Autor Thema: Diabetes-Outing  (Gelesen 35391 mal)

Offline Llarian

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #10 am: November 06, 2010, 17:58 »
Das erinnert mich gerade an ein 2 Personen DM Treffen in der Oldenburger Innenstadt. :-)
;D

Offline SabineS

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #11 am: November 06, 2010, 18:23 »
Trotzdem nervt es mich, mir über dieses Thema Gedanken machen zu müssen.

Ja, mir macht es auch keinen Spass. Aber einige Situationen erfordern dies eben.

Die Sache mit dem Schwerbehindertenausweis ist so ein Ding für sich. Wer sich amtlich bescheinigen läßt, daß er gegenüber anderen eingeschränkt und in seiner (Erwerbs-)Befähigung gemindert ist, der muß auch damit rechnen, daß ihn andere behandeln und es auch für sich als Konsequenz einkalkulieren, daß diese Person gemindert ist.

Dieses Argument hab ich noch nie gehört, finde es aber echt klasse !   ;D :super:

Offline Llarian

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #12 am: November 07, 2010, 00:11 »
Dieses Argument hab ich noch nie gehört
"Damals" mußte man für den Antrag zum Führerschein den DM angeben (keine Ahnung, wie das heute ist).
Ich habe von mehreren Leuten etwas in der Art gehört, daß man sich Sorgen mache, ob denn die Behörden, die den Schwerbehindertenausweis bearbeiten mit der Führerscheinstelle kommunizieren, weil man doch für den Schwerbehindertenausweis angegeben hatte, ganz furchtbar unter den Auswirkungen des DM zu leiden.
Jei nun, was will ich? Und was bin ich? Bin ich ach so schwerbehindert oder bin ich ach so fahrtauglich? Wenn ich den einen studierten Mediziner im Staatsdienst vom einen zu überzeugen versuche und den anderen vom anderen, dann paßt da etwas nicht zusammen.
Und was kommuniziere ich meiner Umwelt mit einem Schwerbehindetenausweis? Daß ich mindestens 50% erwerbsgemindert bin. Also aus Arbeitgebersicht eine halbe Portion. Und das kommt auch nicht angeflogen, sondern ich habe aus eigenem Antrieb mir die Mühe gemacht, den Status "halbe Portion" zu beantragen und bestätigen zu lassen. Dann kann ich mich doch nicht wundern oder beschweren, wenn dem Rechnung getragen wird.

Grüße
Anja

Mari

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #13 am: November 07, 2010, 00:15 »
"Damals" mußte man für den Antrag zum Führerschein den DM angeben (keine Ahnung, wie das heute ist).

Ich habe meinen Führerschein seit ehm...Mai 2006 und ich habe mein DM damals nicht angegeben wurde auch nie danach weiter gefragt.

Offline Llarian

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #14 am: November 07, 2010, 00:45 »
"Damals" mußte man für den Antrag zum Führerschein den DM angeben (keine Ahnung, wie das heute ist).

Ich habe meinen Führerschein seit ehm...Mai 2006 und ich habe mein DM damals nicht angegeben wurde auch nie danach weiter gefragt.
Welche Klasse denn?

Grüße
Anja

Mari

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #15 am: November 07, 2010, 01:29 »
Klasse B also ganz normal für Auto.

