Autor Thema: SEA 60 min. noch normal?  (Gelesen 8578 mal)

Offline Adrian

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 2721
  • Country: 00
  • Diabetestyp: ---
  • Therapie: ---
Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #10 am: Oktober 24, 2013, 14:18 »
nur sagt sie halt nicht aus, wann dann das Insulin auch anfängt, nennenswert zu wirken

Das ist klar. Aber nur, weil einer mehr Insulin für die gleiche Menge Essen braucht, wir die Verdauung natürlich nicht langsamer, das Insulin aber schon. Das lässt vermuten, dass der DEA/SEA auch steigen muss.
Wenn am Ende der Verdauung noch so viel Insulin da ist, dann muss der BZ hoch sein, damit man nicht unterzuckert.

lg
Adrian
Cozmo mit Humalog 

Offline Joerg Moeller

  • Administrator
  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 16969
  • Country: de
  • Ohana heißt "Familie"...
    • Diabetesinfo
  • Diabetestyp: DM 1
  • Therapie: Insulin-Pumpe
Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #11 am: Oktober 25, 2013, 12:29 »
Ihr müsst euch einfach mal ein bißchen mit dem Thema 'Subkutane Resorption von Insulin' befassen. Dann wird es auch klarer, warum 25 IE weniger schnell resorbiert werden wie 5 IE.

Insulin liegt bei einer Konzentration von U100 zu 75% in Hexamerform vor (Sechserpack). Je höher die Konzentration, desto höher der Hexamer-Anteil. Das ist physikalisch bedingt.

Insulin kann aber nur in Monomer (Einzelmolekül), maximal als Dimer (Zweierpack) ins Blut resorbiert werden. Sonst ist der Klumpen einfach zu groß, um durch die Poren der Blutfefäße zu passen.

Wenn die Konzentration für die Hexamerbildung verantwortlich ist, dann ist auch klar, daß man die Konzentration senken muss, damit es wieder in seine Einzelmoleküle zerfallen (dissoziieren) kann. Erreicht wird das durch das Zwischenzellwasser, daß durch Osmose (die Hexamere bilden ja eine osmotische Kraft) an den Ort des gespritzen Insulins gezogen wird.

Und jetzt stellt euch das mal als eine versalzene Suppe vor. In dem einen Topf sind 5 Esslöffel Salz zuviel, in dem anderen sind 25 zuviel. Da ist es ja klar, daß der zweite Topf mehr Wasser zum Verdünnen braucht (damit es nicht mehr versalzen schmeckt) als der erste. Und dann ist auch klar, daß es beim ersten Topf schneller geht, bis die nötige Verdünnung erreicht ist.

Und schon wird auch klar, welchen Zweck dieses Fraktionieren (aufteilen, splitten) von hohen Insulindosen hat und warum hier 'je kleiner desto besser' gilt.

Und auch nicht zu vergessen: es gibt nicht nur im Blut, sondern auch im Gewebe die Enzyme, die das ungenutzte Insulin deaktivieren. Je länger es ungenutzt im Gewebe liegt (bevor es über das Blut an die Zielzellen verteilt werden kann), desto mehr davon wird aufgelöst noch bevor es den BZ senken kann.

Viele Grüße,
Jörg
Meine Seite über Diabetes: http://www.diabetesinfo.de/
Meine Facebook-Seite: https://www.facebook.com/Diabetesinfo.de/

Offline Cimba

  • Full Member
  • ***
  • Beiträge: 112
  • Country: de
  • Diabetestyp: DM 1
  • Therapie: Insulin-Pen
Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #12 am: Oktober 25, 2013, 12:57 »
Warum ein splitten was bringen soll, war mir so ungefähr schon klar, aber nicht so "medizinisch" detailliert, danke für die Erklärung. Trotzdem hab ich bei mir aber mit einer Splittung von z.B. 30 E auf 2x15E keine relevanten Unterschiede bemerkt.

Und auch nicht zu vergessen: es gibt nicht nur im Blut, sondern auch im Gewebe die Enzyme, die das ungenutzte Insulin deaktivieren. Je länger es ungenutzt im Gewebe liegt (bevor es über das Blut an die Zielzellen verteilt werden kann), desto mehr davon wird aufgelöst noch bevor es den BZ senken kann.
Das ist für mich neu! Kann man denn so ungefähr sagen, wie lange das gespritzte Insulin im Gewebe verbleiben kann, bevor es anfängt, zu "verdunsten"?

Offline Joerg Moeller

  • Administrator
  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 16969
  • Country: de
  • Ohana heißt "Familie"...
    • Diabetesinfo
  • Diabetestyp: DM 1
  • Therapie: Insulin-Pumpe
Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #13 am: Oktober 28, 2013, 11:32 »
Trotzdem hab ich bei mir aber mit einer Splittung von z.B. 30 E auf 2x15E keine relevanten Unterschiede bemerkt.

Dann war die Einzeldosis wohl immer noch zu hoch. Es gibt da so eine alte Faustregel: optimale Einzeldosis = Länge der Kanüle in mm. Das hieße für eine Kanüle mit 8mm wäre die optimale Dosis (hinsichtlich der Resorption 8 IE).

Zitat
Das ist für mich neu! Kann man denn so ungefähr sagen, wie lange das gespritzte Insulin im Gewebe verbleiben kann, bevor es anfängt, zu "verdunsten"?

Nein. Die HWZ im Gewebe ist länger als die im Blut (weil da die Enzymaktivität geringer ist), aber sie ist vorhanden. Allerdings ist das bei jedem Menschen anders, weil ja nicht jeder Körper die gleiche Zusammensetzung hat.

