Autor Thema: Cortison  (Gelesen 10307 mal)

Offline Karlinchen

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Cortison
« am: Mai 16, 2012, 11:30 »
Hallo an alle,
ich habe eine Frage zum Cortison. Obwohl ich hier mit Hilfe der Suche schon vieles rauf und runter gelesen habe, bin ich noch nicht wirklich zufrieden. :traurig:

Ich habe seit fast drei Jahren eine chronische Lumbalgie, d.h. ich kann nur wenige Minuten stehen oder laufen, dann zwingen mich die Kreuzschmerzen zum Hinsetzen. Sie sind inzwischen unerträglich, verschwinden aber im Sitzen sofort.
Nun war ich (endlich) beim Neurochirurgen - der Orthopäde konnte gar nichts ausrichten - und der hat mir nun Spritzen in die entzündeten Iliosakralgelenke verordnet. Leider enthalten diese Injektionen auch Cortison.
Meine Diabassistentin sagte mir am Telefon lediglich, dass der BZ ansteigen wird. Gestern war die erste TLA, heute war der Morgenwert geringfügig höher.
Wird es noch andere "Probleme" geben, kann ich vorsorglich etwas tun?
Die Spritzen werde ich alle 3-4 Wochen insgesamt etwa fünfmal bekommen.

Oder muss ich mich nicht verrückt machen? ???

Danke fürs Lesen.
Grüsse von Marianne

Offline Adrian

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Re: Cortison
« Antwort #1 am: Mai 16, 2012, 15:54 »
"BZ wird ansteigen" ohne Spritzschema dagegen bzw. ohne Überweisung an jemanden der sich ausgennt ist toll. Da hat wohl jemand seinen Beruf....

Um die Resistenzen zu vermeiden gibt es ein Spritzsschema für den Wirkstoff Prednisolon.
Für mehrere andere Präparate gibt es eine Umrechentabelle zu Prednisolon.

Das Schema (von Herrn Teupe) sowie die Umrechentabelle findest du z.B. hier:
http://www.chrostek.de/sitemap-neues-aus-althausen/76-cortisonbehandlung

Gruß
Adrian
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Offline maulwurfinchen

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Re: Cortison
« Antwort #2 am: Mai 16, 2012, 18:26 »
ich schließe mich adrian an. dank dieses forums und den infos zu cortison habe ich damals meinen BZ wieder in den griff bekommen.
gute besserung!
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Offline unknown

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Re: Cortison
« Antwort #3 am: Mai 16, 2012, 23:02 »
Ja es gibt da von Dr. Teure ein Schema das auch funktionieren soll. Soll weil ich selbst keine Erfahrung damit habe.

Aber was bei den Antworten beachtet werden sollte: Karlinchen hat Typ 2 angegeben und da ist das vielleicht nicht ganz so drastisch wie bei Typ I weil die Eigenproduktion noch unterstützen kann.

Offline maulwurfinchen

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Re: Cortison
« Antwort #4 am: Mai 17, 2012, 11:03 »
vielleicht gehts nicht ganz in die dimension wie typ 1, meine oma hatte typ 2 und daher wusste ich das mit dem cortison bzw. meine tante sagte mir, dass ich da aufpassen muss, der effekt war im endeffekt der gleiche.
pumpi seit 11 jahren - paradigm 722 - typ 1 seit 1999 - humalog + 2x850mg metformin


Offline Insulinjunkie

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Re: Cortison
« Antwort #5 am: Mai 17, 2012, 11:12 »
moinmoin,

ich kann dazu nur sagen, das das Teupeschema 1a funktioniert hat, bei mir schon 3x.
Diabetes seit 1983, Pumpe seit 1997, aktuell Spirit Combo; SiDiary V6; Sony Z1 Compact

Offline Joa

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Re: Cortison
« Antwort #6 am: Mai 17, 2012, 12:18 »
Hallo Karlinchen,

Cortison verursacht eine hormonell bedingte Resistenz in den Zellen, wenn nicht eine ausreichende Menge an Insulinwirkung rechtzeitig in der Zelle zur Verfügung steht.

