Autor Thema: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?  (Gelesen 8872 mal)

Offline Llarian

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #10 am: Dezember 23, 2010, 14:51 »
Mittlerweile habe ich einen, bei dem ich in all der zeit insgesamt evtl. 10 Minuten warten durfte.
Beim Orthopäden können ja auch Leute mit akutem Bandscheibenvorfall kommen... aber ansonsten ist das auch schlechtes Praxismanagement. Wenn ich einen der frühstmöglichen TErmine um 8:30 nehme, weil ich berufstätig bin, und muß zwei Stunden warten, bis ich für 5 Minuten dran komme, dann ist das ein Ding der Unmöglichkeit. Ich kann mir doch nicht nur für 5 Mimuten Arztgespräch einen halben Tag Urlaub nehmen. Was glauben die denn, weswegen ich da hin komme? Weil ich sonst grad niv´chts besseres zu tun habe? Ich muß mich später bei meinem Arbeitgebewr für deren Unfähigkeit zum Praxismanagement rechtfertigen. Und wenn man nicht im Warteraum der Privvatpatienten, sondern im Wartebereich der gesetzlichen sitzt, dann bekommt man auch mit, ob vorne am Tresen ein Notfall aufschlägt... da waren in den zwei Stunden Wartezeit keine.

Grüße
Anja

Offline Franc

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #11 am: Dezember 23, 2010, 15:31 »
Na dann will ich mal über die "Zustände" im Ländle (BAWÜ) berichten (nicht nur auf Diabetiker bezogen, sondern aus der Erfahrung unserer Familie):

Wartezeiten für Termin:
1. Bei Anruf für Termin kommt generell die Frage: Welche Versicherung? Wenn ich dann TK sage erhalte ich folgende Antworten:
    a) Beim Facharzt entweder
       "Tut mir Leid dieses Quartal dürfen wir keine neuen Kassenpatienten mehr nehmen, rufen Sie bitte nächstes Quartal
         nochmal an, vielleicht gehts dann" oder wenn nicht sofort geblockt wird idR. zwischen 2 und 4 Monaten
     b) Beim Hausarzt hier gibt es bei den meisten eine extra Hotline für die Privatpatienten. Bei den GKV ca. 1-2 Wochen (Gemeinschaftspraxis wenn man einen bestimten Arzt möchte)
     c) In einer Klinik (ambulante Sprechstunde) auch die Frage nach Versicherung und dann bei Kasse idR. nicht unter 3-4 Monaten - selbst wenn der Arzt beim zuständigen Prof. anruft
2. Wartezeiten in den Praxen selber
    a) Beim Facharzt idR. nicht unter 30 Minuten
    b) Beim Hausarzt (meiner ist gut organisiert) ca. 10 Minuten
    c) In der Klinik von 1h aufwärts bis zu 5h
3. Beim Facharzt werden einem dann meist viele gute IGEL Leistungen angeboten, die die Kasse nicht oder nur teilweise übernimmt - die aber undbedingt nötig werden (wie auch immer man das jetzt beurteilen soll?)
4. Die Unterschiede gehen meistens erst richtig in der Apotheke los, wenn dann das Rezept abgegeben wird auf dem grundsätzlich etwas ganz anderes steht als das was der Apotheker dann einem in die Hand drückt (mit der Bemerkung: Ihre Kasse hat das für Sie anders entschieden - oder möchten sie zuzahlen?). Oder das Rezept einbehalten wird, weil die Kasse die Apotheker verpflichtet einen Kostenvoranschlag einzuholen bzw. der Apotheker sich erstmal bei der Kasse erkundigen muss ob dies oder das Präperat für den Kunden auch ausgegeben werden darf.

Also insgesamt würde ich schon von einer Zwei- Klassen Medizin schreiben (mehr ist allerdings meiner Meinung nach bei unserem derzeitigen sozialen System auch nicht möglich).

