Autor Thema: Arbeiten mit Typ 1 und Krankschreibung  (Gelesen 14095 mal)

Offline pfaelzer

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Re: Arbeiten mit Typ 1 und Krankschreibung
« Antwort #10 am: Januar 29, 2012, 10:06 »
Nun ja, wenn es danach geht, dass man als Diabetiker nicht alleine mit Kindern sein kann, wegen Hypogefahr etc., dann frage ich mich, ob ein Diabetiker überhaupt noch alleine Auto fahren darf, ob der Arbeiter an der Maschine nicht ständig eine Begleitperson bei sich haben muss, ob der Polizeibeamte noch alleine sein Dienst verrichten kann, ob, ob ob.

Evtl. sind alle Diabetiker Berufs- oder Erwerbsunfähig?

Weniger ängstlich sein und mehr Vorsicht (Kontrollen  regelmäßig durchführen) walten lassen und gut ist.

Ich bin  seit ca. 20 Jahren insulinpflichtiger Diabetiker, Außendienstler und viel mit dem PKW unterwegs. Wegen Diabetes war ich bis heute keinen einzigen Tag krankgeschrieben.

pfälzer
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Offline Malou

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Re: Arbeiten mit Typ 1 und Krankschreibung
« Antwort #11 am: Januar 29, 2012, 21:54 »
Wenn ich beim Autofahren das Gefühl habe in eine Hypo abzurutschen, fahre ich sofort rechts ran und nehme mir die Zeit, die ich brauche, um wieder in einen gesunden Bereich zu kommen. Ich muss währenddessen niemanden beaufsichtigen.

Wenn ich gerade eine Schulklasse im Schwimmbad beaufsichtige und in eine Hypo rutsche, bin ich vorübergehend nicht rettungsfähig. Das ist der Unterschied.

Niemand hat behauptet, dass Diabetiker grundsätzlich keine Kinder beaufsichtigen können oder sollen. >:(

Außerdem ging es auch nur um begrenzte Zeiträume, in denen der Stoffwechsel gerade mal verrückt spielt. Aus welchen Gründen auch immer.

Deswegen eine Bitte: Sei froh, wenn du solche Probleme (noch) nie hattest und verurteile nicht andere, die deswegen auch mal vorübergehend arbeitsunfähig sind.

Ich habe mir den ganzen Mist nicht ausgesucht und hätte es auch lieber anders. :'(
Viele Grüße

Malou

Offline pfaelzer

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Re: Arbeiten mit Typ 1 und Krankschreibung
« Antwort #12 am: Januar 29, 2012, 22:22 »
Ja, aber wenn ich beim Autofahren noch Zeit habe rechts ranzufahren, dann habe ich diese Zeit doch auch beim Beaufsichtigen einer Schulklasse und kann dann gegensteuern?

Vielleicht habe ich aber auch wirklich nur Glück gehabt bisher. Messe halt mal des Öfteren und merke es auch immer rechtzeitig wenn ich unterzuckere.

Pfälzer
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Offline moewe

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Re: Arbeiten mit Typ 1 und Krankschreibung
« Antwort #13 am: Januar 30, 2012, 12:15 »
Hi allerseits,

um mal der hitzigen Diskussion ein wenig das Feuer zu nehmen. Wenn man als Diabetiker gut eingestellt ist, ist doch die Gefahr von wirklich schweren Hypos eher gering. Ich spreche von Hypos, die einen wirklich so beeinträchtigen, daß man nicht mehr voll da ist.

