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BZ-Messgerät

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Ufuk:
Warum misst fasst jedes BZ Messgerät anders mit gleichen Bluttropfen?

Trüffel:
- Messtoleranz
- unterschiedliche Meßstreifen

Gruß Trüffel

LordBritish:
- Messmethode

Gyuri:
… und über eines muss man sich auch im Klaren sein:

Das gleiche ist nicht das selbe!

Es ist nicht möglich mit dem selben Tropfen und verschiedenen Messgeräten eine Vergleichsmessung durchzuführen.

Aber zuerst sollte man, wenn man schon mal her geht und verschiedene Geräte vergleicht, überlegen, welche Größenordnung von Unterschieden denn noch "normal" sind.

Einzelne Geräte werden wohl noch das Messergebnis so anzeigen, unter welchen Bedingungen es ermittelt wurde - bezogen auf Vollblut.
Die meisten Geräte dürften aber schon bei dieser Messung das Ergebnis auf Plasma umrechnen und entsprechend anzeigen. Das liegt um die 10% höher als auf Vollblut bezogen.

Ganz wichtig! Welche Art von Abweichung liegt denn vor? Systematisch oder Zufällig?
Diese Frage lässt sich nicht aufgrund einer Vergleichsmessung klären.

Systematische Abweichungen sind gleichbleibend und immer in der gleiche Richtung. Kennt man die systematische Abweichung eines Gerätes, kann man mit dieser das Messergebnis korrigieren. Systematische Abweichungen kann man beim Kalibrieren bestimmen. Achtung! Die Überprüfung mit einer Kontrollflüssigkeit ist keine Kalibrierung (das wäre ein Thema für sich). Zum Kalibrierung bedarf es eines rückführbaren Urmaßes mit ausreichender Genauigkeit. (mindestens 5 bis 10 mal so genau, wie die zu erwartende Messgenauigkeit des Messgerätes)

Zufällige Abweichungen sind genau das, was ein Messergebnis ungenau macht. Sie sind in Richtung und Ausmaß nur mit statistischen Mitteln zu erfassen. Da sage ich mal aus Erfahrung … unter 50 Messungen geht da garnix. Und genau hier beginnt ein Problem unseres Blutzuckermessgerätes.
Das Anzeigegerät selbst wird höchstwahrscheinlich auf ± 1 Digit stimmen. Die Unterschiede kommen durch die Sensorik zustande, bei uns auch Teststreifen genannt. Um also zufällige Abweichungen zu erfassen, kann ich keinen Einweg-Teststreifen überprüfen. Hier kann man sich nur mit Messreihen aus einem Fertigungslos behelfen. Ich gehe mal ganz schwer davon aus, dass die Streifenhersteller dies hin und wieder machen. Wir, mit unseren beschränkten Möglichkeiten, können das nicht.

Was wir können, was aber nicht allzuviel bringt, wir könnten uns mit Kontrollflüssigkeiten spielen. Das Ergebnis kann dann aber nur bedeuten: GEHT oder GEHT NICHT.
Ich schaue dazu einmal auf die Verpackung meiner FreeStyle Teststreifen. Die Firma bietet zwei verschiedene Kontrollflüssigkeiten an.
Mit einer ist ein Ergebnis von 30 - 60 mg/dl zu erwarten
mit der anderen 248 - 372 mg/dl
Würde die Kontrollflüssigkeit absolut genau bei 45 mg/dl liegen (bzw. 310 mg/dl), läge die geforderte Genauigkeit der Teststreifen bei ±33% (bzw.20%) Wie sieht es jetzt mit deinem Vergleich verschiedener Geräte aus? Bedenke auch, dass die Abweichungen der verschiedenen Geräte gegenläufig sein können, also bis zu 60% unterschied im ungünstigsten Fall. Dass das viel zu schlecht ist, sollte einleuchten. Dennoch wird immer wieder in Arztpraxen angeboten, die Blutzuckerwerte von zwei Geräten zu vergleichen.  Das ist aus messtechnischer Sicht Blödsinn!

Ich sage (und nicht nur ich), immer so genau wie nötig messen und nicht so genau wie möglich. Und verabschiedet euch von einer direkten Vergleichbarkeit der Messergebnisse verschiedener Messsysteme. Viel wichtiger ist es, einen Trend mit seinem Equipment zu erfassen um vernünftig gegensteuern zu können.

Joerg Moeller:

--- Zitat von: Ufuk am November 21, 2013, 01:45 ---Warum misst fasst jedes BZ Messgerät anders mit gleichen Bluttropfen?

--- Ende Zitat ---

Weil diese Geräte nicht messen, sondern schätzen. Fragst du auf einem Marktplatz 3 Leute, wieviel Meter es ihrer Meinung nach bis zum nächsten Baum sind erhätst du auch drei verschiedene Antworten.
Selbst wenn du denselben an verschiedenen Tagen fragst können die Antworten abweichen.

Das liegt daran, daß es keine standardisierte Messmethode gibt, wie z.B. bei einer Längenmessung (wo es das geeichte Meter gibt). Jeder Hersteller muß eine eigene Methode entwickeln (weil die anderen schon patentiert sind) und deswegen kann es da von Hersteller zu Hersteller unterschiedlich starke Abweichungen geben.
Der Gesetzgeber kann nur Vorgaben machen, um wieviel die Ergebnisse von einem speziellen (und sehr teurem) Laborgerät abweichen dürfen.

Viele Grüße,
Jörg

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