Autor Thema: Diabetes - Krankheit, ja oder nein?  (Gelesen 27070 mal)

Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetes - Krankheit, ja oder nein?
« Antwort #30 am: Mai 19, 2005, 13:40 »
Jörg, mit den triftigen Gründen: Jupp. Da spricht einer, ders weiß, oder?

Ja, absolut. Und daher weiß ich auch, daß es in Krisenzeiten schon eine enorme Leistung ist zumindest ein Minimal-Programm aufrechtzuerhalten (z.B. wenigstens das Basalinsulin regelmässig zu spritzen).

Druck von außen ("Deine Werte müssen besser werden") ist da genauso kontraproduktiv wie Druck von innen ("Meine Werte müssen besser werden").
Diabetes ist eine Erkrankung, die sehr viel Hinwendung an sich selbst bedingt, um gut (über)leben zu können. Und diese Hinwendung muß man sich eben wert sein. Manchmal ist man selber sich das nicht wert, und dann ist es hilfreich wenn andere da sind, denen man das wert ist. Wir hier im Forum können so jemand anderer sein, aber als solche werden wir nur verstanden, wenn wir irgendwelche Blutwerte nicht als Qualitätsmaßstäbe für den Menschen sehen, der diese Blutwerte hat.
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Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetes - Krankheit, ja oder nein?
« Antwort #31 am: Mai 19, 2005, 13:44 »
Diese Stoffwechselerkrankung ist kein "Zuckerschlecken",

Nein, sogar ganz und gar nicht :lachen:

Ich finde diesen Thread übrigens hochinteressant. Und ich könnte mir vorstellen, daß er für einige wesentlich mehr bringt als reine Tips á la "Wenn du das hast, dann könntest du mal dieses versuchen".

Wenn man versucht andere zu verstehen kommt man nicht umhin, sich erstmal selber zu verstehen.
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Offline LordBritish

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Re: Diabetes - Krankheit, ja oder nein?
« Antwort #32 am: Mai 19, 2005, 16:14 »
Wir hier im Forum können so jemand anderer sein, aber als solche werden wir nur verstanden, wenn wir irgendwelche Blutwerte nicht als Qualitätsmaßstäbe für den Menschen sehen, der diese Blutwerte hat.

Das sollte doch selbstverständlich sein oder nicht  :kratz:
Durch gute oder schlechte Werte ist man doch kein anderer Mensch oder sehe ich da was falsch...
Gerade die Unterstützung ist wichtig, besonders wenn die Werte nicht so berauschend sind.
Es ist schön, wenn man weiß man ist nicht der einzigste auf der Welt der mal schlechte Werte hat.
Wenn man es dann geschafft hat ist es auch schön, wenn man die Freude mit anderen "Leidensgenossen"
teilen kann.
Ich finde hier gerade das schöne das sich hier auch mal Leute "outen" und sagen meine Werte sind nicht so toll.
Wenn ich sonst so mal an Real-Treffen denke, da hört man meist nur die Top-Werte und denkt sich
dann wieso klappt das nicht auch bei mir.
Wenn man von 100% der Leute hört bei mir ist alles super und die haben
einen guten HbA1c und keine oder kaum Hypos, na dann fängt man schon an sich selbst zu zweifeln...
War ganz schön hart immer nur zu hören Super Werte, kaum oder keine Hypos.
Hier ist es zum Glück anders  :ja:  :)

Lord

Offline Gela

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Re: Diabetes - Krankheit, ja oder nein?
« Antwort #33 am: Mai 19, 2005, 17:33 »

Wenn man von 100% der Leute hört bei mir ist alles super und die haben
einen guten HbA1c und keine oder kaum Hypos, na dann fängt man schon an sich selbst zu zweifeln...

Bei solchen Aussagen regt sich bei mir die gesunde Skepsis (Holzauge sei wachsam, der Holzwurm lauert). Mit ein bißchen Nachbohren (Holzwurm) kommt dann das eine oder andere ans Tageslicht.

Den Diabetiker würde ich glatt zum Patent anmelden.
Der dürfte sich nicht im Wachstum befinden, niemals Hormschwankungen haben, Infekte prallen nur so ab, kein Streß, kein Sport treiben.

Der sitzt wahrscheinlich in Alkohol eingelegt im großen Glas  :lachen:.

