Autor Thema: Hypo im Anmarsch - na und?  (Gelesen 11477 mal)

Offline Gyuri

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Hypo im Anmarsch - na und?
« am: Mai 25, 2014, 22:19 »
Heute war wieder so ein Tag ....
Genau genommen fing es Gestern schon an. Da habe ich meinen Lantus-Pen verlegt oder gar verloren. Blöd irgendwie, aber hier im "Urlaub" komme ich nicht so einfach an Ersatz ran. Dazu kommt auch noch, dass mein Auto gerade streikt und ich nicht nur medizinisch hier in der Puszta lebe. Ich versuche etwas mehr bzw. auch kleine Mengen Novorapid zu spritzen und mehr zu messen als sonst.

Den ganzen Nachmittag habe ich im Haus umgeräumt. Keine körperliche Belastung, aber quasi immer abgelenkt. Um 17 Uhr realisierte ich, dass Abendessen angebracht wäre. Für meinen SEA von 15 Minuten spritzte ich 18 I.E. (sonst 15) und ich schluckte schon mal mein Metformin, räumte dann aber "nur noch schnell" was auf.

Interessanter Weiße nahm ich dann um 18 Uhr meine übrigen Medikamente (primär f. Blutdruck) und dachte mir noch: "Ach, das Abendessen lass ich ausfallen - kein Hunger."

Plötzlich, genau um 21 Uhr bekam ich Schweißausbrüche, Zittern und Schwindel. Bevor ich mich um den Blutdruck kümmern wollte (ist sonst oft kritisch bei mir) dachte ich mir, ich könnte auch mal meinen Blutzucker messen - wegen dem fehlenden Lantus wird der sicherlich hoch sein ....

Äh - da muss ich mich wohl etwas vertan haben: 43 mg/dl

Hätte man mich gefragt und wäre kein BZ-Gerät verfügbar gewesen, ich wäre nie auf die Idee gekommen ....
So habe ich schnell 1 BE Traubenzucker gegessen und mir Brote (3 BE) geschmiert. Die falsch interpretierten Unterzuckererscheinungen waren dann schnell weg.

Dumm wäre es nur gelaufen, wenn ich Hilfe gebraucht hätte. Ich bin gerade vollkommen allein. Allerdings hatte ich schon öfter so niedrige Werte und konnte mir immer mit klarem Kopf selbst helfen.

Jetzt schau ich gerade mal, was ich nun habe (ich habe nicht noch einmal zum Essen gespritzt):
131 mg/dl - da hätte ich jetzt mehr erwartet. Auf eine Brotscheibe gab ich etwas Honig ohne zu rechnen :zwinker:
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Archimedes

Offline Frau_Holle

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Re: Hypo im Anmarsch - na und?
« Antwort #1 am: Mai 27, 2014, 14:39 »
Schön, dass es gut gegangen ist.

Hast Du bei der Umräumerei im Haus den Lantus-Pen wieder gefunden?
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Liebe Grüße
Manuela





DM Typ 1 seit April 1979
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Offline Gyuri

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Re: Hypo im Anmarsch - na und?
« Antwort #2 am: Mai 27, 2014, 17:51 »
Ich bin zwar noch lange nicht fertig mit dem Räumen, glaube aber, den Pen am Vortag irgendwo unterwegs verloren zu haben. Ich spritzte Lantus immer nach dem Mittagessen und bemerkte den Verlust so erst einen Tag später.

Einfach etwas mehr spritzen ist übrigens nicht DIE Lösung.  :kratz:

Im Grunde müsste ich eine Pumpe simulieren, wollte ich auf Lantus ganz verzichten.

Nach meiner "Milchmädchenrechnung" müsste ich meine 25 Einheiten Lantus auf 24 Stunden verteilen. Aber ganz sicher werde ich mich nicht jede Stunde wegen einer Einheit stechen! Und wenn ich schlafe, werde ich auch nicht spritzen.