Beim diagnostizierten Typ 2 Diabetes sind die Betazellen bereits so weit überfordert, dass sie insgesamt an der Grenze ihrer Produktionsfähigkeit für Insulin angelangt sind. Daher besteht auch bei Dir durch eine Cortisonbehandlung, je nach Dosisstärke des Präparates, ein zusätzlicher, prozentualer Insulinmehrbedarf nach dem Cortison-Schema von Dr. Teupe.

Dabei wird die Tagesgesamtdosis (TGD) Deines Insulinverbrauches entsprechend der Dosisstärke des Cortisons (in Prednisolon-Äquivalenten/PÄ) prozentual erhöht und dieser Mehrbedarf in bestimmten Zeitabständen zur Injektion des Medikamentes zusätzlich als vorbeugendes Korrekturinsulin gespritzt.

Deine Tagesgesamtdosis besteht aus dem von Dir gespritzten Insulin und dem von Deinen Betazellen noch selbst bereitgestellten Insulinanteil.

Letzterer ist natürlich relativ schwierig genau zu bestimmen. Da solltest Du mal Deinen Diabetologen drauf ansprechen. Als eher vorsichtige Faustformel könnte ich mir vorstellen, dass die Rechnung so aussehen könnte:

Mehrbedarf nach Cortison Schema = ((Körpergewicht in kg x 0,8 - gespritzte tägliche IE Dosis) + TGD) x %-ualer Mehrbedarf nach Cortison-Schema

Verrückt musst Du Dich nicht machen, aber dann natürlich entsprechend kurzzeitig zur Sicherheit den BZ messen.

Wenn Du die Betazellen nicht durch zusätzliche Insulinunterstützung entlastest führt die Cortison Resistenz zu einer deutlich erhöhten Belastung und Du musst davon ausgehen, dass hinterher einige davon zusätzlich abgestorben sind.

Auch Nichtdiabetiker, die längerfristig und auch noch höher dosiert mit Cortison behandelt werden, sollten während der Therapie zusätzlich Insulin spritzen. Tun sie es nicht, droht ihnen die Entwicklung eines medikamentös bedingten Diabetes, der dann als Typ 3 eingeordnet wird.

Die Dosierung des Korrekturinsulins nach dem Schema sollte bei Dir noch dadurch etwas entspannter sein dürfen, da bei einer Überdosierung (=niedrige Zuckerwerte), die eigenen Betazellen ihre Produktion noch ein Stück verringern könnten. Allerdings würde ich mich nicht darauf verlassen wollen.  :zwinker:

Gruß
Joa
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Offline Joerg Moeller

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Re: Cortison
« Antwort #7 am: Mai 17, 2012, 13:40 »
Ihr wißt aber schon, daß das Teupe-Schema für systemische Cortison-Anwendungen gedacht ist und eine Injektion in ein Gelenk zu den lokalen Anwendungen zählt?

Lokal = direkt auf Haut, Schleimhaut oder intraartikulär (in eine Gelenkhöhle)
Systemisch = Ins Gefäßsystem, also entweder i.V. oder oral in Tablettenform

Bei intraartikulärer Gabe würde ich - wenn überhaupt - nur einen minimalen Anstieh erwarten (von dem, was evtl. aus dem Gelenk ins Gewebe sichert und von dort ins Blut gelangt)

Von daher findet ein Cortison-Schema für Insulinanpassung hier keine Anwendung!

@Marianne: einfach mal beoachten und ggf. mit normaler Korrekturdosis reagieren reicht aus.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Joa

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Re: Cortison
« Antwort #8 am: Mai 17, 2012, 14:41 »
Hallo Jörg,

Danke für den Hinweis!  :super:

Ihr wißt aber schon, daß das Teupe-Schema für systemische Cortison-Anwendungen gedacht ist und eine Injektion in ein Gelenk zu den lokalen Anwendungen zählt?

