Autor Thema: Wie viel Wissen nötig?  (Gelesen 7607 mal)

Offline Herr_Koch

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Wie viel Wissen nötig?
« am: April 12, 2011, 22:58 »
Hab mich da ein wenig rumgelesen in diesem Althausen-Thema und seh, dass da eine scheinbar recht intensive Schulung stattfindet. Ich les auch Sachen, von denen ich nie zuvor gehört hab. Lipolyse? Up-Regulation? Down-Regulation? Gut. Kann man googeln. Hab ich auch getan. Und frag mich nun ... ists schlimm, wenn ich davon noch nichts gehört hab? Meine Werte sind (allgemein, nicht nur der HbA1c) regelmässig super, mein Arzt will mich nur noch dreimal im Jahr sehn statt viermal ... ich mess höchstens viermal täglich den Zucker, weil ich meine Werte ziemlich gut einschätzen kann.

Sollte ich mich um eine Schulung bemühen? Ich hab im Spital nach der Diagnose vor zwei Jahren eigentlich alles gelernt, was ich weiss. Ausser zur Ernährungsberatung bin ich nur noch zum Hausarzt. Und "therapier" mich demnach so und find, s funktioniert. Mein Hausarzt hat mich letztes Mal gefragt, ob ich nicht mal zu nem Spezialisten wolle ... er kenne sich zwar gut aus, aber alles könne er halt doch nicht alles wissen. Und vielleicht gäbs was Neues oder so ...
Wollte eigentlich schon mal zu ner Fachperson. Aber dann hatte ich mal keine Lust auf Arztbesuche, dann keine Zeit ... und so verging die Zeit. Aber nach der Lektüre einiger Konversationen hier drin merk ich, dass ich ja, verglichen mit euch hier, eigentlich ein recht beschränktes Wissen hab.

Wie nötig erachtet ihrs, dass ich mich mal um Termine bemühe?
DM-1-Diagnose am 7. 12. 2008. Novorapid/Insulatard

Offline Andi

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Re: Wie viel Wissen nötig?
« Antwort #1 am: April 12, 2011, 23:04 »
Wenn Du mit Deinem Wissen Deine Werte zufriedenstellend hinbekommst, dann denke ich mal, ist das OK.
Freilich ist das gut zu wissen, das gute Labor-Werte kein Freibrief sind.
Vielmehr ist es gut zu wissen, wie man die guten Werte möglichst "gesund" hinbekommt :ja:

Das soll es meinerseits aber auch schon gewesen sein.
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Offline Ina

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Re: Wie viel Wissen nötig?
« Antwort #2 am: April 13, 2011, 07:57 »
Hallo,

wenn Du Deinen DM erst 2 Jahre lang hast ist es natürlich möglich dass die Einstellung wegen Restinsulin usw. noch "recht einfach" zu bewerkstelligen ist. Solange Du mit "Insulin und Bewegung senkt den Zucker, Essen und Infekte lassen ihn steigen" zurechtkommst wäre Dein Wissen ja auch völlig ausreichend.

ABER: Es ist gut möglich dass diese einfachen, über ein paar Jahre erlernten Regeln irgendwann nicht mehr funktionieren... DANN ist es allerdings notwendig sich um Up- und Down, Lipolyse, Fett-Eiweiß-Berechnung, Sportanpassung, Basalraten usw. zu kümmern.

Diesen Punkt sollte man dann auch nicht verpassen, sonst plagt man sich u.U. jahrelang mit einer ungenügenden Einstellung.

Dafür ist Teupe in Althausen eine gute Adresse: äußerst exakt, sehr erfahren, mit besten Ergebnissen auch bei schwer einstellbarem Diabetes und dabei noch interessant und unterhaltsam. ABER: Sooo lange wird man das nicht mehr haben können. Wenn Du also Lust hast und Deine Ärzte es befürworten wäre es vielleicht doch eine gute Idee das alles schonmal gehört zu haben ehe die Probleme kommen...