Gruß Franc

Offline Scrat

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #12 am: Dezember 23, 2010, 15:58 »
Hey Franc, schon mal darüber nachgedacht, in ein anderes ("besseres") Bundesland zu ziehen??  ;D
Okay, ich kenne die medizinischen "Verhältnisse" nur aus 3 BL (NRW, Sachsen, Bayern bzw. Düdo, Leipzig, Dresden, Zittau, Nürnberg bzw. Rödental) und habe bis auf (immer mal auftretende) Ausnahmen offensichtlich immer "Schwein" gehabt. Aber nicht vergessen sollte man die Herkunft des Wortes "Patient" (von latein: patiens ‚aushaltend‘, ‚fähig zu ertragen‘ oder wie mir mal eine Sprechstundenhilfe sagte "der Geduldige", aber darüber müssen wir jetzt nicht diskutieren!). Allerdings verstehe ich die ganze "Aufregung" nicht. Zwei-Klassen-Medizin... na und?? Wenn ich abends nur ein Wurstbrot essen und Pfeffitee trinken kann und auch noch Zeit in die Besorgung der Zutaten stecken musste, rege ich mich doch auch nicht über Herrn von Kibutzkibowsky zu Hohenflattern auf, der sich abends generell Caviar-hours-d'oeuvre mit Goldflitter und Champagner gönnt, den ihm seine Wirtschafterin besorgt und zubereitet hat. Letzlich sind wir doch beide satt (okay - manchmal habe ich es auch) und zufrieden. Alles ander wäre für mich Neid (und den kenne ich nicht) oder ich sehe zu, dass ich genau so lebe, wie oben Erwähnter.
Gruss Scrat

Offline Llarian

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #13 am: Dezember 23, 2010, 22:38 »
Allerdings verstehe ich die ganze "Aufregung" nicht. Zwei-Klassen-Medizin... na und??
[...]
Letzlich sind wir doch beide satt (okay - manchmal habe ich es auch) und zufrieden.
Mir geht es aber nicht um Pfeffitee. Mir geht es darum, daß ich mehrere Indikationen für ein CGMS erfülle, im letzten Jahr mittlerweise 9 schwere Hypos mit Bewußtlosigkeit hatte, davon fünf mit Notarzteinsatz und werde von meiner Kasse mit Briefen bedacht, in denen steht, daß es noch keine gesicherten Erkenntnissse über den Nutzen von CGMS gibt. Ja danke. Ich möchte gern die Zeit noch bei klarem Verstand erleben, wenn es diese Erkenntnisse einmal gibt. Dagegen lese ich von privatversicherten, die mal so ein CGMS beantragen, es auch bekommen und dann auch über längere Strecken ablegen. Von meinem Augenarzt wurde das Weglassen eienr Avastatin-Spritze bei der Katarakt-OP als Kunstfehler bezeichnet. Trotzdem muß man die 400 Euro pro Spritze selbst zahlen. Wovon bezahlt jemand mit ALG2 so einen Betrag? Gibt ihm eine Bank einen Kredit, wenn er 10 von diesen Spritzen braucht um sein Augenlicht zu erhalten?
Geht es da immer noch um "letztlich beide satt"?

Grüße
Anja

Offline Scrat

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #14 am: Dezember 23, 2010, 23:38 »
Hallo Anja, mir ging es in keinster Weise darum, irgendwem ans Bein zu pink**n. Und wenn ich schrieb "letztlich beide satt", meinte ich, dass beide die gleichen Leistungen bekommen. Ich kenne (zumindest vom Erzählen) einige Kassenpatienten, die ein CGMS haben. Warum sich deine KK querlegt - keine Ahnung. Aber das hat doch mit 2-Klassen-Medizin nix zu tun, sondern mit "unmöglicher" KK. Zu Avastatin kann ich nix sagen (ausser, dass ich im wiki etwas darüber las... ???). Wenn man natürlich "notwendige" Dinge nicht bekommt oder dafür zahlen soll, verstehe ich den Missmut schon (wie gesagt - ich habe immer alles bekommen, als Kassenpatient).
Gruss Scrat

Offline Joa

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #15 am: Dezember 23, 2010, 23:42 »
Mir geht es darum, daß ich mehrere Indikationen für ein CGMS erfülle, im letzten Jahr mittlerweise 9 schwere Hypos mit Bewußtlosigkeit hatte, davon fünf mit Notarzteinsatz und werde von meiner Kasse mit Briefen bedacht, in denen steht, daß es noch keine gesicherten Erkenntnissse über den Nutzen von CGMS gibt.

Soweit es die Frage betrifft, die GKV zur Kü für ein CGMS zu bewegen habe ich in einer aktuellen Lektüre 'nen Verweis auf einen Beschluss des BvG aus 2005 gefunden.

http://www.bundesverfassungsgericht.de/entscheidungen/rs20051206_1bvr034798.html

Aus dem Beschluss lässt sich bei bestehenden Indikationen auch eine rechtlicher Anspruch ableiten, den Du eigentlich erfüllen solltest, denke ich mal.

Es geht um den Sachverhalt einer Verfassungsbeschwerde:

"Die Verfassungsbeschwerde betrifft die Leistungspflicht der gesetzlichen Krankenversicherung für so genannte neue Behandlungsmethoden in Fällen einer lebensbedrohlichen oder regelmäßig tödlichen Erkrankung im Rahmen der ambulanten ärztlichen Versorgung."

