Ja mei, ich bin da eben völlig anderer Ansicht. Macht ja nix, hatten wir bereits. Ich lege meine Ansicht dennoch dar, weil ich Gyuri für so falsch halte. Und er ja schon richtig schrieb, dass es im Internetforum beide Ansichten gibt.
Da ich offensichtlich der einzige Schulungsverweigerer bin, will ich mich dazu rechtfertigen. Wenn ich was von "Zeitverschwendung" schrieb (weiß ich jetzt nicht mehr) war das NUR auf mich bezogen!! Käme ich aus so einer Schulung raus, dann kaum mit neuen Erkenntnissen die mich zu einem Umdenken bewegen würden.
Da stimm ich teilweise zu. Wenn nichts Neues, dann wars verschwendete Zeit. Nur ... ich sehe Diabetes inzwischen als eine relativ langfristige Angelegenheit. Meine erste Schulung hab ich 1980 genossen (und meine Eltern viel mehr). Da wurde mir die richtige Anwendung der Urintabletten zur Zuckerbestimmung beigebracht, ebenso wie gutes und schlechtes Essen.
Die zweite ernsthafte Schulung war 1986: Neu dazu kamen getrenntes Basalinsulin und Altinsulin statt Mischinsulin. Essen von allem erlaubt. Zuckrige Lebensmittel korrigierbar (was aber entweder fehlte oder ich vergessen habe war: was ist ein Korrekturfaktor).
Dann 1995: Korrekturfaktoren, Wirkschemata.
2007: Veränderte Korrekturfaktoren, Selbstbestimmung von denselben, Wirkmechanismus der Basalinsuline (und Umstellung des Basalinsulins auf eines, das mich nicht mehr umbringt).
2013: Pumpenschulung. Fast alles an Grundlagen nochmal widerholt. Und siehe da ... einiges wusst ich zwar (vielleicht einem passiven Wortschatz vergleichbar) schon, hab es aber nicht angewendet (so wie FPE und Morgengupf).
Und klar.. das ist jetzt viel Gelaber. Nur ist das wichtig weil (was eine fantastische Überleitung, ich würde mir selbst auf die Schulter klopfen, wenn ich hin käme)
Eine Schulung ist immer für jene gut und wichtig, die sich Basiswissen vermitteln lassen wollen. Dass man dann das erfahrene Wissen selbstständig erweitern kann (z.B. im Internet und auch durch Foren) hat Tarabas schon lange bewießen.
Im Internet Wissen zu erweitern macht es zu einem Hobby. Zur Zeit ist der Diabetes mein Hobby. Ich lese am Arbeitsplatz in den Foren mit, diskutiere, veröffentliche gelegentlich mal Bilder oder so. Dafür sind andere Internetforumsgeschichten zur Zeit verschwunden. Das kann man schon machen - ich vermute mal, dass am Tag 30 Minuten bis eine Stunde auf so nen Krams draufgeht. Derzeit finde ich das auch recht spannend - notwendig und normal ist das aber nicht. Wenn mir ein Diabetiker sagt, dass er nach fünf Jahren Praxis lieber in der Mittagspause ein Forum über Motorräder,tropische Fische oder World of Warcraft liest, dann ist das alles gleich viel wert. Und daraus zu unterstellen er kümmere sich nicht halte ich für falsch. Im Gegenteil: unsere Zeit die wir mit Diabetesthemen verschwenden ist wahrscheinlich gefährlich nahe an "die Krankheit übernimmt zu viel des Lebens".
Punkt 2 (den ich immer wieder gern bringe): Im Internet steht leider nur Mist. Das ist nicht so schlimm - an mancher Stelle - kann aber halt gefährlich werden. Für die meisten Grundsatzinformationen ist es wurscht - und wenn ich danach einen kompetenten Diabetologen fragen kann ist es wunderbar. Alle Detailinformationen sind mit ausgesprochen großer Vorsicht zu genießen. Und ein Beispiel hab ich auch immer: Der thermische Ausdehnungskoeffizient von einer DCB (hier:
https://www.google.de/webhp?sourceid=chrome-instant&ion=1&espv=2&ie=UTF-8#q=thermischer%20ausdehnungskoeffizient%20dcb ). Das Problem mit diesen Daten ist, dass der angegebene Zahlenwert falsch ist. Weil alle diese Netzdarstellungen auf dem selben (falschen) Paper meines Chefs bestehen. Der richtige Wert ist schon bekannt, gelegentlich wird er auch publiziert, nützt aber nichts. Und ganz ehrlich ... kaum jemand ließt bei der Suche nach einem Zahlenwert mehr als eine Seite Googleergebnisse durch.
In Foren muss man aber immer damit rechnen, dass nicht alle die selbe Meinung vertreten. Wäre das so, wäre eine Diskusion im Forum überflüssig.
Das ist der rettende Teil. Klar: es gibt Gegenmeinungen. Wie ich diese als richtig(er?) einschützen soll ist mir aber nicht klar. Und: den allermeisten Diskussionsteilnehmern fehlen die Grundlagen. Klar ... ich weiß inzwischen relativ viel, aber ich hab halt von Medizin, Biochemie, Biotechnologie, Metallographie für Medizinprodukte etc. keine Ahnung. Eine ernsthafte Information einer spezifischen Frage bekomme ich aber nur, wenn jemand die richtigen Nachfragen stellt. Die haben im Idealfall meine spezielle Situation (Lebensumstände, anderen medizinischen Probleme, Verhalten, Alter, Größe, Geschlecht etc) im Hinterkopf.
Mein Beispiel dabei ist immer der mir verabreichte ACE-Hemmer für meinen Blutdruck. Wirkt, alles toll. Und im Beipackzettel steht, dass dieser Wirkstoff bei Personen schwarzer Hautfarbe schlechter wirkt. Wenn ich so was im Internet lese denke ich erst mal an rassistischen Unsinn. Mein Arzt weiß so was aber und macht es richtig. Und sieht mich halt auch vor sich sitzen.
Als zusammengefasst: Geht immer mal wieder zu einer Schulung. Vor allem nach jedem Umzug. Und alle paar Jahre. Weil man dort lernt, was sich neues getan hat. Und dann einen neuen Arzt kennen lernt, der vielleicht was neues weiß.