(…) Als Therapie ist erstmal 100 mg Gabapentin täglich vorgesehen. Hat jemand damit schon Erfahrung gemacht?
Ich finde im Internet Bewertungen zu diesem Medikament die mir Angst machen. Die Wenigsten berichten von Heilung bzw. Linderung der Probleme aber fast alle von massiven Nebenwirkungen. Ich werde, wenn überhaupt erst Montag damit anfangen und mir nicht das WE eventuell versauen.
LG otto
Ich kann es nachvollziehen, wenn man mir hier nicht glauben mag. Mir wurde das Mittel zwei mal schon verschrieben - beide male nachdem ich keine Ruhe gegeben habe weil ich mir nicht einreden lassen wollte, dass beide meine Probleme nur "eingebildet" seien. (Das ist jetzt nur eine Kurzfassung von zwei verschiedenen Krankheiten) Plötzlich wussten die Ärzte von einem Mittel, dass in der Epilepsy erfolgreich (?) war und dass sich als sehr Erfolgreich gerade bei meinen Beschwerden heraus stellte.
Einmal will ich das ja glauben, aber bei zwei grundverschiedenen Krankheiten wurde ich stutzig und suchte mich durchs Internet. Ich fand auch in ein Forum, in dem von den seltsamsten Nebenwirkungen erzählt wurde. Erinnern kann ich mich z-B. an jemand, der schrecklichen Haarausfall bekam.
Das Forum war aber ganz sicher nur ein Fake. Man konnte nichts unüberprüft dazu schreiben.
Ich suchte dann, was denn in Epilepsy-Kreisen über Nebenwirkungen berichtet wird … Vielleicht bin ich doof? Ich fand überhaupt nichts.
So gab ich in die Suchmaschine einmal "Plazebo Gabapatin" ein, weil mir die Argumente der beiden Ärzte schon sehr seltsam vorkamen. Nach ein paar Links die mich in den "Pillen-Wald" schickten, stieß ich dann auf eine Seite, von der ich mir die wichtigsten Sätze (hier in blau) für den zuletzt verschreibenden Facharzt herausschrieb. Zu einer Diskussion kam es aber nicht mehr, weil es mir sehr verübelt wurde, dass ich kein Vertrauen gezeigt hätte.
Ich weiß nicht, ob es den Link noch gibt, offensichtlich gibt es den Text an der von gefundenen Stelle nicht mehr, und ich habe mir damals den ganzen Text vorsorglich koppiert:
Eine randomisierte, doppel-blinde, placebo-kontrollierte Studie kam zu dem Schluss, dass Gabapentin zwar signifikant die Empfindung "unpleasant feeling" reduziert bei anderen "pain descriptors" kann jedoch kein signifikanter Unterschied zu Placebo gefunden werden (Tai et al. 2002). Im Gegensatz dazu zeigte Pregabalin in randomisierten, placebo-kontrollierten, doppel-blinden Studien eine signifikante Verminderung von zentralen neuropathischen Schmerzen (Siddall et al., 2006; Vranken et al. 2008).
Eine offene Langzeitstudie, an der sogenannte therapieresistente Patienten mit postherpetischer Neuralgie oder schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie teilnahmen, zeigte einen analgetischen Effekt von Pregabalin bei Patienten, bei denen Gabapentin in adäquaten Dosen (>1800mg) keine Wirkung erzielen konnte (Gabapentin-Nonresponder). In einer weiteren Kohortenstudie wurden Gabapentin-Responder und Nonresponder mit Pregabalin substituiert. In einer Beobachtungzeit bis zu 12 Monaten ließ sich eine Besserung der neuropathischen Schmerzen um 25% dokumentieren. Daraus kann gefolgert werden, dass bei einigen Patienten die Therapie mit Pregabalin einen Vorteil gegenüber der Therapie mit Gabapentin bietet.
Ganzer Beitrag:
Psychiatrie für Neurologen
Mittwoch, 26. September 2012, 16:00 - 16:30
Stellenwert von Pregabalin vs. Gabapentin bei Schmerzen
R. Baron (Kiel)
Pregabalin und Gabapentin besitzen einen vergleichbaren Wirkmechanismus. Beide Substanzen entwickeln ihre analgetische Wirkung über die Bindung an die alpha2delta-Untereinheit von Calcium-Kanälen im zentralen Nervensystem und verhindern die Freisetzung verschiedener erregender Neurotransmitter. Pregabalin und Gabapentin binden nicht an GABA-Rezeptoren und werden auch nicht zu GABA metabolisiert. Aufgrund der guten Wirksamkeit, des günstigen Nebenwirkungsprofils und der geringen Medikamenteninteraktionen gehören diese Substanzen zum festen Repertoire bei der Behandlung neuropathischer Schmerzen. Pregabalin zeigt in Studien eine Verbesserung des Nachtschlafs und einen angstreduzierenden Effekt, welches einen weiteren Vorteil bei vielen Patienten mit neuropathischen Schmerzen darstellt.