Die lebensbedrohliche Potenz akuter und nicht vorhersehbar vermeidbarer hypoglykämischer Episoden dürfte evident sein.
Das Potenzial eines CGMS diese Gefahr zu beseitigen oder zumindest erheblich zu mindernd dürfte ebenfalls evident sein.

Vielleicht sichtest Du nochmal die Indikationen, Deine bisherige Argumentation und die Ablehnungen der KK, und baust die rechtliche Komponente in Deine Argumentation ein (sofern noch nicht erfolgt)?

Ansonsten gibt es noch eine Mail.  :zwinker:

Gruß
Joa
Typ 1 seit 85;  Pumpe seit 1988; P 754/Apidra

Offline BlueDevilHH

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #16 am: Dezember 24, 2010, 10:00 »
 :stern: Frohe Weihnachten!!! :stern: :banane:

Wer von Euch hat schon einmal den Wechsel von der gesetzlichen in die private KV durchgemacht?

Ich bin nun seit 5 Jahren privat versichert und muss sagen, dass ich seitdem ganz anders behandelt werde bei den Ärzten. Da ist viel mehr fachliche Erläuterung oder auch mal ein privates Pläuschchen drin . Ich gehe nach jedem Arztbesuch ein bisschen schlauer heraus. :ja:
Als gesetzlich versicherter hatte ich (und das habe ich erst so richtig nach dem Wechsel in die private gemerkt) das Gefühl, dass nur das nötigste gemacht und erläutert wird.

Während ich als "gesetzlicher" im Durchschnitt ca. 20 min in der Sprechstunde war sind es mittlerweile eher 45-60 min. Unter 30 min waren meine Behandlungen in den letzten 3 Jahren nie. Auch Wartezeiten waren minimal (max. 5 min nach meinem vereinbarten Termin), es sei den ich habe in den letzten Tagen mal meinen Termin aufgrund der Wetterlage verpasst, Aber dann ist das ja auch gerechtfertigt: Strafe muss sein. ;D

Aus meiner Sicht ein deutlicher Gewinn für mich als Patient.

Offline Joerg Moeller

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #17 am: Dezember 24, 2010, 12:09 »
Beim Orthopäden können ja auch Leute mit akutem Bandscheibenvorfall kommen... aber ansonsten ist das auch schlechtes Praxismanagement.

Yep. Das kommt, wenn man sich den Terminplan zu voll packt. Ich hatte mal einen Zahnarzt, da kam man pünktlich zu seinem Termin und musste meist gar nicht erst ins Wartezimmer.

Aber auch mein jetziger ist klasse. Maximal 20 Min. warten, kann dabei Musik hören oder sich auf dem TV das letzte Schalke-Spiel ansehen. Und an den Wänden hänger lauter Tierköpfe aus Plüsch ;D
Ist überhaupt sehr gemütlich eingerichtet, weil er auf dem Standpunkt steht, daß er da ja mehr Zeit als zuhause verbringt.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Conni

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #18 am: Dezember 24, 2010, 12:38 »
[...]
und werde von meiner Kasse mit Briefen bedacht, in denen steht, daß es noch keine gesicherten Erkenntnissse über den Nutzen von CGMS gibt. Ja danke. Ich möchte gern die Zeit noch bei klarem Verstand erleben, wenn es diese Erkenntnisse einmal gibt. [...]

Ich habe bei meiner Beantragung auf die Ergebnisse des Papers "Continuous Glucose Monitoring and
Intensive Treatment of Type 1 Diabetes" im New England Journal of Medicine verwiesen. Das ist eine verblindete Studie und hat eigentlich ziemlich große Wellen geschlagen und da kann man schon von "gesicherten Erkenntnissen" sprechen.

Zusammen mit dem Verweis auf Schilddrüsenprobleme habe ich daraufhin den Navi für immerhin 6 Monate von der GKV bekommen, und bezahle jetzt die Sensoren aus eigener Tasche...(und musste das Gerät und den Sender nicht zahlen)

Falls du die noch nicht kennst, kann ich dir die mal zukommen lassen..

Offline Andreas

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Re: Wo ist die 2-Klassen-Medizin ?
« Antwort #19 am: Dezember 24, 2010, 13:25 »
Hast Du denn keinen Antrag gestellt (mit der gleichen Begründung wie zuvor), dass Dir die Sensoren weiter gezahlt werden? Die werden - wie ich gehört habe - bei den gesetzlichen doch regelmäßig nur für sechs Monate gewährt und dann warten sie auf einen Folgeantrag.

Viele Grüße,
Andreas
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