Autor Thema: Levemir (Detemir) voll es ab März in der Schweiz geben  (Gelesen 9631 mal)

Offline Angela

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Ausgeglichenes Blutglukose-Profil mit Insulin detemir
Schwankungen sind gering
BERN (hbr).

Mit dem neuen Insulin detemir erhalten Diabetiker eine ausgeglichene basale Insulinversorgung. Die Wirkung auf den Blutzucker ist gut reproduzierbar: Die Variabilität der Glukosesenkung beim einzelnen Patienten ist gering.Darauf hat Professor Lutz Heinemann vom Profil Institut für Stoffwechselforschung in Neuss bei einer Veranstaltung von Novo Nordisk in Bern hingewiesen. In einer randomisierten, doppelblinden Studie mit 51 Typ-1-Diabetikern wurden die Schwankungen der Blutzuckersenkung von Tag zu Tag, die intraindividuelle Variabilität also, untersucht.Den Teilnehmern wurde an vier Tagen jeweils einmal 0,4 U/kg eines basalen Insulins subkutan injiziert. Das entspricht bei einem Körpergewicht von 70 Kilogramm 28 Einheiten. Die Patienten erhielten entweder das langwirksame Insulin-Analogon detemir, ein anderes basales Analogon oder NPH-Insulin (Neutral Protamin Hagedorn). Ergebnis: Die Schwankungen in der Blutzuckersenkung von Tag zu Tag sind bei der Injektion von Insulin detemir mit 27 Prozent über zwölf Stunden gemessen am geringsten ausgeprägt. Bei NPH-Insulin hätten die Glukoseabsenkungen um 59 Prozent, bei dem zweiten Analogon um 46 Prozent variiert. Über 24 Stunden betragen die täglichen Schwankungen der Blutzuckersenkung 27, 68 und 48 Prozent, wie Heinemann sagte.Wie groß die Blutzuckersenkung variiert, ist für die Patienten zur Vorhersagbarkeit des metabolischen Effektes wichtig. Bei zu hoher Variabilität steigt die Gefahr von Blutzucker-Ausrutschern nach oben oder unten. Zur Erinnerung: Vergleichsstudien mit NPH-Insulin ergaben weniger nächtliche Unterzuckerungen bei Verwendung von Insulin detemir.Die verzögerte Wirkung des Insulin-Analogons wird unter anderem durch reversible Bindung der Insulinmoleküle an Albumin erreicht; das puffert Schwankungen in der Absorption ab. Ein weiterer Grund für die gleichmäßige Wirksamkeit: Bei NPH-Insulin muß der Pen für eine gleichmäßige Durchmischung vor der Injektion so oft gedreht werden, daß nur jeder zehnte Patient sich die Mühe macht. Insulin detemir liegt als klare Lösung vor und muß nicht durchmischt werden. Das Medikament ist seit März unter dem Namen Levemir® in der Schweiz erhältlich.


Weiß wer was davon? Hör ich zum ersten mal!
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Offline vreni

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Re: Levemir (Detemir) voll es ab März in der Schweiz geben
« Antwort #1 am: April 18, 2004, 17:53 »
verstehe nur "Bahnhof" ???
randomisiert
intraindividuelle Variabilität
NPH Insulin
Vorhersagbarkeit des metablischen Effektes
reversible Bindung ........
Was ich meine begriffen zu haben ist, weniger BZ Schwankungen................... sonst nichts >:(
 :winke: vielleicht übersetzt mir das jemand.
Danke, wäre nett
vreni




Offline Joerg Moeller

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Re: Levemir (Detemir) voll es ab März in der Schweiz geben
« Antwort #2 am: April 19, 2004, 12:02 »
randomisiert

= zufällig (vom englischen "random" = "Zufall")
Wenn ich auslose, welcher Teilnehmer welches Präparat erhält, dann ist das randomisiert.
Wenn ich festlege, daß die Blonden Detemir kriegen, die Brünetten ein NPH und die Rothaarigen Lantus (das war nämlich das andere Insulin; es gibt als langwirkende Analoga nur Lantus und Detemir), dann ist das nicht-randomisiert

Zitat
intraindividuelle Variabilität

Wie stark die Schwankungen bei einem einzelnen Teilnehmer sind.

