Autor Thema: Panikattacken  (Gelesen 6014 mal)

Offline Angelheart

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Panikattacken
« am: Oktober 05, 2011, 11:31 »
Hallo ihr Lieben
Bei mir war es eigentlich bisher ruhig, daher bin ich immer nur zum Lesen hergekommen.
Doch jetzt such ich mal wieder ein bisschen Austausch, gerne auch per PN:
seit 4 Wochen hab ich nun obiges Problem, dachte es hätte was mit einer bevorstehenden OP zu tun. Doch die OP hab ich wunderbar überstanden, die Panik ist geblieben und macht sich langsam in meinem Leben breit. Ab nächster Woche läuft das Ärzte-Abcheck-Programm an.
Hat jemand Lust, sich da auszutauschen?

LG

Offline Paula´s Frauchen

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Re: Panikattacken
« Antwort #1 am: Oktober 05, 2011, 14:23 »
Hallo,
Schilddrüse schon geprüft?
Paula = Hündin (geb. 10/99 gest. 02/13) und hatte DM seit 01/2007 behandelt mit CT 01/2007-08/2008, ICT 08/2008-09/2010, CSII seit 09/2010, Paradigm 712, IBerlinsulin H Normal, Contour / OneTouchUltra / Accu-Chek Nano

„Ein Hundeleben ist viel zu kurz für Stress und Ärger.“

Offline Angelheart

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Re: Panikattacken
« Antwort #2 am: Oktober 05, 2011, 16:39 »
Zuletzt Anfang des Jahres im oberen Normbereich, hab aber immer noch Symptome die eher hypothyreod sind (Gewicht und so).
Hatte vor 13 Jahren eine Radiojodtherapie wegen Basedow, seitdem medikamentös stabil.
Ich erinnnere mich, dass  mein damaliger Diabetologe auch so einen Nebennierenrinden-Test gemacht hat, da bei mir ein polyglanduläres Dingens am Laufen ist.
Noch mehr tippe ich allerdings auf 13 Jahre unterdrückter Angst, weil ich wegen Kind und Kegel stark und gesund sein muss.

Offline Llarian

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Re: Panikattacken
« Antwort #3 am: Oktober 05, 2011, 19:27 »
Noch mehr tippe ich allerdings auf 13 Jahre unterdrückter Angst, weil ich wegen Kind und Kegel stark und gesund sein muss.
Autsch. Da kann dann eine anstehende OP als Auslöser reichen ("wie gehts weiter, wenn bei der OP was schief geht", "wie lange, bis isch wieder einsatzfähig bin"). Dann kann der Auslöser mit Bravour überstanden sein, aber die eigenen Grenzen sind einmal Thema gewesen und der Gedanke daran ist dem kopf nicht mehr fremd.
Und wenn Du schreibst "macht sich im Leben breit", dann hat Dich das vermutlich konkret in Deiner Stärke eingeschränkt und schaukelt sich jetzt weiter auf. Wenn dem so ist, wird Dir der Ärzte-Marathon nicht viel bringen und es ist verdammt schwer, aus so einen Teufelskreis aus eigener Kraft auszubrechen. Wenn Du das Gefühl hast, dass dem so ist, dann würde ich an Deiner Stelle nicht den Ärztemarathon abwarten sondern schon vorher z.B. Deinen Hausarzt gezielt darauf ansprechen, ob er Dir da jemanden empfehlen kann.
Hast Du psychosomatische Beschwerden seitdem? Also z.B. Probleme mit der Haut, dem Magen, der Verdauung?

Liebe Grüße
Anja

Offline Angelheart

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Re: Panikattacken
« Antwort #4 am: Oktober 06, 2011, 11:08 »
Hallo Anja
ich hab keinen Marathon vor, ich will das nur mit meinem Diadoc besprechen, weil der mich am besten kennt. Von ihm erwarte ich eigentlich nur, dass er das mit der Schilddrüse und eventuell mit den Nebennieren abklärt und mich dann an psychotherapeutische Hilfe weiterleitet.
Der Hausarzt kennt mich nur vom Rezepte ausstellen und hat die Notfallversorgung in meinem ersten Anfall gemacht. Ich hab ein Mittelchen bekommen, dass mir allerdings gar nicht geholfen hat.
Psychosomatische Beschwerden hatte ich schon immer, bin aber immer gut klargekommen.
Mit der OP hab ich mir ein großes Frauenleiden auf eigenen Wunsch vom Hals geschafft.
Auf die Frage nach zu viel Stress meinte mein Mann zu mir, ich bin wohl eher gar keinen Stress mehr gewohnt, dass mich gleich der kleinste Anlass so aus der Bahn wirft. Ich hab ihn trotzdem lieb  ;)

