Das wäre dann doch ein kleines Problem mit mehreren kohlenhydrathaltigen Mahlzeiten in kurzem Zeitraum: der fehlende Ausgangswert des Blutzuckers. Seh' ich das richtig?
Nein, weil der für eine 'Aufstockungs-BE' (oder wie immer man das nennen will) irrelevant ist.
Warum misst man denn überhaupt vor dem Essen? Weil man in erster Linie wissen will, ob man noch Korrekturinsulin zum Mahlzeiteninsulin hinzufügen sollte.
Und wann sollte man keine Korrektur spritzen? Wenn noch ein Bolus wirkt.
kleines Beispiel:
BE-Faktor 1, SEA zu vernachlässigen
Mahlzeit um 12h: BZ im Zielbereich, geschätzte 5 BE => 5 IE um 12:20 direkt nach dem Essen
Nachtisch um 13h: 3BE => 3 IE (BZ-Messung wäre nicht sonderlich aussagekräftig, da Wirk-Zyklen noch nicht abgeschlossen)
Sollte man sich jetzt bei der Mahlzeit vertan haben (in Wahrheit waren es 7 statt 5 BE), fliegt einem der BZ erstmal um die Ohren und der Nachtisch könnte das Problem dann weiter verschärfen
Klar, aber kannst du dir sicher sein, daß der erhöhte BZ dann von falsch geschätzten BE kommt? Du könntest auch den SEA falsch eingeschätzt oder in eine Verhärtung gespritzt haben. Beiden wäre eins gemeinsam: die BZ-senkende Wirkung kommt noch, nur eben später als erwartet. Da zu korrigieren wäre nur was für Hypo-Junkies
Natürlich kann es auch so sein wie du es beschreibst und dann wäre eine Korrektur schon zu diesem Zeitpunkt sinnvoll. Es gibt aber meines Wissens keine Regewerke.
Diabetes-Schulungen sind wie jede Ausbildung: du lernst die Grundregeln. Aber wie bei jeder Ausbildung ist auch hier die Praxis nur selten so, daß sich das gelernte 1:1 übernehmen lässt. Im Laufe der Zeit wird die Therapie erst duch die persönlichen Erfahrungen so richtig rund. Ich nenne es das 'Bauchgefühl'.
Das kann sich aber nur richtig entwickeln, wenn es auf offiziellen Regeln basiert. Ansonsten ist es eher Glückspiel.
Viele Grüße,
Jörg