Um eine Regel aufzustellen, die ich zumindest für die Zeit, die ich hier in Ungarn bin passt, werde ich wieder wie gewohnt spritzen und dann zwei und vier Stunden nach dem Essen noch mal .... sagen wir mal je 2 I.E.

Da ich jetzt vermehrt messe und sich bei mir ein paar Einheiten mehr oder weniger sowieso kaum bemerkbar machen, glaube ich nicht, dass da großartig was passiert.

Ich war übrigens gestern am Vormittag wieder ganz weit unten. Wie weit genau konnte ich nicht messen. Aber nach 4 Stück Traubenzucker ging es mir wieder besser. Und eine halbe Stunde später war ich bei 89 mg/dl.
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Archimedes

Offline Gyuri

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Re: Hypo im Anmarsch - na und?
« Antwort #3 am: Mai 29, 2014, 08:28 »
Neues von der Front!  :zwinker:

Gestern vor dem Schlafengehen war ich bei 61 mg/dl na ja .... Weil ich jetzt vermehrt Tagesprofile erstelle, war auch eine Nachtmessung angesagt -  :o 55 mg/dl. Was mich so erschreckt ist die Tatsache, dass ich das sicher noch nie nachts hatte und dass ich es überhaupt nicht spürte. Ich nahm dann vorsichthalber 1 BE Traubenzucker. Heute Früh war ich dann bei 70 mg/dl. Auch dieser Wert ist für mich eher niedriger als sonst.

Die Erkenntnis aus diesen Messwerten ist also, ich muss irgendwie weniger spritzen. Meine Bolusmenge setze ich um je 3 Einheiten runter und statt 2 mal 4 Einheiten "danach" werden es jetzt 2 mal 3 Einheiten.

Schau ma mal, ob es dann auch ohne Traubenzucker geht ...
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Archimedes

Offline Joerg Moeller

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Re: Hypo im Anmarsch - na und?
« Antwort #4 am: Mai 30, 2014, 10:46 »
Wenn man die erlaubte Fehlertoleranz bei BZ-Geräten zur Heimmessung berücksichtigt kann ich keinen Unterschied zwischen 61 und 55 erkennen. Und wenn der BZ nur langsam sinkt (z.B. vom Basal ausgehend), dann spürt man auch die sonst üblichen (adrenergen) Symptome gar nicht oder erst später.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Gyuri

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Re: Hypo im Anmarsch - na und?
« Antwort #5 am: Mai 30, 2014, 19:22 »
Ja nun... :zwinker:
Im Nachhinein kann ich schon vermuten, dass die 61 in Wiklichkeit etwas niedriger war. Bei 10% Abweichung ist aber mit einem Wert zwischen 55 und 67 zu rechnen. Wenn ich mir eine Engriffsgrenze von 60 setze, sage ich eben zu 61 mg/dl "na ja ...".
Ich ging also nachts nicht davon aus, dass der Blutzucker um 6 mg/dl gefallen ist (was ja garnix ist), sondern dass meine mir gesteckte Grenze mit 55 mg/dl (was ja bei 10% wieder zwischen 49 und 61 abweichen kann) unterschritten ist.

Da für mein Gefühl (!) Unterzucker erst unter 50 mg/dl los geht (im kranken Haus wurde man schon unter 80 hektisch  ;D ) liege ich mit meiner "Angsttoleranz" nicht ganz falsch. Richtig kritisch wird es erst unter 30 mg/dl, habe ich mir sagen lassen. Aber bitte! Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
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Archimedes

Offline Gyuri

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Re: Hypo im Anmarsch - na und?
« Antwort #6 am: Mai 31, 2014, 10:14 »
Aus Mangel an noch genügend verwertbaren Daten, kann ich euch nur zeigen, wie ich relativ sicher sein kann, nicht unvorbereitet in eine Hypo zu rutschen.