Viele Grüße,
Jörg
Meine Seite über Diabetes: http://www.diabetesinfo.de/
Meine Facebook-Seite: https://www.facebook.com/Diabetesinfo.de/

Offline Trüffel

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 1049
  • Country: de
  • Diabetestyp: DM 1
  • Therapie: Insulin-Pumpe
Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #14 am: Oktober 28, 2013, 11:49 »
Es gibt da so eine alte Faustregel: optimale Einzeldosis = Länge der Kanüle in mm. Das hieße für eine Kanüle mit 8mm wäre die optimale Dosis (hinsichtlich der Resorption 8 IE).

 :kratz: Ich dachte immer das wäre wegen der möglichen Insulin-Rückflußgefahr im Stichkanal?!

Ich stelle mir das immer so vor, daß bei einer kleinen Insulinmenge die Oberfläche im Verhältnis relativ groß ist und dieses Verhältnis bei einer großen Insulinmenge ungünstigerweise relativ klein ist.
Somit hat der Körper eine größere Fläche, wo ihm Insulin transportbereit zur Verfügung steht. Der Abbau/Umbau kann an breiterer Front parallel erfolgen.

 :kratz: Was ich mich gerade frage: In welchem Verhältnis steigt der Inhalt einer Kugel zu deren Aussenfläche? Gefühlsmässig würde ich darauf tippen, daß es nicht direkt ist.


Gruß Trüffel
Wenn Fleisch und Wurstwaren bei uns mittlerweile billiger angeboten werden als Hundefutter,
muss man sich schon fast nicht mehr wundern, dass man für den Preis auch Hundefutter bekommt.  Adi Sprinkart

Offline Adrian

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 2721
  • Country: 00
  • Diabetestyp: ---
  • Therapie: ---
Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #15 am: Oktober 28, 2013, 12:19 »
:kratz: Was ich mich gerade frage: In welchem Verhältnis steigt der Inhalt einer Kugel zu deren Aussenfläche? Gefühlsmässig würde ich darauf tippen, daß es nicht direkt ist.
Das Volumen V einer Kugel ist 4/3*pi*r^3
Die Oberfläche A ist 4*pi*r^2
A/V = 3/r

r und Volumen sind natürlich voneinander abhägnig -> Du hast recht, es ist kein konstanter Faktor.
Je größer das Volumen um so kleiner ist die Außenfläche pro Volumen.
Cozmo mit Humalog 

Offline Trüffel

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 1049
  • Country: de
  • Diabetestyp: DM 1
  • Therapie: Insulin-Pumpe
Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #16 am: Oktober 28, 2013, 14:27 »
Wenn Fleisch und Wurstwaren bei uns mittlerweile billiger angeboten werden als Hundefutter,
muss man sich schon fast nicht mehr wundern, dass man für den Preis auch Hundefutter bekommt.  Adi Sprinkart

Offline Joa

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 3602
  • Country: aq
  • Diabetestyp: DM 1
  • Therapie: Insulin-Pumpe
Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #17 am: Oktober 29, 2013, 16:21 »
:kratz: Was ich mich gerade frage: In welchem Verhältnis steigt der Inhalt einer Kugel zu deren Aussenfläche? Gefühlsmässig würde ich darauf tippen, daß es nicht direkt ist.
Das Volumen V einer Kugel ist ...

Die Betrachtung der Oberflächenverhältnisse von kugeligen Gebilden ist hochinteressant und auch lehrreich, hat aber nur im bildhafen Vergleich für den Laien eine durchaus einleuchtende Funktionalität. Die Geschwindikeit der Insulinresorption, bzw. die Dissoziation komplexerer Molekülverbindungen der Insulineinzelmoleküle folgt aber nicht dem Oberflächenvergleich, sondern der Frage der Konzentrationsdichte.

Je dichter die einzelnen Insulinmoleküle beieinander sind, umso langsamer wird die Auflösung von hexameren Molekülen zu Dimeren und Monomeren. Wobei dann weitgehend erst die Monomere (Einzelmoleküle) des Insulins kapillargängig werden und abtransportierbar via Blutkreislauf.

So ist z.B. U40er Normalinsulin gegenüber einem U100er Analogon fast schon gleich schnell resorbierbar, auch wenn die "Kugel" das 2,5fache Volumen ausmacht.

Gruß
Joa
Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra

Offline Trüffel

  • Special Member
  • *****
  • Beiträge: 1049
  • Country: de
  • Diabetestyp: DM 1
  • Therapie: Insulin-Pumpe
Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #18 am: Oktober 30, 2013, 07:07 »
Die Geschwindikeit der Insulinresorption... folgt aber nicht dem Oberflächenvergleich, sondern der Frage der Konzentrationsdichte.

Nun, aber ein Splitten eines Boluses hat doch eine schnellere Resorbtion zur Folge.  :kratz:
Da ändert sich nichts an den Molekülen, sondern allein die vergrößernde Oberfläche, die damit in größerer Form der Resorbtion zur Verfügung steht.

Gruß Trüffel
Wenn Fleisch und Wurstwaren bei uns mittlerweile billiger angeboten werden als Hundefutter,
muss man sich schon fast nicht mehr wundern, dass man für den Preis auch Hundefutter bekommt.  Adi Sprinkart

Offline Hobbit

  • Sr. Member
  • ****
  • Beiträge: 371
  • Country: 00
  • Diabetestyp: ---
  • Therapie: ---
Re: SEA 60 min. noch normal?
« Antwort #19 am: Oktober 30, 2013, 10:57 »
Frage eines Dummchens: Hätte ich denn "Vorteile", wenn ich einen Bolus von zB 12 IE über den kompletten Bauch an sechs verschiedene Stellen à 2 IE ohne Zeitverzögerung spritze? Sollte alleine das die Resorption verbessern?
Diabetes ist kein Zuckerschlecken