Ade, Ina

Offline Paula´s Frauchen

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Re: Wie viel Wissen nötig?
« Antwort #3 am: April 13, 2011, 08:13 »
Hallo,
ich schließe mich da Ina voll an, bei DM ist das Wissen das wichtigste Werkzeug und eine Schulung live und in Farbe noch intensiver aber wenn Du Deine Nase da schon mal reinstecken möchtest
http://www.chrostek.de/Curriculum

Grüße
Kerstin

Paula = Hündin (geb. 10/99 gest. 02/13) und hatte DM seit 01/2007 behandelt mit CT 01/2007-08/2008, ICT 08/2008-09/2010, CSII seit 09/2010, Paradigm 712, IBerlinsulin H Normal, Contour / OneTouchUltra / Accu-Chek Nano

„Ein Hundeleben ist viel zu kurz für Stress und Ärger.“

Offline vreni

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Re: Wie viel Wissen nötig?
« Antwort #4 am: April 13, 2011, 08:23 »
Denkt daran, dass Hr. Koch Schweizer ist, da wird sicher nichts bezahlt an Teupe's Institution.

Hr. Koch, hast Du mal alles an Einsteigerseiten etc. von Jörg geschrieben durchgeackert. Da erfährt man Einiges, was sonst nicht kommuniziert wird bei Schulungen.

Offline Erwin Weindl

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Re: Wie viel Wissen nötig?
« Antwort #5 am: April 13, 2011, 10:22 »
Hallo liebe Nachbarn,
ich kenne natürlich das was so von Dr.Teupe im Netz verfügbar ist. Ich habe aber keine einzige wissenschaftliche Arbeit von ihm ausgraben können - weder beim Springer Verlag noch bei Med.Tribune etc.
Hat jemand von euch Infos zu seinen Publikationen? Es gibt nämlich bei seinen Artikeln im Netz keinerlei Quellangaben (außer Pumpenpost Ausgabe Nr.), was ich recht ungewöhnlich finde.

LG Erwin
DM 1 seit 1979;  Animas 1200 seit 2007, seit 9.3.2011 Animas 2020i mit NovoRapid
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Offline Joerg Moeller

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Re: Wie viel Wissen nötig?
« Antwort #6 am: April 13, 2011, 10:28 »
Ich persönlich bin eher Pragmatiker: ich lerne das, was ich wissen muss. (Und das, was mich interessiert).

Merkmale einer guten BZ-Einstellung sind ein HbA1c im oder nahe des Normbereichs und Tagesprofile ohne ständig große Schwankungen zu haben. Sollte mal ein Ausreisser vorkommen und man kann sich erklären warum das so ist ist es auch okay.

Treffen diese Merkmale irgendwann nicht mehr zu sollte man sich um eine Schulung bemühen. Althausen ist da sicher das Harvard der Diabetesschulungen, aber andere Länder haben auch gute Universitäten.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline moewe

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Re: Wie viel Wissen nötig?
« Antwort #7 am: April 13, 2011, 11:07 »
Hallo Herr Koch,

solange deine Werte topp sind, machst du alles richtig. Leider wird es wohl nicht so bleiben. Man wird älter, auch der Diabetes. In den ersten Jahren funktioniert alles noch ganz easy, das kann sich aber mit der Zeit ändern. Wichtig ist, daß du reagierst, wenn die Werte auf einmal schlechter werden sollten. Spätestens dann ist höchste Zeit für Spezialisten und Schulungen.
Es schadet nie, sich schonmal ein solides Grundgerüst an Wissen anzueignen. Dazu hast du hier schon Hinweise bekommen, lies dich durch die Grundlagenseiten durch und googel oder frage, wenn du etwas nicht verstehst. Von dem ganzen Haufen an Regeln und Tricks suchst du dir die aus, die am besten zu dir passen.

Meine 36 jährige Diabeteskarriere ist gekennzeichnet durch ewig lange Reihen von Selbstversuchen, weil es diese ganzen Regelwerke ja damals noch nicht gab. Übrigens funktioniert jeder anders, man sollte nicht alles unbesehen übernehmen, sondern vorsichtig ausprobieren. Ein gesundes Gleichgewicht von Selbstdisziplin und Locker lassen hat sich bei mir bewährt. Das heißt, ich gehe mit meiner Einstellung nicht wirklich so weit, daß ALLE Werte IMMER im Normbereich liegen müssen. Da wäre mein Hirn ja mit nichts anderem mehr beschäftigt.

Auch wenn die Werte immer gut sind, gewöhn dich an regelmäßiges Messen und schreibe sie vor allem auf! Das ist ganz wichtig. Egal ob Papier oder elektronisch. Erst wenn man die Werte über längere Zeit beobachtet, kann man einen Trend erkennen oder den Absprung kriegen, falls sich etwas ändert.

