Hallo,
die Arzneimittelbehörden von D und Frankreich empfehlen, Pioglitazon(Actos) nicht mehr zu verwenden!
Artikel im Deutschen Ärzteblatt dazu:
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/46215/Diabetes_Pioglitazon_geht_wegen_Krebsrisiko_vom_Markt.htmDas hat sich schon längere Zeit abgezeichnet, enttäuscht und traurig bin ich trotzdem.
Pioglitazon ist ein „Insulin-Sentisizer“, der die Wirkung von Insulin verstärkt. Das war besonders bei übegewichtigen, insulinresistenten Patienten eine sehr erwünschte Wirkung und die beiden Medikamente wurden viel verschrieben und haben auch vielen Patienten gut geholfen. Ich kann mich noch gut an die Freude meiner ersten Actos-Patienten erinnern, als das Medikament ganz neu war und ihre Blutzucker-Werte schon nach kurzer Zeit dam beser waren als je zuvor.
Nun ist bei der Auswertung der Daten von über Hunderttausend Anwendern aufgefallen, dass die Patienten, die Actos (Competact) eingenommen haben, in etwas höherem Maße an Blasenkrebs erkrankt sind. Deshalb raten eben die Behörden in Frankreich und in Deutschland davon ab, Diabetikern diese Medikamente zu verschreiben.
Die österreichischen Behörden haben sich dazu noch nicht geäußert, auch nicht die Europäische Arzneimittelbehörde, die EMA – deren Stellungnahme wird aber beim nächsten Treffen vom 20.-23. Juni erwartet.
Medikamente werden sehr genau geprüft, bevor sie auf den Markt kommen und angewendet werden dürfen. Bei Actos wussten wir von Anfang an, dass es nicht für alle Patienten geeignet ist – aber das ist bei jedem Medikament so. Denn bei einzelnen Patienten hat Actos dazu geführt, dass sie vermehrt Wasser eingelagert haben, Ödeme (Schwellungen) an den Beinen bekommen und auch Gewicht zugenommen haben. Also hat man auf diese Nebenwirkung geachtet und falls sie eingetreten ist, das Medikament abgesetzt.
Aber es gab auch gar nicht so wenige Patienten, die unter Actos gute Blutzucker-Werte hatten, einzelne haben andere Medikamente probiert und sind dann wieder zum Actos zurückgekehrt, weil es ihnen am besten geholfen hatte und weil sie gerade ganz gut darunter ihr Gewicht halten konnten, besser als mit manchen anderen Medikamenten. Und in einer großen Studie (PROACTIVE) hat sich gezeigt, dass Actos das Risiko für Schlaganfälle vermindert, was wahrscheinlich mit darauf zurück zu führen ist, dass es günstig auf die Fettwerte im Blut wirkt.
Trotzdem habe ich es in letzter Zeit seltener eingesetzt. Ich habe aktuell nur sehr wenige Patienten, die dieses Medikament nehmen, soweit ich mich erinnere, deutlich unter 10 Leuten ( bei ca 500 Typ 2 Diabetikern, die ich in meiner Ordination betreue). Ich bin jetzt auf Pfingst-Urlaub, am Dienstag werde ich den Patienten aus meiner Ordination, die betroffen sind, einen Brief schreiben und sie bitten, zu einem Gespräch zu kommen, in dem wir andere Wege zur Behandlung ihres Diabetes finden müssen.
Leider kommt es manchmal vor, dass sich herausstellt, dass ein Medikament eine schwerwiegende Nebenwirkung hat, die vorher in diesem Ausmaß nicht bekannt war. Obwohl wir uns bemühen, für unsere Patienten die besten Mittel auszuwählen und im Vorhinein ja nicht wissen konnten, was da auf uns zukommt, ist es ein schlimmes Gefühl zu erfahren, dass ein Medikament leider doch Schaden anrichten kann. Zum Glück ist keiner meiner Actos-Patienten bis jetzt von Blasenkrebs betroffen gewesen…
Susanne