Was allerdings in meinen Augen absolut wichtig ist: Du solltest deine Hypowahrnehmung entsprechend trainieren. Sowas geht! Also: wenn der Zucker abrutscht, bewußt die Veränderungen am Körper wahrnehmen. Es ist ja jedesmal ein wenig anders. Man spürt es bei dem, was man tut, auch schon weit vor dem Eintreten der typischen Gegenregulations-symptome wie Heißhunger, Zittern, Schwitzen usw, die ja nicht unbedingt jedesmal kommen müssen... Man muß sich nur aufmerksam selbst beobachten.
Im Krankenhaus machen sie sowas unter ärztlicher Aufsicht. Leichtere Formen kann man durchaus auch daheim selber probieren. Man muß sich ja nicht unter 30 rutschen lassen...  ;)

Beispiele für solche Reaktionen des Körpers auf Ausfallerscheinungen (die ich selber merke) durch Unterversorgung mit Glukose sind bei mir:

Beim Lesen: Tanzen der Buchstaben, helle Flecke auf der Buchseite
Beim Sprechen: Fehler in der Artikulation, Unmöglichkeit, bestimmte Silben auszusprechen
Beim Bewegen: die beanspruchten Muskeln fangen an zu kribbeln (wie eingeschlafen) oder sogar zu zittern, man hat keine Kraft mehr
Auch beim Laufen: auf einmal kann man nicht mehr richtig sehen (entweder wirds schwarz oder ganz hell oder neblig vor den Augen)
Beim Denken: plötzliche Anfälle von "ach du je, ich schaff das ja niemals, alles ist viel zu viel"
Beim Musizieren: auf einmal kann man ein Stück, was man schon immer konnte, nicht mehr (Feinmotorik, bzw. Koordinationsfähigkeit gestört)
Beim Singen: man kann die Noten nicht mehr lesen oder kommt beim Singen (Chor) auf einmal nicht mehr mit...(Koordination Augen-Gehirn-Stimme gestört)

Andere Symptome merken mein Mann, Sohn oder meine Kollegen:

- auf einmal komische Sprechweise (überdeutliche Artikulation, verlangsamte Sprache)
- zusammenhanglose Kommentare
- Wesensänderung (plötzliche Aggressivität oder schlechte Laune)
- nicht mehr ansprechbar, komische Reaktionen

Ich habe mir angewöhnt, auf ungewöhnliche Reaktionen meines Körpers oder entsprechende Hinweise meiner Umgebung IMMER SOFORT zu reagieren. Messen, reagieren und: DEN ZUSTAND MERKEN, dann kann man bei Auftreten der gemerkten Symptome sofort erstmal einen Zucker einwerfen und dann in aller Ruhe (oder bei Gelegenheit) messen.

Das ist vielleicht das Schwerste überhaupt: sich das natürliche Abwehrverhalten soweit abzutrainieren, daß man eben sofort reagiert. Auch wenn die Symptome eher mit dem Unterbewußtsein erspürt werden, habe ich durch das Eigentraining erreicht, daß seltsame Befindlichkeiten von meinem Gehirn sofort ins Hauptbewußtsein "durchgestellt" werden, damit ich sofort reagieren kann.

Sollte ich durch irgendwelche Tätigkeiten am Messen gehindert sein, wenn sowas auftritt (zum Beispiel mitten in einem Chorkonzert), werfe ich bei oben genannten oder ähnlichen Symptomen immer erstmal Zucker ein, das bringt einen aus der Gefahrenzone. Sollte man sich getäuscht haben, machen die 2 oder 3 Stück TZ auch nicht viel Schaden, könnte man ja hinterher wieder weg-korrigieren.

Wie bei längeren Autofahrten, sollte man sich auch vor extremen Verantwortungsfällen (allein mit Schulklasse unterwegs oder ähnliches) durch vorherige Messung absichern. Sicher wirst du mit der Zeit herausbekommen, wie du diese Termine durch entsprechendes Eintakten von Spritzen und Essen in ungefährliche Ereignisse verwandeln kannst. Selbst wenn du dein Zuckerniveau vor solch einem Ereignis bewußt durch zusätzliche BE etwas anhebst, wird das helfen, dir die entsprechende Sicherheit zu geben.

Wie man weiß, wurde Rom auch nicht an einem Tag gebaut, und ich hab das auch nicht von jetzt auf gleich gekonnt. Aber du hast ja noch ein paar Monate Zeit, die kannst du zum Training nutzen. Und glaub mir, du wirst von Tag zu Tag sicherer damit! Dann kannst du auch ganz souverän sagen: ich hab meinen Zucker im Griff!