Zitat
NPH Insulin

Neutrales Protamin Hagedorn. http://www.diabetesinfo.de/geschichte/geschichte4.php#hagedorn
Das wäre z.B. Protaphan (Insulatard)

Zitat
Vorhersagbarkeit des metablischen Effektes

Vorhersagbarkeit ist, wenn man schon vorher etwas sagen kann  :baeh:
Metabolismus nennt man es, wenn ein Stoff vom Körper verändert wird. Das Ergebnis nennt man dann "Metabolit".
Ein Beispiel: Haushaltszucker (Saccharose) ist ein Disaccharid (=Zweifachzucker). Er besteht aus den beiden Monosacchariden (=Einfachzucker) Glucose (Traubenzucker) und Fructose (Fruchtzucker).
Als Disaccharid kann er nicht in die Blutbahn gelangen, muß also aufgespalten (verändert) werden. Durch die Spaltung entstehen die Metaboliten Glucose und Fructose.
Die "Vorhersagbarkeit des metabolischen Effekts" wäre dann, daß der BZ steigt.
(Das war jetzt aber nur ein ganz vereinfachtes Beispiel)

Der metabolische Effekt, der in diesem Text angesprochen wird ist die Absenkung des BZs.

Zitat
reversible Bindung

Reversibel heißt, es kann wieder rückgängig gemacht werden. Diese Bindung kann sich also wieder lösen.

Zitat
Was ich meine begriffen zu haben ist, weniger BZ Schwankungen................... sonst nichts
Zitat

Na passt doch, dann hast du ja das wesentliche begriffen.  :super:
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Offline vreni

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Re: Levemir (Detemir) voll es ab März in der Schweiz geben
« Antwort #3 am: April 19, 2004, 12:34 »
Danke Jörg  :)
vreni

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Re: Levemir (Detemir) voll es ab März in der Schweiz geben
« Antwort #4 am: April 19, 2004, 13:50 »
Danke Jörg  :)

Na dafür bin ich ja da ;)
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Offline Ludwig

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Re: Levemir (Detemir) voll es ab März in der Schweiz geben
« Antwort #5 am: April 19, 2004, 18:36 »
Weiß wer was davon? Hör ich zum ersten mal!
Zitat

Meines Wissens ist Detemir schon vor einiger Zeit zur Zulassung in den USA und Europa eingereicht worden und jetzt scheint es zumindest in der Schweiz soweit zu sein. Da wird ja Resteuropa auch nicht lange hintennachstehen. Detemir ist wohl die Antwort von Novo Nordisk auf Lantus von Aventis. (Die waren halt ein bischen schneller) Es ist wohl nicht genau das gleiche (weil patentrechtlich geschützt) aber doch sehr ähnlich in der Wirkung!

Na dafür bin ich ja da ;)

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Danke Jörg

Lg
Ludwig
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Als ich ein Bursche von 14 war, verhielt sich mein Vater so überheblich, daß ich es kaum aushalten konnte, mit ihm zusammen zu sein. Als ich 21 wurde, war ich doch erstaunt, was der alte Mann in sieben Jahren dazugelernt hatte! M. Twain

Offline Joerg Moeller

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Re: Levemir (Detemir) voll es ab März in der Schweiz geben
« Antwort #6 am: April 19, 2004, 20:36 »
Detemir ist wohl die Antwort von Novo Nordisk auf Lantus von Aventis.

Das zum einen. Aber es geht noch besser: Jetzt ist Novo die einzige Firma, die sowohl ein sehr schnell wirkendes Kurzzeit-Analogon auf dem Markt hat (NovoRapid) und ein langwirkendes Analogon (Detemir). Für die NovoRapid-Benutzer könnte es schon ein Anreiz sein, ihr gesamtes "Insulin" nur von einer Firma zu beziehen. Bei Aventis konnten sie wohl das sehr lang wirkende Lantus bekommen, aber für Boli hat Aventis nur Normal-Insulin angeboten, daß eben nicht so schnell wirkt (und daher einen Spritz-Ess-Abstand notwendig macht).

Und am Rande: Wer jetzt von Lantus auf Detemir umsteigt muß nicht mehr den Opti-Pen benutzen, der bei vielen nicht so beliebt ist wie der NovoPen.

Zitat
(Die waren halt ein bischen schneller)

Ja, wenn auch nicht die Idee betreffend. Die war bei beiden ziemlich zeitgleich vorhanden, aber Hoechst (jetzt Aventis) hat es schneller zur Marktreife gebracht.
Detemir hat von Anfang an viel mehr Probleme aufgeworfen. In den ersten klinischen Studien hatte sich herausgestellt, daß es bei einigen Leuten wie erwartet funktioniert, bei anderen aber gar nicht (als wenn die Wasser gespritzt hätten - fragt mich jetzt nicht nach den Gründen, die sind mir auch nicht bekannt).
Der nächste Stolperstein trat nach der Nachbesserung in der nächsten klinischen Studie auf: da stellte sich heraus, daß die Leute im Schnitt doppelt soviel Detemir wie Lantus brauchten. Die Firma - mittlerweile Aventis - hat das Problem "gelöst", indem sie einfach doppelt soviel in die Ampullen gepackt haben. Beim U100 enthält 1 ml Lösung 100 I.E. Insulin. Detemir ist jetzt eigentlich ein U200, obwohl es als U100 deklariert wird. (Über diesen Umstand haben wir in der Newsgroup sehr ausführlich diskutiert)

Zitat
Es ist wohl nicht genau das gleiche (weil patentrechtlich geschützt) aber doch sehr ähnlich in der Wirkung!

