Autor Thema: Pp Messungen  (Gelesen 3283 mal)

Hinerk

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Pp Messungen
« am: Oktober 23, 2015, 18:30 »
Hallo,

Hat der Zeitpunkt (Abstand) der pp Messung und die gespritzte  Insulinmenge eine Abhängigkeit?
 
Also je mehr desto später oder!

Lg

Hinerk

Offline Floh

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Re: Pp Messungen
« Antwort #1 am: Oktober 23, 2015, 18:59 »
Jein. Das allein hilft noch nicht? Ich versuchs mal :)

Was den pp-Blutzucker bestimmt sind vorwiegend die Menge an Kohlenhydraten (je mehr, desto höher), der glykämische Index der Kohlenhydrate (und auch noch so aufnahmeverzögernde Maßnahmen wie "a Batzen Fett dazu")(je schneller wirksam, desto steiler der Peak), die Insulinmenge (je mehr, desto niedriger) und der Spritz-Ess-Abstand (je größer, desto niedriger).

Die Insulinmenge wirkt auch länger, wenn die Menge größer wird (solange alles auf einmal gespritzt wird - bei zwei Injektionsstellen [weil es sonst so brennt, oder so] gilt das nicht mehr so einfach). Aber .. die zeitliche Verteilung des  "Peaks" aus dem Blutzuckeranstieg nach dem Essen hängt vorwiegend am Essen, nicht so sehr am Insulin.

Also nicht: "mehr Insulin, später Messen" sondern "mehr gegessen, später messen".

Hilft das?

Hinerk

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Re: Pp Messungen
« Antwort #2 am: Oktober 25, 2015, 22:24 »
Hallo Floh,

Danke für die Antwort.

Ich will das Pferd mal von einer anderen Seite aufzäumen.

6,5 BE gegessen auf Grund der Menge und der Faktoren Zeit und anderen hätte ich 19,5 IE spritzen müssen,
wenn ich aber, obwohl die Menge richtig gerechnet wurde, diese Menge dann gespritzt habe in eine Hypo rutschte, habe ich meine maximale IE Menge auf 15 IE begrenzt und wenn ich nach ca. 3,5 Stunden pp meinen BZ wieder gemessen habe entsprach er dem angestrebten Zielwert.

Ist das ein Mengeneffekt?

Danke nochmals und Tschüss

Hinerk


Offline Floh

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Re: Pp Messungen
« Antwort #3 am: Oktober 26, 2015, 09:07 »
Der einfache Teil ist "Ja, das ist ein Mengeneffekt" (wahrscheinlich).

Ich versuchs mal so: Bei mir wird der BE Faktor niedriger, wenn ich deutlich (also mindestens Faktor 1,5) über meine "normalen" BE pro Mahlzeit herausgehe. Wenn ich typischerweise 5 BE esse, und dann mal 10 BE reinschaufle, dann darf ich nicht doppelt so viel spritzen, sonst Hypo.

Aber: Ich befürchte, den Mechanismus verstehe ich nicht. Ich muss da immer rantasten und dann gegebenenfalls korrigieren. Ein Teil des Problems liegt in der Verdauungsgeschwindigkeit - da bin ich mir relativ sicher. Wenn ich mir 10 BE reinstopfe, dann kommen die nicht in der selben Zeit im Blut an wie 5 BE (vor allem, weil ja dann meistens noch Fett und Eiweiß dabei sind). Die Tageszeit scheint aber auch noch eine Rolle zu spielen (vielleicht verdaue ich einfach abends träger?) und die Bewegung (wenn ich danach laufe liegt mir das Futter schwer im Magen ... ist das nur gefühlt oder geht es wirklich langsamer ins Blut?). Alles Sachen, die ich nicht beurteilen kann.

Bei dir kommt noch Typ2 Diabetes dazu - von dem ich keine Ahnung habe. Eigentlich solltest du ja noch Insulineigenproduktion haben. Und die ist möglicherweise mehr/höher/schneller/toller wenn du mehr Kohlenhydrate isst? Das ist mir völlig fremd - da kann vielleicht ein andrer aushelfen.

Offline Kladie

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Re: Pp Messungen
« Antwort #4 am: Oktober 26, 2015, 15:56 »
Hallo Hinerk,

dann will ich mal meine Type2 Erfahrung zum besten geben.

Im Prinzip ist es so wie Floh es beschrieben hat. Allerdings reagiert ein Type1 wesentlich empfindlicher auf Einflußfaktoren wie unterschiedliche Spritzmengen oder mehrere Einstiche pro Dosis. Solche Unterschiede spielen bei mir so gut wie keine Rolle.
 