Ich werde mich jedenfalls weiter den auslösenden Situationen stellen. So wie gestern: ich  musste zur Fußpflege und unbedingt was zu essen kaufen. Ich bin vorher 1000 Tode gestorben, das ganze Programm, schon beim vorher Drandenken. In einer ruhigen Minute bin ich dann los. Es war auszuhalten. Meine Fußpflegerin hat mir gleich angesehen, dass was nicht stimmt, ich bin da ein offenes Buch. Ich hab es ihr auch erzählt. Bingo, sie wußte, wovon ich rede. Also was war das schon mal ein sicherer Hafen, wo ich angefangen hab, zu heulen. Hab mich dadurch aber beruhigt und konnte danach einkaufen gehen.
Also mir hilft das Abreagieren vorher. Leider darf ich derzeit noch keinen Sport wieder machen, dauert wohl noch so 2-4 wochen. Also muss die Tränendrüse ran.
Auch hilft es mir, mir ganz deutlich zu machen, was da grade passiert und dass mein Leben keineswegs bedroht ist (auch wenn sich das so anfühlt). Und am besten eine Einkaufsliste konzentriert abarbeiten. Dann wird es erst wieder beim Warten an der Kasse schwierig.

Verdammt, da lernste als Diabetiker, diese ständigen Sicherheitsüberprüfungen und -Schleifen bei dir selbst zu installieren. Ich meine damit, körperliche Phänomene auf eventuelle Unterzuckerungen auszuwerten. Und genau das läuft bei mir aus dem Ruder.
Wenn ich grade einen Bolus gegeben habe, ist es besonders schlimm. Ich krieg dann Panik, dass ich sofort unterzuckere, schneller als ich essen kann. Esse dann hastig und zu viel, keinen DEA mehr. Da nutzt mir meine ganze Vernunft und Erfahrung grade gar nichts.
Und da ich weiß, dass das unhaltbar ist, zwinge ich mich dann zum vernüftigen Handeln, DEA einzuhalten, meiner Erfahrung zu vertrauen. An manchen Tagen geht es besser, an anderen gar nicht. Ich hoffe aber, dass die guten Erfahrungen weiter die Oberhand behalten und ich mich wieder beruhige.
Schlafen  tu ich übrigens wie tot. Und selbst wenn ich nachts mal unterzuckere, werde ich bei etwa 50-60 mg/dl wach und kann gut und ruhig reagieren.

Offline Angelheart

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Re: Panikattacken
« Antwort #5 am: Oktober 11, 2011, 15:40 »
Sodele, habe eben gut 1 1/2 Stunden mit dem Doc und der Beraterin gesprochen.
Leider gibt es hier keine adäquate Möglichkeit für mich vor Ort ohne eine Wartezeit von einem Jahr. Eine rein chemische Ruhigstellung lehne ich ab.
Nun wird also geklärt, ob und wann ich nach Bad Mergentheim fahren kann. Von der Dauer ist dann auch abhängig, wie ich das hier mit den Kindern organisiere.
Näher dran ist wohl alles nicht so gut: entweder rein psychosomatisch oder diabetisch, ich will aber die Mischung.
Das ganze organische Abklopfprogramm haben wir auch nicht angeleiert, wurde grade erst im April o.B. absolviert. Da mach ich  mir auch keine Sorgen. Insofern bin ich wohl schon um einiges besser dran, als Patienten, die in massiven ernsthafte Erkrankungen des Herzens oder Gehirns Ursachen suchen.

Ich werde weiter berichten und mich freuen, falls sich doch noch jemand meldet.

LG

Offline Yvonne

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Re: Panikattacken
« Antwort #6 am: Oktober 12, 2011, 08:46 »
Zitat von: Angelheart am Gestern um 15:40:35
"Eine rein chemische Ruhigstellung lehne ich ab.

Medikamente gegen psychologische Krankheiten haben generell einen schlechten Ruf. Nicht nur bei uns Laien, sondern auch bei unerfahrenen Ärzten. Es muss keine "chemische Ruhigstellung" sein, wenn Du wegen Deiner Angststörung Medikamente nimmst. Es gibt heutzutage gute, moderne Antidepressiva gegen Angststörungen, die Dich nicht "ruhig stellen" und auch nicht abhängig machen, sondern Dich einfach nur in Deiner Arbeit (Hut ab vor Deinem Mut, Dich den Situationen zu stellen) ein wenig unterstützen.
Ich hab nichts gegen eine Psychotherapie, sie kann schon sehr hilfreich sein. Aber das ständige Rumforschen in der Vergangenheit, so wie es doch in den meisten Psychotherapien angewandt wird, geht mir gewaltig auf den Zeiger. Ich würde das nicht machen."   Zitat Ende