Das stimmt, auch wenn die Wirkweise grundverschieden ist. Die Insulin-ähnliche (=Insulin-analoge) Wirkung ist natürlich gleich. Beim Langzeit-Insulin geht es darum einen Mechanismus zu finden, der die einzelnen Moleküle zeitlich verzögert ins Blut abgibt. Beim NPH-Insulin reichte die Bindung an Protamin für eine Verzögerung von 12-16 Stunden, während dessen immer wieder kleine Mengen Insulin sich davon lösen und im Blut wirkam werden können.
Als wenn man eine Sandburg mit Gips verstärkt: die wird dann auch vom Wasser aufgelöst, aber es dauert länger als wenn man nur mit Sand arbeitet.

Dann kam Lantus. Und das kam gleich mit zwei Verzögerungsmechanismen daher: zum einen ist der biochemische Aufbau geingfügig anders als normales Insulin. an hat nicht genug geändert, als daß es nicht mehr wie Insulin wirken kann, aber genug, damit sich die Einzelmoleküle fester zusammenballen (wie die Sandburg mit Gips).
Der zweite Mechanismus ist ziemlich clever und benutzt eine einfache Grundlage der Chemie: wenn man eine saure Lösung in eine basische gibt, dann folgt als chemische Reaktion eine Ausflockung. Mit anderen Worten: die saure Lösung kristallisiert sich. Lantus liegt als saure Lösung vor und unsere Körperflüssigkeit ist leicht basisch (pH etwa 7,4). Der Molekül-Klumpen im Lantus landet dann in einem Kristall. (Als ob man eine dicke Schickt Zuckerguß über die Gips-Sand-Burg legt: das Wasser kann es immer noch auflösen, muß aber jetzt erst den Zuckerguß abtragen, um an den Sand zu gelangen. Und der löst sich schwerer, weil er mit Gips verbunden ist)

Detemir verfolgt einen anderen Weg der Verzögerung: es ist biochemisch so konstruiert, daß es sich an Albumin anlagert (das ist ein großes Eiweißmolekül im Blut). Und von dort löst es sich so nach und nach und kann dann seine insulinähnliche (insulin-analoge) Wirkung entfalten.

Hört sich alles leicht an, aber auf die Idee muß man erstmal kommen ;)

Zitat
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Na, das geht mir natürlich runter wie Öl, auch wenn es mich immer ein bißchen verlegen macht *rotwerd*
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Re: Levemir (Detemir) voll es ab März in der Schweiz geben
« Antwort #7 am: April 19, 2004, 22:02 »
Irgendwer - weiß gar nicht mehr wer was war - sagte mal die von Novo Nordisk sind ja klug. Die warten bis ein anderer vor ihnen was neues bringt und lernen dann aus deren Fehlern und machen es besser. Das war so bei Novo Rapid und jetzt bei Detemir!  :baeh:
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Re: Levemir (Detemir) voll es ab März in der Schweiz geben
« Antwort #8 am: April 20, 2004, 00:31 »
Irgendwer - weiß gar nicht mehr wer was war - sagte mal die von Novo Nordisk sind ja klug. Die warten bis ein anderer vor ihnen was neues bringt und lernen dann aus deren Fehlern und machen es besser. Das war so bei Novo Rapid und jetzt bei Detemir!  :baeh:

Kann ich nicht bestätigen.  :nein: Ich hab NovoRapid mal ausprobiert und bei mir hat es nicht besser gewirkt als Actrapid. Da war Humalog schon deutlich schneller, also bin ich wieder darauf umgestiegen. :ja:
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Re: Levemir (Detemir) voll es ab März in der Schweiz geben
« Antwort #9 am: April 20, 2004, 20:45 »
aha, na kann auch vorkommen. Also ich hab zuerst Actrapid genommen und jetzt Novo Rapid. Und ich hab mit Novo Rapid bis jetzt noch keine Probleme gehabt. Hab aber auch nie Humalog ausprobiert.
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