Autor Thema: Typ 1 neu mit 57 Jahren,  (Gelesen 8613 mal)

Wolfgang

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Typ 1 neu mit 57 Jahren,
« am: Juni 01, 2005, 21:56 »
Hallo,

bei mir ist im Alter von 57 ein Typ 1 Diabetes festgestellt worden.

Wer hat entsprechende Erfahrungen gemacht ?


Offline Joerg Moeller

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Re: Typ 1 neu mit 57 Jahren,
« Antwort #1 am: Juni 02, 2005, 11:23 »
bei mir ist im Alter von 57 ein Typ 1 Diabetes festgestellt worden.

Wie hat man diese Diagnose denn gestellt, ich meine mit welchen Untersuchungen?
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Offline Quo

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Re: Typ 1 neu mit 57 Jahren,
« Antwort #2 am: Juni 02, 2005, 11:42 »
Na dann herzlich Willkommen im Kreis der Suessen!
An Dein Alter komme ich mit meinen 39 Jahren noch nicht heran - aber bei mir ist der Typ 1 Anfang dieses Jahres (mit einer dicken Ketoazidose) diagnostiziert worden. Ich bin also auch "neu" :) - wenn auch noch mit 10% Eigenleistung "bei Stimulation".   Ich hatte das grosse Glueck mir gleich als ersten Diabetologen eine "Katastrophe" auszusuchen, so dass der zweite im naechsten Quartal mich dann gleich an die Pumpe legte. Hinzu kam eine sehr ausfuehrliche, und intensive Schulung (bei einem dritten Arzt). Wenn Du Lust hast, Dich mit Deinem Diabetes intensiv auseinanderzusetzen und ihn selbst in die Hand zu nehmen kann ich neben der Teilnahme an diesem Forum, Erfahrungsaustausch, Recherchen, Literatur diese Schulung nur weiterempfehlen - Adresse gerne per Mail/PM.

Zur Literatur:
Der erwachsene "Neu Typ 1 - Diabetiker" scheint eher ein Ausnahmefall zu sein, und von Verlagen wenig wahrgenommen zu werden.
Die meiste Literatur, die sich an erwachsene Diabetiker richtet ist auf Typ 2 ausgerichtet und/oder geht von einem nur sehr oberflaechlichem Informationsbeduerfnis aus. Vieles (z.b. wie sieht das bei Krankheiten, medikamentoesen Behandlungen, etc aus) wird dort gar nicht oder nur auf einer einzigen Seite "abgehandelt". Erst bei der Literatur (und auch den Foren!) fuer die Eltern betroffener Kinder habe ich dann weiter reichende Informationen gefunden, und erst in der Schulung wurde das so weit vertieft dass fuer mich mein Diabetes jetzt (inclusive Krankheit, Aktivitaet, hormonellen Schwankungen) berechenbar und planbar geworden ist. Mein bisheriges Fazit ist, dass ich meinen Diabetes gut handhaben kann, das allerdings auch etwas Arbeit und Disziplin erfordert.
Als Buch hat mir - trotz des Titels- Huerter/Lange, "Kinder und Jugendliche mit Diabetes" (ISBN: 3-540-21863-7) am meisten geholfen.

Ansonsten viel Spass hier,
  Tatjana

Wolfgang

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Re: Typ 1 neu mit 57 Jahren,
« Antwort #3 am: Juni 02, 2005, 15:21 »
Hallo,

mein Diabetes ist festgestellt worden als ich wegen andauerndem Durst (und entsprechendem Wasserlassen) zu meiner Hausärztin gegangen bin. Spontane Diagnose: Diabetes, Bz gemessen: so um die 460 !

Am nächsten Tag großes Blutbild erstellt: alles im grünen Bereich aber HbA1: 13,5 !

Außerdem signifikante Antikörper (keine Ahnung wie die Dinger heissen) vorhanden.

Zusätzlich Schiddrüsenunterfunktion (auch eine Autoimmunreaktion)

Für meine Hausärztin und den zugezogenen Diabetologen ine klare Sache: Typ 1 !

So ist es halt gekommen.

