Diabetesfragen > Der Erklärbär - Ich will's wissen
BZ-Messgerät
Gyuri:
Die Messmethode wäre beim Kalibrieren oder auch Eichen nicht das Problem. Da muss sich der Messtechniker einfach etwas einfallen lassen, seine Messungen auf die SI-Einheiten zurückführen zu können. Auch beim Meter gibt es in Grenzbereichen besondere Vorgehensweisen, bei denen ausgesuchte Labore ständig Vergleichsmessungen durchführen und sich entsprechend abstimmen. Sowohl das Kilogramm als auch (indirekt) der Liter sind klar definiert. Daraus errechnet sich die zu kalibrierende Größe "mg/dl". (btw: auch das Mol ist klar definiert)
Dumm ist halt nur, dass der eine von einem Deziliter Vollblut aus geht und der andere von einem Deziliter Plasma. Meiner bescheidenen Meinung nach ist letzteres nicht sinnvoll, weil zwar eine Vollblutprobe zum Messen verwendet wird, dann das Messergebnis mit einem Faktor umgerechnet wird, als ob man Plasma analysiert hätte, wie das im Labor geschieht.
Was soll's, so müsste man halt zu jedem Messergebnis dazu schreiben, worauf man sich bezieht, falls man irgend etwas vergleichen will. In den technischen Daten der einzelnen Messgeräte ist das aber überall beschrieben genauso wie die bescheidene Genauigkeit der Teststreifen - es ließt nur nicht jeder und es kommt dann immer wieder zu diesen sinnlosen Vergleichsmessungen mit anschließender Entrüstung, weil nicht immer haargenau die gleichen Ergebnisse raus kommen.
AmeLei:
Darf ich trotz eurer Erklärungen hier noch eine Frage anfügen?
Ich hatte als absoluter Neuling (das Forum fand ich erst danach) natürlich auch den Gerätevergleich gemacht, weil ich dachte, dass manche Geräte besser seien als andere und ich natürlich das beste Gerät finden wollte. Inzwischen habe ich verstanden, dass das so einfach nicht geht, aber trotzdem bleiben bei mir einige Fragen offen.
Die Differenzen, die ich zwischen 2 Geräten maß waren so unterschiedlich, dass man das nicht mit einer (gleichförmigen) prozentualen Abweichung erklären konnte.
Hier mal ein paar Werte, jeweils gleichzeitig gemessen:
Gerät A: 311, Gerät B: 231, Differenz: 80
Gerät A: 307, Gerät B: 283, Differenz: 20
Gerät A: 342, Gerät B: 276, Differenz: 66
Gerät A: 304, Gerät B: 258, Differenz: 46
Ich war dann so verunsichert, dass ich mir zwei weitere Geräte bestellt habe und bei diesen dann immer zweimal hintereinander nachmaß.
Das eine Gerät zeigte bei drei Messungen direkt hintereinander drei völlig unterschiedliche Werte an, nämlich: 251/236/214 (daher musste das nach meiner Meinung ausscheiden), das zweite neue Gerät (Gerät C) hatte bei gleicher Messung ziemlich gleiche Ergebnisse, nämlich 202 und 205 (weshalb ich auf eine dritte Messung verzichtete). Ich habe wegen der beiden gleichen Werte, die mir am vertrauenerweckendsten schienen, dann das letzte Gerät (Gerät D) zu "meinem" Messgerät auserkoren, da es bei den (wegen der limitierten Teststreifen) noch möglichen 3 Messungen sehr ähnliche Ergebnisse lieferte wie Gerät B und zusätzlich das mit 6 Lanzetten ausgestattete Fastclix an Board hatte und mir auch optisch mehr zusagte. Gerät D ist das Accu Chek Nano, Gerät B war das Gluco Result von Stada.
Aber sind diese Differenzen auch noch mit euren obigen Erläuterungen zu erklären? Dann habe ich wohl noch nicht richtig verstanden. ???
Und meine Zusatzfrage: Kann man sagen, dass die teuereren Teststreifen auch die besseren sind, weil sie genauer messen, bzw. weil billigere Produkte nicht so hochwertige "Messinstrumente" an Bord haben?
Gyuri:
Hmmmmm………… Bei den Ergebnissen deiner Messreihen bin ich schon einwenig verunsichert eine plausible Erklärung zu liefern.
Zuerst mal hast du da einen Vergleich von "A" zu "B"
Für sich betrachtet (was nur zulässig wäre, wenn du schnell hintereinander weg je 4 Messungen machst) wäre die zufällige Abweichung gar nicht sooo schlecht:
A = 304 - 342 Mittelwert = 316
B = 231 - 276 Mittelwert = 262
D = 073 - 066 Mittelwert = 054 (jeweils die Differenzen)
Falls du wirklich alle 8 Messungen zeitnah gemacht hättest, müsste man ZUERST mal die 4 Ergebnisse der einzelnen Geräte zusammenfassen und die Reihenfolge außer Acht lassen.