Allerdings finde ich, so als Laie, das Cortison Schema dann etwas undeutlich formuliert:

 "  1. Bei der wohl häufigsten Anwendung, der topischen, hat Cortison keine Blutzuckerauswirkungen, deshalb ist eine Therapieanpassung auch nicht erforderlich. Insbesondere gilt dies auch für die sehr segensreiche Cortisoninhalation bei Asthmakranken, nicht jedoch für Cortisoneinnahme als Tablette.
   2. Die zweithäufigste Anwendung geschieht als akute Entzündungsdosis (bei Allergien, neuer Schub einer Autoimmunerkrankung, häufige Dosis bei Injektionen in Schulter- und Kniegelenke). Bei der systemischen Cortisontherapie richtet sich die Abänderung der Insulintherapie prinzipiell nach Häufigkeit (einmalig, ein paar Tage, Wochen bis Jahre) und Wirkstärke (Präparat und Menge; physiologische Substitutionsdosis, Erhaltungsdosis, akute Entzündungsdosis, Maximaldosis)
"

Das kann der ahnungslose Leser vielleicht schon so verstehen, dass eine Injektion von Glucokortikoiden in ein Gelenk systemisch sei?

Wäre eine Gelenkinjektion auch als systemisch wirkend zu begreifen stellte sich wohl die Frage nach dem Präparat.
Zum einen hinsichtlich der PÄ-Höhe und zum anderen hinsichtlich der Retardierungswirkung (verzögerte Dosisfreisetzung).
Auch die Gelenkflüssigkeiten beteiligen sich vermutlich an dem systemisch-homöostatischen Austauschgeschehen, also dem Ausgleich aller Stoffanteile zwischen allen Körperflüssigkeiten denke ich.

Die Dosisgröße einer verzögert freisetzenden Spritze wäre dann vermutlich nach ihrer Freisetzungs- und Wirkkurve zu beurteilen und auf den mehrtägigen bis mehrwöchigen Wirkverlauf aufzuteilen? Wobei mehrere Spritzen in Zeitabständen dann wohl als Erhaltungsdosis zu werten sein sollten, unter erhöhter lokaler Wirkung am Zielgelenk.

How ever, Dein Hinweis ist mit Sicherheit völlig berechtigt. Thx!
Karlinchen sollte wenn, dann nur vorsichtig die Insulindosierungen ein Stückchen weit erhöhen. Trial & Error. Ich werde next Week mal den Maestro diesbezüglich fragen.  :ja:

Gruß
Joa

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Offline Joerg Moeller

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Re: Cortison
« Antwort #9 am: Mai 18, 2012, 11:33 »
Allerdings finde ich, so als Laie, das Cortison Schema dann etwas undeutlich formuliert:

 "  1. Bei der wohl häufigsten Anwendung, der topischen, hat Cortison keine Blutzuckerauswirkungen, deshalb ist eine Therapieanpassung auch nicht erforderlich. Insbesondere gilt dies auch für die sehr segensreiche Cortisoninhalation bei Asthmakranken, nicht jedoch für Cortisoneinnahme als Tablette.
   2. Die zweithäufigste Anwendung geschieht als akute Entzündungsdosis (bei Allergien, neuer Schub einer Autoimmunerkrankung, häufige Dosis bei Injektionen in Schulter- und Kniegelenke). Bei der systemischen Cortisontherapie richtet sich die Abänderung der Insulintherapie prinzipiell nach Häufigkeit (einmalig, ein paar Tage, Wochen bis Jahre) und Wirkstärke (Präparat und Menge; physiologische Substitutionsdosis, Erhaltungsdosis, akute Entzündungsdosis, Maximaldosis)
"

Das kann der ahnungslose Leser vielleicht schon so verstehen, dass eine Injektion von Glucokortikoiden in ein Gelenk systemisch sei?

Ja, vor allem weil hier lokal und systemisch in Punkt 2 vermischt wird. Bei Allergien/neuer Schub wird es systemisch gegeben.

Lies mal hier: http://www.pflegewiki.de/wiki/Applikation

Oder hier: http://www.arzneistoffe.net/Dexamethason.html (unter Wirkung' heißt es:"Dexamethason ist ein mittelstark wirksames Glucocorticoid, das systemisch, okulär, lokal im Bindegewebe und Gelenk, auf der Haut und intranasal angewendet wird.")

Viele Grüße,
Jörg
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