Offline Joerg Moeller

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Re: Typ 1 neu mit 57 Jahren,
« Antwort #4 am: Juni 03, 2005, 11:06 »
Zusätzlich Schiddrüsenunterfunktion (auch eine Autoimmunreaktion)

Für meine Hausärztin und den zugezogenen Diabetologen ine klare Sache: Typ 1 !

Da hast du ja gleich in die Vollen gegriffen. Und wie kommst du jetzt damit klar?
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Wolfgang

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Re: Typ 1 neu mit 57 Jahren,
« Antwort #5 am: Juni 03, 2005, 17:35 »
Hallo Jörg,

ich habe im Leben noch nie gern halbe Sachen gemacht  ;). Aber im Ernst. Nach dem Anfangsschock habe ich als alter Physiker beschlossen, die Sache offensiv anzugehen, denn die Fakten sind nun mal da und auch durch Nachdenken nicht zu beheben.

Das heißt konkret: Ich habe bei meiner sehr guten Schulung bei Frau Weber in der Praxis Dr. Horn (Lübeck) die Dame nach Gott und der Welt gefragt. Dazu bin ich dort mit Unmengen Literatur versorgt worden, die ich leider erst lesen konnte nachdem meine Augen sich neu eingestellt hatten.

So versorgt spritze ich nun fröhlich vor mich hin, gönne mir auch mal ein Eis oder ein Bierchen und habe den BZ zwischen 70 und 130 bislang gehalten. Da meine Hausärtztin auch Diabetologin ist, fühle ich auch medizinisch gut betreut.

Mal sehen ob und wann ich eine Krise bekomme, aber eigentlich bleibe ich Optimist.

Gruß, Wolfgang

Offline Joerg Moeller

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Re: Typ 1 neu mit 57 Jahren,
« Antwort #6 am: Juni 04, 2005, 18:49 »
So versorgt spritze ich nun fröhlich vor mich hin, gönne mir auch mal ein Eis oder ein Bierchen und habe den BZ zwischen 70 und 130 bislang gehalten. Da meine Hausärtztin auch Diabetologin ist, fühle ich auch medizinisch gut betreut.

Ist doch optimal. Und es unterstreicht die These "Man kann zwar krank sein, muß sich aber nicht unbedingt krank fühlen" :super:
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Offline Joa

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Re: Typ 1 neu mit 57 Jahren,
« Antwort #7 am: Juni 27, 2005, 21:37 »
Hallo Wolfgang,


mein Diabetes ist festgestellt worden ...  Diagnose: Diabetes ...  Bz  so um die 460 ! ... HbA1: 13,5 ! ...  signifikante Antikörper  vorhanden.

Zusätzlich Schiddrüsenunterfunktion (auch eine Autoimmunreaktion) ... klare Sache: Typ 1 !


Mich hatte ER mit 32 Jahren ereilt.

In der Diabetes Klinik in Bad Mergentheim lernte ich später die Unterscheidung zwischen den Diabetestypen 1a und 1b kennen.

Aus  der "Pumpenschulung" (Stand 94) die es als Blattheftung gab die Angaben für Typ 1b:


+++
Manifestation:  junge oder ältere Erwachsene. > 25 Jahre   (deutlich) mehr Frauen als Männer

Ursachen:       langsamer Autoimmunprozes, weitere Autoimmunkrankheiten (z.B. Vitiligo, Rheuma, Schilddrusenüberfunktion)

ß-Zellerschöpfung:  Bis vier Jahre nach Manifestation.

Insulinbedarf:  1/2  IE/kg Körpergewicht  je 24h

Insulinempfindlichkeitskurve: relativ geringer Dawnmehrbedarf, danach fast flach, d. h. ohne nennenswerten Bedarfsanstieg am Abend.
+++

Bei mir trifft das so ziemlich zu. Nach der Remission [so etwa 2 Jahre] bekam ich dann massiv Schwierigkeiten mit den Nächten,
weil die Insulinempfinglichkeit da sehr hoch lag. Erst mit der Pumpe war das in den Griff zu bekommen.

Ich brauchte damals (unterdessen hat es sich ein Stück erhöht) so etwa 0,15 IE/h über mehrere Stunden der Nacht.