Die Gegenüberstellung der pharmakokinetischen und pharmakodynamischen Eigenschaften von Gabapentin und Pregabalin zeigt Unterschiede. Im Gegensatz zu Gabapentin kann die Resorption von Pregabalin im therapeutischen Dosisbereich nicht gesättigt werden, wodurch eine linear verlaufende Pharmakokinetik resultiert. Die höhere Bioverfügbarkeit von Pregabalin mit deutlich geringerer inter- und intraindividueller Varianz erlaubt eine im klinischen Alltag bessere Aussteuerung der Therapie. Durch seine unterschiedlichen Resorptionseigenschaften ist Pregabalin weniger anfällig als Gabapentin für Wechselwirkungen durch peristaltik-beeinflussende Medikamente, wie z.B. Opioide (die in der Therapie neuropathischer Schmerzen einen festen Stellenwert als Kombinationstherapeutika haben). Die wirksame Tagesdosis des Gabapentins liegt bei 1200-3600mg/die, verteilt auf drei Einzeldosen, die des Pregabalins bei 300-600mg/die, verteilt auf zwei Tagesdosen, was im klinischen Alltag häufig eine erhöhte Compliance beim Patienten erzielt.
Pregabalin ist im Gegensatz zu Gabapentin auch zur Behandlung zentraler neuropathischer Schmerzen zugelassen. Die International Association for the Study of Pain (IASP) definiert zentralen Schmerz als Schmerz, der durch eine Läsion oder Erkrankung im ZNS entsteht. Zentrale neuropathische Schmerzen entstehen z.B. nach Rückenmarksverletzungen (bei ca. 50% der Patienten, Schlaganfall (bei ca. 8% der Patienten) oder Multipler Sklerose (bei ca. 25% der Patienten). Eine randomisierte, doppel-blinde, placebo-kontrollierte Studie kam zu dem Schluss, dass Gabapentin zwar signifikant die Empfindung "unpleasant feeling" reduziert bei anderen "pain descriptors" kann jedoch kein signifikanter Unterschied zu Placebo gefunden werden (Tai et al. 2002). Im Gegensatz dazu zeigte Pregabalin in randomisierten, placebo-kontrollierten, doppel-blinden Studien eine signifikante Verminderung von zentralen neuropathischen Schmerzen (Siddall et al., 2006; Vranken et al. 2008).
Eine offene Langzeitstudie, an der sogenannte therapieresistente Patienten mit postherpetischer Neuralgie oder schmerzhafter diabetischer Polyneuropathie teilnahmen, zeigte einen analgetischen Effekt von Pregabalin bei Patienten, bei denen Gabapentin in adäquaten Dosen (>1800mg) keine Wirkung erzielen konnte (Gabapentin-Nonresponder). In einer weiteren Kohortenstudie wurden Gabapentin-Responder und Nonresponder mit Pregabalin substituiert. In einer Beobachtungzeit bis zu 12 Monaten ließ sich eine Besserung der neuropathischen Schmerzen um 25% dokumentieren. Daraus kann gefolgert werden, dass bei einigen Patienten die Therapie mit Pregabalin einen Vorteil gegenüber der Therapie mit Gabapentin bietet.
In den aktualisierten nationalen wie internationalen Leitlinien zur Therapie neuropathischer Schmerzen wird manchmal eine vorrangige Bewertung von Pregabalin verglichen mit Gabapentin erkennbar. Als Gründe hierfür werden insbesondere bislang nicht bewertete unveröffentlichte Studien mit Gabapentin angegeben.
http://registration.akm.ch/einsicht.php?
Wenn es sich auch bei Gabapatin u.U. NICHT um ein Plazebo handelt, so dürfte eine Wirkung für jene, die nicht dran glauben gegen Null gehen.
Mein Hausarzt gab mir zwar nicht Recht, meinte aber dann doch, ich solle das Medikament absetzen, wenn es keine Wirkung zeigt. Die Gefahr von Nebenwirkungen stünde auf jeden Fall nicht in einem Verhältnis zum gedachten Erfolg.