Viel Erfolg damit!

Gruß
Ulrike

P.S.: ich bin jederzeit nach weiteren Tipps und Tricks ausfragbar...  :zwinker:




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Offline Malou

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Re: Arbeiten mit Typ 1 und Krankschreibung
« Antwort #14 am: Januar 30, 2012, 14:31 »

um mal der hitzigen Diskussion ein wenig das Feuer zu nehmen. Wenn man als Diabetiker gut eingestellt ist, ist doch die Gefahr von wirklich schweren Hypos eher gering. Ich spreche von Hypos, die einen wirklich so beeinträchtigen, daß man nicht mehr voll da ist.

Beispiele für solche Reaktionen des Körpers auf Ausfallerscheinungen (die ich selber merke) durch Unterversorgung mit Glukose sind bei mir:

Beim Lesen: Tanzen der Buchstaben, helle Flecke auf der Buchseite
Beim Sprechen: Fehler in der Artikulation, Unmöglichkeit, bestimmte Silben auszusprechen
Beim Bewegen: die beanspruchten Muskeln fangen an zu kribbeln (wie eingeschlafen) oder sogar zu zittern, man hat keine Kraft mehr
Auch beim Laufen: auf einmal kann man nicht mehr richtig sehen (entweder wirds schwarz oder ganz hell oder neblig vor den Augen)
Beim Denken: plötzliche Anfälle von "ach du je, ich schaff das ja niemals, alles ist viel zu viel"
Beim Musizieren: auf einmal kann man ein Stück, was man schon immer konnte, nicht mehr (Feinmotorik, bzw. Koordinationsfähigkeit gestört)
Beim Singen: man kann die Noten nicht mehr lesen oder kommt beim Singen (Chor) auf einmal nicht mehr mit...(Koordination Augen-Gehirn-Stimme gestört)

Andere Symptome merken mein Mann, Sohn oder meine Kollegen:

- auf einmal komische Sprechweise (überdeutliche Artikulation, verlangsamte Sprache)
- zusammenhanglose Kommentare
- Wesensänderung (plötzliche Aggressivität oder schlechte Laune)
- nicht mehr ansprechbar, komische Reaktionen



Liebe Ulrike,

danke für deine sicherlich gut gemeinten Tipps. Vielleicht kann man manche Situationen aber wirklich erst beurteilen, wenn man sie selbst erlebt hat.

Zum Glück kommen bei mir richtig schwere Hypos nur extrem selten vor. Fremdhilfe brauchte ich noch nie.

Trotzdem: Du zählst oben Symptome auf, die bei dir Anzeichen einer beginnenden Hypo sein können. Die meisten kenne ich aus eigener Erfahrung auch. Es sind erste Anzeichen bei deren Auftreten ich persönlich definitiv nicht mehr in der Lage wäre, ein Kind aus dem Wasser zu retten. Ich bin selbst ein kleines und zartes Persönchen. Die meisten Viertklässler sind größer und schwerer als ich. Solch ein Kind, welches sich in Panik an dich klammert, vielleicht zehn Meter durchs Wasser zu schleppen und dann noch irgendwie an Land zu hieven ist dermaßen anstrengend, dass ich das mit einem BZ von sagen wir mal unter 60 definitiv nicht schaffen würde.  Ich würde mich selbst in Gefahr bringen und dem Kind wäre sicherlich auch nicht geholfen.

Hinzu kommt außerdem, dass man die Symptome wirklich nur dann frühzeitig erkennen kann, wenn man wirklich auf sich achten und in sich hineinhorchen kann. In einem öffentlichen Schwimmbad mit Schwimmunterricht von mehreren Schulklassen gleichzeitig herrscht ein Höllenlärm. Alle Kinder wollen dir gleichzeitig etwas zeigen und rufen deinen Namen. Wenn du etwas erklären willst, musst du irre laut sprechen. Es ist einfach wahnsinnig anstrengend. Stress pur. Da bemerkst du deine sinkenden Werte wesentlich später als beim entspannten Lesen eines Buches.