Auch Dr. Teupe unterscheidet zwischen 1a und b, was nicht wundert, da er bis Anfang der 90er Oberarzt in der DK Mergentheim war.

Vielleicht helfen Dir die Angaben ein wenig zur Groborientierung.

Gruß
Joa
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Wolfgang

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Re: Typ 1 neu mit 57 Jahren,
« Antwort #8 am: Juni 27, 2005, 22:55 »
Hallo Joa,

vielen Dank. Ich habe da noch ein paar Fragen ???.

Wie lange hat bei Dir der "honeymoon" gedauert? Laut meiner Doc bin ich da auch noch drin und spritze so 3IE per 5BE per Daumen und Meßwert Bolus tagsüber und 4IE Basis auf 1BE zur Nacht. Damit liege ich morgens so um die 100-120. Tagsüber habe ich zwischen 70 und 140 und bin eigetlich damit zufrieden.

Was bitte ist der Unterschied zwischen 1a und 1b ?

Wer ist Dr.Teupe, auf den ich hier schon mehrmals gestoßen bin? Ich bin mit meiner ambulante Behandlung durch meine Doc (Hausärztin und  Diabetologin, Diabetische Spezialpraxis in Lübeck) sehr zufrieden, da ich dort immer als "mündiger Patient" aufgenommen werde.

Gruß, Wolfgang



Offline Joa

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Re: Typ 1 neu mit 57 Jahren,
« Antwort #9 am: Juni 28, 2005, 00:23 »

Wie lange hat bei Dir der "honeymoon" gedauert?

Hoeymoon wird auch Remission genannt. Das waren bei mir ziemlich genau 2 Jahre.

Zitat

Was bitte ist der Unterschied zwischen 1a und 1b ?

Tja, wenn ich das mal so genau sagen könnte. Aus der bereits zitierten Pumpenschulung einfach mal die Angaben für Typ 1a:


Manifestation: Kindes- und Jugendalter  ( aber letzlich so bis 25 Jahre)

Ursachen:   schneller Beginn als Autoimmunprozess

ß-Zellerschöpfung:  Tage bis Monate

Insulinbedarf:  2/3 IE /h  je  kg Körpergewicht.

Bedarfskurve:   zweihügliges Bearfsprofil mit ausgeprägtem Dawn und deutlichem abendlichen Insulinmehrbedarf


Daneben gibt es in diesem Schema auch noch den Typ 1ac oder bc.

Das sind die Menschen, die ein deutliche Insulinresistenz haben, welche sich im Einzelfall im späteren Lebensverlauf als Typ 2 Diabetes bemerkbar gemacht haben könnte.

Bei denen ist der Insulinbedarf im Durchschnitt dann um etwas 1/3 höher. Das wird verschiedentlich auch als "Doppeldiabetes" bezeichnet.

Zitat

Wer ist Dr.Teupe, auf den ich hier schon mehrmals gestoßen bin?

Dr. Teupe hat einen hervorragenden Ruf, besonders unter Diabetikern die bei ihm waren. Insbesondere hat er sich auf die Behandlung mit der Insulinpumpe spezialisiert, welche IMHO  die bislang sinnvollste und "naturnächste" Therapieform darstellt. Gegenüber früher, als Teupe einer der relativ Wenigen mit Plan von Diabetes war, gibt es heute sicherlich viele kompetente Mediziner und Fachkräfte, da sich unterdesse ja auch manches zum Allgemeingut entwickelt hat.

btw. Als vermutlicher Typ 1b kann es durchaus sein, dass Du nach dem Ende der Remisson bei recht hoher Insulinempfindlichkeit mit den recht groben Dosierungen aus dem Pen  Schwierigkeiten haben könntest. Daher rate ich Dir einfach mal, Dich schon frühzeitig mit der CSII als Therapieform zu befassen.

Nähere Infos zu Teupe und seinen Konzepten kannst Du z. B. auf den Seiten von Matthias Chrostek finden:

http://www.chrostek.de/teupe/curricul.html

Dort findest Du eine von Matthias hervorragend zusammengefasste Darstellung einiger Kernpunkte, die sicher auch für Dich als ICT' ler sehr interessant sind.

Gruß
Joa
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