Los Superdiabetiker beschmeißt mich, virtuell  :lachen: :zunge2: :zwinker:
Alles Liebe
GelA

Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetes - Krankheit, ja oder nein?
« Antwort #34 am: Mai 19, 2005, 21:28 »
Wenn man von 100% der Leute hört bei mir ist alles super und die haben
einen guten HbA1c und keine oder kaum Hypos, na dann fängt man schon an sich selbst zu zweifeln...

Na weißt du, das lernt man aber schon auf dem Schulhof: von dem was die anderen von sich sagen soll man mindestens 50% abziehen...
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Offline LordBritish

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Re: Diabetes - Krankheit, ja oder nein?
« Antwort #35 am: Mai 20, 2005, 07:39 »
Wenn man von 100% der Leute hört bei mir ist alles super und die haben
einen guten HbA1c und keine oder kaum Hypos, na dann fängt man schon an sich selbst zu zweifeln...

Na weißt du, das lernt man aber schon auf dem Schulhof: von dem was die anderen von sich sagen soll man mindestens 50% abziehen...

Na klar man soll nicht alles glauben was andere erzählen, aber selbst mit Abzug der mind. 50% war
ich manchmal an mir schon am zweifeln.
Es kommt ja auch immer drauf an wer das erzählt...
Aber unabhängig davon habe ich auch noch die Einstellung/Meinung gehabt :
Wenn Du alles genau nimmst, alles immer schön genau berechnest und und und,
dann muss es doch machbar sein eine Schwankungsbreite von +/- 20 mg/dl und
fast immer gute Werte um die 90 auch außerhalb eines Reagenzglases  :zwinker:.
Das es nicht geht ist mir auch klar, selbst beim Gesunden ist das ja nicht so...
man wenn ich das geschafft hätte, wie hoch wäre dann wohl mein HbA1c  :kratz: :lachen:

Lord

Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetes - Krankheit, ja oder nein?
« Antwort #36 am: Mai 20, 2005, 09:39 »
Aber unabhängig davon habe ich auch noch die Einstellung/Meinung gehabt :
Wenn Du alles genau nimmst, alles immer schön genau berechnest und und und,
dann muss es doch machbar sein eine Schwankungsbreite von +/- 20 mg/dl und
fast immer gute Werte um die 90 auch außerhalb eines Reagenzglases  :zwinker:.
Das es nicht geht ist mir auch klar, selbst beim Gesunden ist das ja nicht so...
man wenn ich das geschafft hätte, wie hoch wäre dann wohl mein HbA1c  :kratz: :lachen:

Viel interessanter die Frage, was sich dadurch in deinem Leben verbessert hätte... ;)
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Offline Mac

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Re: Diabetes - Krankheit, ja oder nein?
« Antwort #37 am: Mai 20, 2005, 11:30 »
Die Diskussion finde ich auch sehr interessant. Aber ein Problem haben wir, egal ob wir uns jetzt krank fühlen oder krank sind, wir sind engagierte Menschen die den Diabetes beachten und nach besten Gewissen handeln :engel:. Bloß wieviele von uns ca. 5 Millionen sind so? Meiner Erfahrung nach, die Minderheit  :mauer:

Mir gefällt sehr die Aussage "Das bißchen Zucker"...  :unschuldig:. Hier wird aber auch noch unterschieden in Kinder / Babys   :kreisch: die leider an DM erkranken und Erwachsenen  :lecker: . Die Reaktionen der nicht Betroffenen sind bei den beiden Gruppen total unterschiedlich. Die Folgen der Nichtbeachtung des Diabtes sind
aber gleich. Wir haben das riesen Problem, dass am Anfang hohe Werte keine körperliche Schmerzen verursachen  :patsch:, vielleicht werden wir ein wenig Müde, aber daran gewöhnt sich der Körper. Insgesamt ist der Diabetes für mich eine teuflische Angelegenheit. Hohe Werte will ich grundsätzlich vermeiden, habe dadurch viele Hypos ohne Wahrnehmung, aber damit kann ich besser Leben. Mit der Pumpe jetzt, sind die Hypos weniger geworden und ich habe eine konstantere Blutzuckerkurve  :super:.
Ein schönes Bsp. wie Unbetroffene mit dem DM umgehen: Als Fußballer gehört das Feiern dazu, am Anfang meiner Erkrankung habe ich auch mitgefeiert  :prost:. Dann irgendwann habe ich mich zurück genommen, die Bekannten sagten dann, wieso ich nicht mit "saufe", ich hätte doch nichts? Ich sollte mich nicht so anstellen und einfach ein bissel Insulin spritzen  :gruebeln:.     