Eine Streubreite von ca. 40 ist bei einem Blutzucker von ca. 260 bzw. ca. 320 Nicht so tragisch. Wie tragisch das wirklich wäre, könnte man erst ab …
ich sage mal 25 Messungen mit einem Gerät sagen. Dann hätte die Standardabweichung eine Aussagekraft. Über diesen Wert ( x 4 genommen) erhält man eine wahrscheinliche Streuung von 95%. Und diese wird vom Hersteller mit ±20% angegeben.
Kommen wir jetzt zu der Systematischen Abweichung!
Diese ist maßgeblich vom Auswertesystem abhängig. Bei deinen Geräten A und B wären das 54 mg/dl Unterschied, die ja irgendwo her kommen müssen.
Ganz wichtig!
Wurde das Messergebnis auf Vollblut und/oder Plasma bezogen? Das wären schon mal einfach zu erklärende 10%.
Welches Gerät das "GENAUERE" ist, kann man mit derartigen Vergleichsmessungen auch nicht bestimmen. Wenn du ein Gerät hast, dass eine geringe zufällige Abweichung aufweist, heißt das noch lange nicht, dass die absolute Abweichunge zu einem "Normal" geringer ist - zumal du ja kein Normal hast.
Und zu guter Letzt:
Jedes Gerät kann nur so genau sein, wie es der Teststreifen zulässt. Genau genommen müssten die Teststreifen kalibriert werden und nicht das Gerät, dass ohne große Probleme immer auf ein Digit genau ist. Ob jetzt ein teurer Teststreifen genauer ist als ein billiger? … Hmmm .... gebe mir von jedem 50 Stück und eine Kontrollflüssigkeit, deren Zuckergehalt SEHR GLEICHBLEIBENDE Ergebnisse ermöglicht und ich sage dir, welche Streifen weniger streuen. Hätte die Kontrollflüssigkeit rückführbare Größen, könnte ich dir sogar die absolute Genauigkeit bestimmen.
Der Messtechniker kennt aber einen Grundsatz: Nicht so genau wie möglich messen, sondern nur so genau wie nötig!
Diese BZ-Messgeräte sind nur für den individuellen Vergleich des eigenen Blutzuckerspiegels, besser für dessen Veränderungen gedacht.
Joerg Moeller:
--- Zitat von: Gyuri am April 19, 2014, 17:52 ---Diese BZ-Messgeräte sind nur für den individuellen Vergleich des eigenen Blutzuckerspiegels, besser für dessen Veränderungen gedacht.
--- Ende Zitat ---
Genau, es sind eher "Schätzgeräte". Du kannst höchstens feststellen wer zuverlässiger schätzt (indem er immer nah bei einem Wert bleibt). Aber Geräte miteinander vergleichen ist das Gleich, als würdest du Hans und Dieter fragen, wieviel Kilometer es bis zur nächsten Stadt sind. Um festzustellen wer von beiden genauer geschätzt hat musst du schon mit einem geeichten Gerät nachmessen.
Alte Grundregel dabei: wer viel misst misst Mist ;D
Viele Grüße,
Jörg
AmeLei:
Erst einmal herzlichen Dank an euch beide, dass ihr euch für meine Frage Zeit genommen habt!
@ Gyuri
Wenn ich das richtig verstehe, was du schreibst, dann habe ich mich wohl etwas blöd ausgedrückt.
Ich meinte, ich habe die A und B Werte jeweils gleichzeitig gemessen, die 4 (x je 2) Messungen waren aber zu unterschiedlichen Zeiten, sogar an unterschiedlichen Tagen. Ich gestehe (inzwischen) durchaus jedem Gerät seine unterschiedliche Messung zu, aber diese extrem unterschiedlichen Differenzen zueinander, die haben mich verunsichert. Mal 80, dann nur 20 (die beiden Extreme). Mein Hausarzt hat sich meine Aufzeichnungen kopiert und meinte, das dürfe nicht sein und wollte diese Differenzen mal einem Pharmavertreter vorlegen und ihn um Stellungnahme bitten. Aber da wird wohl auch nicht viel rauskommen bei.
Alle Geräte sind übrigens plasmakalibriert.
@ Jörg
Wenn ich deine Aussage richtig verstehe, dann habe ich ja gut dran getan, Gerät C auszuschließen und Gerät D zu nehmen, zumal die damit gemessenen beiden Werte von Gerät D identisch waren mit dem gleichzeitig gemessenen Wert von Gerät B. Richtig?
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