Ich führe derartige gemittelte Tagesprofile. Mitteln geht natürlich erst, wenn man genügend normalverteilte Werte beieinander hat. Seit meinem Lantus-Verlust habe ich noch zu wenige Tagesprofile, das wird aber schon besser mit der Zeit. Dann kommt noch hinzu, dass ich nicht jeden Tag ein Tagesprofil erstelle. Der 55er Wert fehlt hier, wenn es aber bei dem einen mal bleibt, spielt er als Ausreiser auch keine Rolle, auf die man eingehen kann/muss.

Dass man sich auf das gemittelte Profil verlassen kann ist um so wahrscheinlicher, je weniger Streuung zu einem Ereignis vorliegt. Ich bewege mich bei meiner Statistik auf einer 95% Wahrscheinlichkeit (4*s).

Danach könnte ich z.B. vor dem Schlafen davon ausgehen (wären die Messungen ausreichend!) dass ich zu 95% zwischen 64 und 74 mg/dl läge. Setze ich mir dann zu allen Zeiten die untere Grenze auf 60 mg/dl bin ich praktisch auf der sicheren Seite. Außerdem gehe ich davon aus, dass ich schon so auf mich aufpasse, dass ich eine Unterzuckerung lange merke, bevor sie kritisch wird. Wessen Empfindungen nicht so ausgelegt sind, für den wäre das alles natürlich nicht anzuraten.
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Archimedes

Offline Trüffel

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Re: Hypo im Anmarsch - na und?
« Antwort #7 am: Juni 04, 2014, 17:22 »
 :kratz:
Was willst Du mit dem Thread eigentlich bezwecken?

Gruß Trüffel
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muss man sich schon fast nicht mehr wundern, dass man für den Preis auch Hundefutter bekommt.  Adi Sprinkart

Offline Gyuri

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Re: Hypo im Anmarsch - na und?
« Antwort #8 am: Juni 05, 2014, 08:31 »
Tja, nachdem ich diesen Beitrag eröffnete, hat es einen neuen gegeben, bei dem es direkt darum ging, worauf ich hinaus wollte: Die Frage, ob es lebensgefährlich sei, ins Hypo zu geraten. Zu einer Diskussion bezüglich der von mir gewählten Überschrift konnte es hier so nicht mehr kommen.  :rotwerd:

Ich hatte hier ein aktuelles Beispiel erklärt, warum ich persöhnlich  da überhaupt keine Angst davor haben brauche. Jetzt geht es genau genommen nur noch darum, ob und wie erfolgreich man auf Lantus verzichten kann, wenn man es sich antut, die Basalversorgung mit Rapid sicher zu stellen. Dazu kann ich inzwischen sagen: Es geht "GEFAHRLOS", optimal ist es aber auf keinen Fall!

Nach einer Diskussion mit meinem Diabetologen in zwei Wochen, werde ich höchstwarscheinlich wieder zu meiner alten ICT zurück kehren, selbst wenn ich das alles gut in den Griff bekommen sollte. Ich brauche dann nur wieder einen für Lantus geeigneten Pen.  :zwinker:
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Archimedes

Offline Trüffel

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Re: Hypo im Anmarsch - na und?
« Antwort #9 am: Juni 05, 2014, 11:12 »
Zwischen tot und lebendig gibt es auch bei einer Hypo erfahrungsgemäß viele Bereiche.  ::)

Da Dir anscheinend noch entsprechende Erfahrungen fehlen, möchte ich Dich auf folgendes hinweisen:
Wenn Du häufiger - Deiner Meinung nach unschädliche - niedrige Werte hast, dann gewöhnt sich der Körper mit der Zeit daran. Die Schwelle, wann er mit Gegenmaßnahmen reagiert, sinkt und damit wird das sog. Zeitfenster, in der man handlungsfähig ist, kleiner.

Sprich, wenn Du immer erst ab Werten unter 50 mg/dl reagierst (weil das die "offizielle" Hypo Definition ist), dann merkst Du irgendwann eine Hypo garantiert erst, wenn Du schon handlungsunfähig bist.
Dazu gibt es aber bereits unzählige Threads...  :ja:

Viele Grüße
Trüffel
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