% herumsteht, weiß ich nicht ob der ständig zwischen Unterzucker und leicht zu hoch schwankt oder stabil irgendwo herumlümmelt, wo ich ihn haben will. Wenn einer mit 10% herumsteht ist der Blutzucker niemals nie nicht schwankend niedrig und hoch, sondern einfach nur hoch.