Außderdem wollte ich die ganze Sache gar nicht alleine am Schwimmunterricht festmachen. Es gibt noch etliche andere Beispiele für gefährliche Situationen.

Vorübergehend hörere Werte herbeizuführen um beruhigt in solche vermeintlich gefährliche Situationen zu gehen, ist auch keine dauerhafte Lösung. Kurzzeitig kann man das mal versuchen. Klar. Aber auf die Dauer? Das habe ich leider eine zeitlang so gemacht. Hypos vermeiden und lieber zu hohe Werte ertragen. Es ist bequem, keine Hypo zu haben. Hörere Werte sind erstmal nicht so unangenehm wie zu niedrige. Doch die Quittung kommt dann in zehn Jahren, oder? Das kann es ja irgendwie auch nicht sein.

Häufiges Messen ist sicherlich der einzig richtige Weg. Aber das ist ja genau das, was ich meinte. Unter normalen Umständen hat man das ja auch alles im Griff. Ich bin auch schon mehr als 12 Jahre dabei, brauchte noch keine Fremdhilfe, denke, dass ich alles weitgehend im Griff habe. Ich gehe auch mit einer starken Erkältung oder mit höllischen Kopf- und Nackenschmerzen zur Arbeit, während manch andere wegen eines Schnupfens zu Hause bleiben. Ich ruhe mich bestimmt nicht unter dem Vorwand des Diabetes zu Hause aus!!!! Aber es gibt halt leider Lebensphasen, da spielt der Körper doof und alle Regeln (in Bezug auf den Diabetes) scheinen plötzlich nicht mehr zu stimmen. Da messe ich einen BZ von 100 und habe eine halbe Stunde später eine Hypo, obwohl längst kein Insulin mehr wirkt, ich selbst am Vortag keinen Sport getrieben habe, ich mich weder körperlich noch geistig sonderlich angestrengt habe...

Da muss man halt auch mal in Ruhe schauen, an welchem Rädchen man drehen muss. Unter den stressigen Bedingungen am Arbeitsplatz geht das vielleicht nicht immer. Da weiß ich nicht, ob ich jetzt gerade zu niedrig liege, weil die Basalrate doch zu hoch ist oder weil der Ausflug zur Jugendverkehrsschule mich mehr Kraft und Nerven gekostet hat als gedacht.
Viele Grüße

Malou

Offline Joerg Moeller

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Re: Arbeiten mit Typ 1 und Krankschreibung
« Antwort #15 am: Januar 30, 2012, 17:43 »
Da muss man halt auch mal in Ruhe schauen, an welchem Rädchen man drehen muss. Unter den stressigen Bedingungen am Arbeitsplatz geht das vielleicht nicht immer. Da weiß ich nicht, ob ich jetzt gerade zu niedrig liege, weil die Basalrate doch zu hoch ist oder weil der Ausflug zur Jugendverkehrsschule mich mehr Kraft und Nerven gekostet hat als gedacht.

Das sollte man als geschulter Diabetiker aber wissen, bzw. an seinem Tagebuch ablesen können. Tritt es auch bei normalen Belastungen/täglich auf ist es eher die Basaleinstellung. Tritt es nur in Belastungssituationen auf ist es die Belastung.

Wenn man nicht gerade einen Brittle-Diabetes hat seh ich das so ähnlich wie Pfaelzer: man kann es mit der Vorsicht auch übertreiben und sich selbst so schnell ins berufliche Abseits drängen. ("Nee, der/die kann das nicht; der/die ist 'schwer' zuckerkrank...")
Was ist denn dann mit den eigenen Kindern? Oder im Straßenverkehr?