Meine eigene Umstellung erfolgte nur, weil ich Diabetiker kennen gelernt habe mit den grausamen Folgeschäden. Befreien können wir uns davon vermutlich nicht, aber ich versuche es so lange wie möglich hinaus zu zögern. Ein Bekannter von mir, hat 20 Jahre seinen DM nicht beachtet. Jetzt ist er 36 Jahre und ist an der Dialyse  :kackreiz:.
Aus diesem Grund darf man den DM nicht verharmlosen und diese Krankheit muss öffentlich gemacht werden. Solange wir gewissenhaft mit dem DM umgehen, wird vieles zur Routine und es ist eine Erkrankung mit der wir auch alt werden können  :klatsch:, es erfordert von uns nur eine gewisse Portion von Selbstdisziplin und das sollte irgendwann ein Automatismus werden  :banane:.  l


 

Offline Angela

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Re: Diabetes - Krankheit, ja oder nein?
« Antwort #38 am: Mai 20, 2005, 12:40 »
Klar ich meine auch nicht das man ihn verharmlosen soll. Aber ich denke wenn man drauf schaut und immer alles gewisssenhaft macht, kann man recht gut damit leben. Und das hab ich vor. Meine Schwester hat 36 Jahre Diabetes (Wahsinn). Und sie hat auch keine Folgeerkrankungen. Und ich denke halt wenn man immer aufpasst muß es diese auch nicht geben. Aber es ist sicher jetzt einfacher als früher. Als ich Diabetes bekam war der Fortschritt schon super. Aber vor 20 Jahren oder so, war es anders. Und drum is klar das solche Leute eine andere Meinung haben als ich.
Ihr habt mir aber trotzdem geholfen. Ich habe für eine Messe, wo wir auch mit Diabetes vertreten sind, eine Liste mit Internetseiten gemacht. Und auf der 1. Seite hatte ich auch den Spruch stehen. Ich habe ihn jetzt vorsichtshalber weg gegeben und die 1. Seite anders gestaltet.  :ja:
Naja, ich denke halt wir haben viel selber in der Hand wie wir mit useren Diabetes umgehen.
**************
 :unschuldig: LGAngela :unschuldig:

Offline LordBritish

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Re: Diabetes - Krankheit, ja oder nein?
« Antwort #39 am: Mai 20, 2005, 16:31 »
Aber unabhängig davon habe ich auch noch die Einstellung/Meinung gehabt :
Wenn Du alles genau nimmst, alles immer schön genau berechnest und und und,
dann muss es doch machbar sein eine Schwankungsbreite von +/- 20 mg/dl und
fast immer gute Werte um die 90 auch außerhalb eines Reagenzglases  :zwinker:.
Das es nicht geht ist mir auch klar, selbst beim Gesunden ist das ja nicht so...
man wenn ich das geschafft hätte, wie hoch wäre dann wohl mein HbA1c  :kratz: :lachen:

Viel interessanter die Frage, was sich dadurch in deinem Leben verbessert hätte... ;)

Was sich dadurch verbessert hätte... :gruebeln: na da gibt es so einiges....
Erstmal hätte ich gewusst, die Chance das ich Spätfolgen bekomme ist sehr gering.
Wenn ich Spätfolgen bekomme dann nicht weil die Werte nicht in Ordnung waren und
ich selber irgendwas nicht richtig gemacht habe. So habe ich irgendwie immer im
Hinterkopf wenn mal was sein sollte
"Hättest Du das eine oder andere mal etwas anders gemacht, dann wäre es nicht dazu gekommen."

oder

"Wenn der eine Wert damals vor x Jahren nicht gewesen wäre dann...."

Es ist/wäre dann zwar auch der Gedanke da "Ein Wert macht das zwar nicht aus, aber jeder Tropfen kommt ins Faß und irgendwann läuft es über"
Hätte ich den einen Tropfen verhindert, wäre alles in Ordnung.
Ich bräuchte mir nicht ständig Gedanken/Sorgen darum machen was schreckliches an Spätfolgen passieren könnte.
Wenn dann irgendwas auftritt naja dann soll es so sein, ist zwar nicht schön, aber es lag nicht an mir und den Diabetes.