Meine private Meinung ist aber auch: such dir einen Spezialisten, mit dem du zurechtkommst, SOLANGE es dir noch gut geht und alles easy ist. Denn dann kann er sofort eingreifen bzw beraten, wenn die Werte ausreißen. Er weiß, was bei dir "normal" ist und kann Abweichungen schneller feststellen.

Gruß
Ulrike


DM1 seit 1974, CSII seit 31.1.06, jetzt Akku Chek Combo mit Novorapid, Akku Chek Aviva, Connect, Guide,  Sidiary für Iphone, online und USB-Stick (leider nicht mehr)

Offline Herr_Koch

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Re: Wie viel Wissen nötig?
« Antwort #8 am: April 13, 2011, 11:45 »
Merci für eure Feedbacks.

Dass sich mein Körper verändert und damit auch mein Diabetes, ist einer der Gründe, warum ich mir das mit der intensiveren Schulung eben auch überlegt hab. Ich tu mich halt ein wenig schwer, weil die naturwissenschaftliche Welt gar nicht die meine ist. Wenn man mir ne Zeichnung mit Schlösschen und Insulin als Schlüssel dazu zeigt, versteh ich das. Aber wenns dann um chemische Zusammenhänge geht ... ;)

Ich denk, ich werd beim nächsten Arzttermin im Mai mal schauen, was er mir so empfiehlt. Ich bin Patient einer Gruppenpraxis mit allerlei Experten. Unter anderem bieten sie auch in-house eine Diabetesberatung an. Vielleicht hats da noch ein Plätzchen für mich. Das wird wohl das grösste Problem sein, habs damals bei der Ernährungsberatung gemerkt. Man wartet mitunter lang auf freie Termine. Ist bei mir aber ja nicht so tragisch. Die Praxis wär eben insofern praktisch, weil die alle miteinander arbeiten und meine Daten für alle involvierten Mediziner übers Netzwerk greifbar sind.

Und bis dahin werd ich die Infoseiten hier mal etwas genauer anschauen als bisher. Hätte daheim auch noch gedruckte Lektüre.

Merci jedenfalls  :D
DM-1-Diagnose am 7. 12. 2008. Novorapid/Insulatard

Offline Ina

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Re: Wie viel Wissen nötig?
« Antwort #9 am: April 13, 2011, 16:12 »
Hallo Erwin,

in meiner ersten Schulung hat er mal erzählt dass er am Anfang seiner Berufslaufbahn mal ganz frech 2 Artikel an DIE amerikanische (?) wissenschaftliche Zeitschrift geschickt hätte und völlig überrascht gewesen wäre weil die das gleich abgedruckt haben. Wann das war (ist wohl eine Weile her) und wie die ZS heißt weiß ich aber nimmer.

In seinen Schulungen bespricht er allerdings immer wieder auch Artikel, Studien, gibt auch Kopien der großen Diabetes-Studien aus und wirkt etwas irritiert dass sich so wenige dafür interessieren...

Will sagen: am wissenschaftlichen Durchblick mangelt's ihm wahrscheinlich nicht.

ABER: er macht praktische Diabetologie für den Alltag von konkreten Diabetikern. Vieles, was in anderen Schulungen einfach nicht in praktikabler Weise vermittelt wird (und uns deswegen so genial und Teupe-spezifisch vorkommt) ist medizinisch längst bekannt: Lipolyse, Up- und Down-Regulation, Insulinbedarf für Fett-Eiweiß - seine Arbeit liegt nicht schwerpunktmäßig in der Forschung sondern sein ganzes Lebenswerk gilt den Diabetikern. Da bleibt wahrscheinlich nicht viel Zeit für wissenschaftliche Studien. Dafür steht er Monat für Monat vor einem Grüppchen Lernwilliger und demonstriert wieder und wieder wie eine Teflonkanüle nach dem Setzen aussehen kann, hört sich die immer ähnlichen Ängste vor Hypos, Spätschäden usw. an, erträgt die Besserwisserei in die Diabetiker ja gern verfallen, gibt Tipps zur immer gleichen Pizza und wie man bei Radtouren nicht ständig unterzuckert... Belegt hat er alles - das Datenmaterial aus dem er seine Regelwerke erarbeitet hat dürfte beispiellos sein.

Und manches was als "wissenschaftlich" daherkommt entpuppt sich inzwischen als abgeschrieben, nachgekupfert... ist also auch nicht unbedingt das Gelbe vom Ei.  :zwinker:

Ade, Ina