Hier kann ich aus eigener Erfahrung was beisteuern... Die Leute stehen einer Therapie sehr skeptisch bis ablehnend gegenüber... Ich auch, bis ich dann 2006 den Schritt gewagt habe und mir fachliche Hilfe geholt habe... Da wurde mir erst klar, wie weit verbreitet solche Probleme in der Bevölkerung sind... Anfangs habe ich Medi´s bekommen, damit ich mal wieder schlafen konnte und in der anschließenden Reha haben wir die dann abgesetzt... Ich habe insgesamt 4 Jahre dann ambulant Therapie gemacht und jetzt bin ich fertig damit(= seit 2 Jahren). Das Rumstöbern in der Vergangenheit hat mich am Anfang auch sehr gestört, aber es hat mich auf den richtigen Weg gebracht und ich habe meinen damaligen Freundes- und Bekanntenkreis richtig ausgemistet... Dann sind noch ca. 5-10 Leute über geblieben, auf die ich mich richtig gut und vor allem immer verlassen kann, auch wenn jetzt 600km zwischen uns liegen.. Drunter leiden mußte mein damaliger Partner, denn den habe ich dann vor die Türe gesetzt und schon fing es an aufwärts zu gehen...Medikamente können bzw. sollen unterstützen und den Rest sollte man mit fachlicher Hilfe bewltigen können... Evtl. auch im Rahmen einer Reha-Maßnahme, in der man sich nur auf sich selber konzentriert... Da habe ich wertvolle Tipps bekommen, wie ich mich selber wieder runter fahren kann, wenn ich merke, daß ich wieder viel zu viel in den Hintergrund rutsche und meine eigenen Wünsche und Bedürfnisse vernachlässige... Kleine Entspannungstechniken, die man mal kurz auf dem Gang mit der sprichwörtlichen Faust in der Tasche machen kann, helfen immer gut... Also Hut ab, daß Du Dich den Situationen stellst und ich hoffe, daß Du Erfolg haben wirst.. Der Zeitfaktor spielt dabei keine große Rolle, Hauptsache es geht Dir wieder besser..

Liebe Grüße aus Oberbayern

Yvonne
Geht nicht gibt´s nicht

Offline Ina

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Re: Panikattacken
« Antwort #7 am: Oktober 12, 2011, 08:59 »
Von der Dauer ist dann auch abhängig, wie ich das hier mit den Kindern organisiere.

Hallo,
Bad Mergentheim klingt gut und Du brauchst dann wohl auch nicht allzu lange warten. Falls es mit den Kids richtig schwierig zu organisieren ist: eine Bekannte hat sehr gute Erfahrungen mit einer von der KK gestellten Familienhelferin gemacht. Würde ich nicht zögern zumindestens anzusehen. Ein Kind muss unter 12 sein oder so ähnlich. Die Familienhelfer überbrücken die Zeit in der der Vater nicht zuhause ist...

Ich drück' Dir die Daumen!

Ade, Ina

Offline Angelheart

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Re: Panikattacken
« Antwort #8 am: Oktober 12, 2011, 10:42 »
Danke für eure Antworten, ihr Lieben.
Leider bin ich in diesen "Psychodingen" ja nicht ganz unbewandert sondern vorbelastet.
Aber seit Anfang des Jahres ging es mir endlich mal richtig gut mit allem, schien endlich meinen Frieden mit dem Leben gefunden zu haben.
Da zog mir so ein Anfall ganz enorm den Boden unter den Füßen weg. Ich und auch das Diateam denken aber ähnlich: es wird sich da in erster Linie um Krankheitsakzeptanz handeln und die OP vor ein paar Wochen war da nur ein Schupps.
Das Problem ist halt die Angst VOR der Angst und vorallem die Verbindung mit dem Diabetes: die Paniksymptome sind ganz ähnlich einer heftigen Unterzuckerung. Da hat sich nun ein Teufelskreis gebildet, dem mit Vernunft nicht mehr ganz beizukommen ist.
Aber ich bin zuversichtlich, dass ich das hinbekomme, immerhin ist noch nicht mal ein Monat seit dem ersten schweren Anfall vergangen und ich gehe das Problem ja an, statt mich zu hause einzusperren.
So rückblickend weiß ich auch -wie mit dem Diabetes- ich hab das schon länger, nur nicht gewußt, was es ist.

Offline Angelheart

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Re: Panikattacken
« Antwort #9 am: Oktober 12, 2011, 16:39 »
Ich habe eben mit dem Doc telefoniert. Es wird eine Einweisung für Bad Mergentheim vorbereitet.
Irgendwelche Insiderinfos, die für mich nützlich sein können? Man liest ja so viel Gutes im Allgemeinen von dort.