Wesenlicher Unterschied gegenüber Type1ern ist bei mir ( und ich vermute bei allen Type2ern ) das Mischungsverhältnis von Eigeninsulin und Bolusgabe. Die Menge des Eigeninsulins ist abhängig 1. von der BZ Höhe und 2. von der Anzahl der Betazellen die noch Insulin produzieren können, die im Laufe der Zeit immer mehr abnimmt (durch Überlastung oder sonstige Gründe). Den Anteil genau zu bestimmen ist recht schwierig und deshalb ist es nicht einfach die Menge des fehlenden Insulins zu ermitteln um den gewünschten Zielbereich zu erhalten. Da sind Faustregeln meist das, was die Diabetologen anbieten können. Zusätzlich kommen nämlich auch noch weitere Einflußgrößen wie Hormone, Bewegung, Art der Nahrung usw. usw. dazu.

Die zweite große Herausforderung sind die unterschiedlichen Wirkzeiten. Eigeninsulin wirkt nur ein paar Minuten und wird dann durch die weitere Produktion der Betazellen auf dem notwendigen (erhöhten oder reduzierten) Level gehalten. Die zur Verfügung stehende Menge ist also schnell an die BZ Höhe angepasst.
Das Fremdinsulin hat eine Wirkzeit von einigen Stunden (auch etwas variabel wie Floh schon schrieb) und kann auch dann noch fast unverändert wirken wenn der BZ schon ausreichend reduziert ist. Deshalb muss man vorausschauend spritzen, so das das Fremdinsulin aufhört zu wirken wenn der gewünschte BZ sich eingestellt hat.

Das alles habe ich durch ausprobieren optimiert. Ich spritze also je nach KH Menge und glykämischen Index der Nahrung mit einem mehr oder weniger großen Spritz-Eß-Abstand. Bei Nudeln auch mal eine viertel Stunde nach dem Essen. Wann sich die pp-Spitze einstellt hängt weniger vom Insulin ab sondern mehr vom glykämischen Index der Nahrung.
Zu beachten ist allerdings auch, dass morgens größere Resistenz herrscht als mittags und abends. D.h. der Faktor BE/IE sich verändert.

Da es so viel Einflußgrößen gibt es es schwer, alles genau zu bestimmen. Wie gesagt ich habe lange ausprobiert und viel gemessen. Jetzt habe ich selten pp höhere Werte wie 160 mg/dl und sehr selten BZ unter 60 mg/dl. Der HbA1c ist bei ca 5,5% und für meinen Diabetologen schon zu tief. Ich denke aber ich lasse alles so wie es ist.

Vielleicht beantwortet meine Vorgehensweise deine Frage in einigen Teilen.


Offline Gyuri

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Re: Pp Messungen
« Antwort #5 am: Oktober 27, 2015, 07:00 »
@Kladie
(…) Da es so viel Einflußgrößen gibt es es schwer, alles genau zu bestimmen. Wie gesagt ich habe lange ausprobiert und viel gemessen. Jetzt habe ich selten pp höhere Werte wie 160 mg/dl und sehr selten BZ unter 60 mg/dl. Der HbA1c ist bei ca 5,5% und für meinen Diabetologen schon zu tief. Ich denke aber ich lasse alles so wie es ist.

Vielleicht beantwortet meine Vorgehensweise deine Frage in einigen Teilen.
So eine pauschale Aussage, wie man sie öfter mal von Ärzten hört, ist mir (und dir, Kladie wohl auch) zu einfach. Ich kann mich noch genau erinnern, wie ich aufgrund meiner Beobachtungen zum Arzt ging, ihm zu erzählen, dass ich nun Diabetiker sei und er mir nicht glauben wollte, weil mein HbA1c damals gerade bei 5,5% lag. Ich sage dazu: So ein Wert liegt im Bereich eines Gesunden und kann somit überhaupt nicht zu niedrig sein … außer es ist mit starken Schwankungen zu rechnen. Je mehr aussagekräftige Messergebnisse des Blutzuckers vorliegen, (und auch deine Messergebnisse sind aussagekräftig) desto eher kann man mit ihnen mehr anfangen - auf jeden Fall mehr als mit einem eher verwirrenden HbA1c-Wert.
Gruß vom Gyuri
„Miss alles, was sich messen lässt,
und mach alles messbar,
was sich nicht messen lässt.“

Archimedes