Wenn man weiß daß man möglicherweise mehr Glucose verbraucht kann man Sport-BEs einwerfen. Man kann Flüssigzucker mit sich tragen (und an einer Tube Jubin zu lutschen dauert auch nicht ewig)

Wie gesagt: es gibt Situationen, in denen man das nicht so gut kontrollieren kann und die man deshalb meiden sollte. Und es gibt auch persönliche Dinge, die dagegen sprächen (eine Hypowahrnehmungsstörung z.B.). Aber das ganze pauschal abzuhandeln finde ich nicht richtig.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Malou

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Re: Arbeiten mit Typ 1 und Krankschreibung
« Antwort #16 am: Januar 31, 2012, 06:25 »

man kann es mit der Vorsicht auch übertreiben und sich selbst so schnell ins berufliche Abseits drängen. ("Nee, der/die kann das nicht; der/die ist 'schwer' zuckerkrank...")

Das unterschreibe ich. Man kann es natürlich auch übertreiben. Da ist jeder selbst für verantwortlich.

Ich mache bei uns alles mit. Bei der Einstellung meine die Schulrätin, ich als Schwerbehinderte könne ja wohl kaum Sport-und Schwimmunterricht erteilen. Ich bewies ihr das Gegenteil.

Ich wollte nicht rüberbringen, dass Diabetiker Extrawürste brauchen. Aber ich bleibe dabei, dass es in meinem Beruf Situationen gibt, in der mein Diabetes sehr störend ist und die Gefahr besteht, dass ich meiner Aufsichtspflicht vorübergehend nicht nachkommen kann. Das wurde von Pfälzer bagatellisiert und verallgemeinert.
Viele Grüße

Malou

Offline moewe

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Re: Arbeiten mit Typ 1 und Krankschreibung
« Antwort #17 am: Januar 31, 2012, 09:11 »
Man sollte sich nicht verrückt machen. Alles kann man nicht vorhersehen und absolute Sicherheit gibt es nirgendwo.

Ich weiß auch, daß es Situationen gibt, in denen man nicht in Ruhe agieren kann. Gerade darum sollte man die Hypowahrnehmung trainieren. Dann merkt man auch im größten Streß, daß etwas nicht stimmt. Und wie Jörg schrieb: kein Problem, wenn du in allen Taschen irgendeine Art von TZ hast, an die du schnell rankommst. Egal in welcher Form, jeder hat da seine Vorlieben. Und zu meiner Routine gehört halt, daß ich in für mich unklaren Situationen sofort erstmal was einwerfe. Ein oder zwei Stück TZ bringen deinen BZ nicht exorbitant nach oben, können dich aber sehr wohl aus der Gefahrenzone bringen. Hinterher kann man immernoch messen und korrigieren.

Übrigens glaube ich nicht, daß ich einen um sich schlagenden Viertklässler irgendwie beherrschen könnte, selbst wenn mein BZ normal oder ich kein Diabetiker wäre.... geschweige denn ihn allein aus dem Wasser ziehen. Dazu sind ja die Rettungsschwimmer da, die sich meines Wissens zu jeder Zeit im Schwimmbad aufhalten müssen, gerade auch wenn dort Schulklassen mit ihren Lehrern sind. Lehrer sind ja eher selten als Rettungsschwimmer ausgebildet.

Mit höheren Werten vor "gefährlichen" Situationen meinte ich, man sollte halt nicht mit einem BZ von 100, sondern vielleicht 150 in die Schulstunde gehen, da ist dann ein Sicherheitspolster da, und man schließt Gefahren aus. Ich würde auch keine längere Autofahrt mit einem BZ unter 100 antreten oder sonst eine körperliche Belastung anfangen, das fände ich grob fahrlässig.

Dazu kann man ja vorher schnell noch einen Riegel oder ein Stück Schokolade einwerfen, das bringt keinen um, wendet aber Gefahren sicher ab.

Ich wollte dazu anregen, daß zur Akzeptanz des Diabetes auch gehört, sich mit den Grenzsituationen zu beschäftigen. Seinen eigenen Körper und dessen Reaktionen zu kennen, ist m.E. unabdingbare Voraussetzung dafür, sich vom Diabetes nicht über Gebühr im normalen Leben behindern zu lassen.

Ständig darüber nachzudenken, was man alles nicht kann oder was nicht geht, führt zu Frustrationen und zerstört das Selbstwertgefühl. Klar mach ich kein Bungee-Jumping und klettere auch nicht im Himalaya herum, wie manch anderer. Aber ehrlich gesagt, das würde ich ohne Diabetes auch nicht machen.  :wech:

Ich war sehr wohl oft mit meinem eigenen Sohn allein (inzwischen ist er 31) unterwegs, durfte sogar einige Male bei Klassenfahrten als Aufsichtsperson mitfahren. Keiner kam auf die Idee, daß ich dafür aus irgendeinem Grund nicht geeignet sein könnte... Man bemerke: als mein Sohn zur Schule ging, konnten wir noch gar keinen BZ selber messen, es gab noch gar keine Geräte!

Ironie an:
Übrigens: es gibt immer Situationen, in denen der Diabetes störend ist. Das hat nix mit Berufen zu tun. Wenn mein BZ sich ausgerechnet einen Ausreißer nach oben erlaubt, wenn ich vor einem leckeren Buffet stehe, finde ich das schon seeehr blöd.
Ironie aus.

Gruß
Ulrike


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Re: Arbeiten mit Typ 1 und Krankschreibung
« Antwort #18 am: Januar 31, 2012, 09:21 »


Übrigens glaube ich nicht, daß ich einen um sich schlagenden Viertklässler irgendwie beherrschen könnte, selbst wenn mein BZ normal oder ich kein Diabetiker wäre.... geschweige denn ihn allein aus dem Wasser ziehen. Dazu sind ja die Rettungsschwimmer da, die sich meines Wissens zu jeder Zeit im Schwimmbad aufhalten müssen, gerade auch wenn dort Schulklassen mit ihren Lehrern sind. Lehrer sind ja eher selten als Rettungsschwimmer ausgebildet.


Ich muss los zur Arbeit und habe eigentlich gar keine Zeit zum Antworten. Doch eines wollte ich schnell noch loswerden:

Dies ist ein Irrtum!!!!! Während des Schulschwimmens befindet sich eben kein aufsichtführender Bademeister in der Schwimmhalle. Alle Lehrer, die Schwimmunterricht erteilen, müssen selbst rettungsfähig sein. Das heißt, dass sie

1. eine entsprechende Ausbildung abgeschlossen haben (z.B. DLRG Rettungsschwimmer)  und

2. an dem Tag, an dem sie Schwimmunterricht erteilen auch wirklich rettungsfähig sind (d.h. sich körperlich dazu in der Lage fühlen, dies auch zu tun, z.B. kann ich mit einem Gipsbein kein Kind retten.)

Das ist ja genau das, wovon ich die ganze Zeit rede!!!! Während einer Hypo ist man nicht rettungsfähig und genau das müsste man aber zu jeder Zeit sein!!!!!!!!!!!!
Viele Grüße

Malou

Offline Joerg Moeller

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Re: Arbeiten mit Typ 1 und Krankschreibung
« Antwort #19 am: Januar 31, 2012, 09:52 »
Das ist ja genau das, wovon ich die ganze Zeit rede!!!! Während einer Hypo ist man nicht rettungsfähig und genau das müsste man aber zu jeder Zeit sein!!!!!!!!!!!!

Das kann man nicht verallgemeinern. Ich akzeptiere, daß es für dich zutrifft. Aber ich war selber schon in so einer Situation und bei mir hat es geklappt (Neuaufnahme eines Polytraumas bei meiner Nachtschicht auf der Intensiv und ich mitten in einer Hypo).

Wenn ich deiner Argumentation folge wäre grundsätzlich kein Diabetiker, der sich mit BZ-senkenden Medis behandelt,  für Jobs geeignet, in denen es zu solchen Situationen kommen kann. Denn eine Hypo kann kein solcher Diabetiker ausschließen.

Ich denke jedoch, daß man das von Fall zu Fall entscheiden muß. Wenn ich weiß wie meine Hypos sich ankündigen und wie die ablaufen kann ich das einschätzen. Aber eben nur für mich, nicht für andere.

Viele Grüße,
Jörg
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