Offline Andreas

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #16 am: November 07, 2010, 08:45 »
Ich hatte lange Zeit keinen Schwebi aufgrund der Gründe, die Anja genannt hat: Ich hatte Angst, dass ich am Theater als Spielleiter Schwierigkeiten bei der Stellensuche bzw. der Vertragsverlängerung bekomme nach dem Motto, der Kerl muss funktionieren und nicht seine Krankheit pflegen. So kam es, dass es während meiner neun Jahre am Theater niemand, wirklich niemand wusste oder ahnte. Preis dafür natürlich eine entsprechend schlechtere Einstellung (Hba1c: 7,4 - 8,2), denn Unterzuckerungen mussten ebenso vermieden werden wie Spritzen und Messen in der (Theater-)Öffentlichkeit.
Auch nachdem ich mich beruflich umorientierte und mein Referendariat als Gymnasiallehrer machte, kam es mir nicht in den Sinn, einen Ausweis zu beantragen. Warum auch? Ich ging jetzt offen mit der Krankheit um, begann intensiv Sport zu treiben, fühlte mich 150% leistungsfähig (und mein Hba1c sank seitdem, seit 2005 auf Werte zwischen 6,2 und 6,8).
Nach dem Referendariat wollte ich eine Stelle an (m)einer Traumschule in Hamburg antreten und musste zur amtsärztlichen Untersuchung. Hier ist die Angabe des Diabetes selbstverständlich Pflicht und mich beschlich die Angst, eventuell nicht verbeamtet zu werden (und knapp 1000 Euro Netto weniger zu verdienen samt schlechterer Gesundheits- und Altersabsicherung). Hier stieß mich der Amtsarzt wieder auf den Schwebi: Wenn ich den hätte, müsste er nur die nächsten - ich meine es waren 12 - Jahre begutachten (Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Frühverrentung, wieviel Dienstausfall ist zu erwarten?). Ohne Ausweis hingegen ginge die Prognose bis zur Pensionierung, was für ihn selbstverständlich viel schwerer abzuschätzen sei. Zudem ständen mir doch auch Stundenermäßigungen zu. Mit dem Hinweis, falls er mich jetzt ablehnen würde (was von meinen noch nicht vorliegenden Laborwerten abhänge), könnte ich nach Einstufung als Schwebi dagegen Einspruch einlegen entließ er mich.
Da die Laborwerte der vorherigen zwei Jahre samt und sonders gut waren, wurde ich auch ohne Schwebi verbeamtet, habe dann aber, unmittelbar nach Dienstantritt diesen beantragt. Jetzt bin ich der mit weitem Abstand "fitteste" Kollege der gesamten Schule (Wer ist schon so bescheuert und läuft 100 km am Stück, macht einen Ironman und hängt den gesamten Sport-LK beim Mountainbiken in den Bergen ab?), aber habe eine Stundenreduktion von 1,5 Wochenarbeitszeitstunden. Meine Angst, dass mir jemand das neidet, ist völlig unbegründet, vielmehr herrscht, insbesondere in der Schulleitung die Meinung, dass mir das mehr als zustände und dass die Zeiten, in denen ich (jeder) Entlastung bräuchte, früh genug kämen. Und wenn ich durch diese Entlastung zu diesem Zeitpunkt nicht so ausgebrannt wäre wie andere, könnten sie von meiner Arbeit länger profitieren.
Mir ist klar, dass das nicht die gängige Haltung in allen Bereichen der Berufswelt ist, aber im Nachhinein denke ich oft, wie blöd ich war, mich am Theater nicht zu meinem Diabetes zu stehen: Das hätte mir sehr gut getan, insbesondere weil die damals zwangsläufig schlechten Werte mich psychisch durchaus belastet haben, ich wusste ja um den Raubbau an meiner Gesundheit. Und vielleicht hätte auch ein Schwebi keine große Rolle gespielt, einfach weil ein engagierter und belastbarer Bewerber sich präsentierte ...

Von daher mein Plädoyer: Mut zum Schwebi, manchmal hilft er auch!

Viele Grüße,
Andreas
Eine gute Diabetes-Therapie muss einfach sein.


Offline Richard Wagner

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #17 am: November 07, 2010, 11:31 »
Dieses Argument hab ich noch nie gehört
"Damals" mußte man für den Antrag zum Führerschein den DM angeben (keine Ahnung, wie das heute ist).
Ich habe von mehreren Leuten etwas in der Art gehört, daß man sich Sorgen mache, ob denn die Behörden, die den Schwerbehindertenausweis bearbeiten mit der Führerscheinstelle kommunizieren, weil man doch für den Schwerbehindertenausweis angegeben hatte, ganz furchtbar unter den Auswirkungen des DM zu leiden.
Jei nun, was will ich? Und was bin ich? Bin ich ach so schwerbehindert oder bin ich ach so fahrtauglich? Wenn ich den einen studierten Mediziner im Staatsdienst vom einen zu überzeugen versuche und den anderen vom anderen, dann paßt da etwas nicht zusammen.
Und was kommuniziere ich meiner Umwelt mit einem Schwerbehindetenausweis? Daß ich mindestens 50% erwerbsgemindert bin. Also aus Arbeitgebersicht eine halbe Portion. Und das kommt auch nicht angeflogen, sondern ich habe aus eigenem Antrieb mir die Mühe gemacht, den Status "halbe Portion" zu beantragen und bestätigen zu lassen. Dann kann ich mich doch nicht wundern oder beschweren, wenn dem Rechnung getragen wird.

Grüße
Anja

Das ist Länderabhängig. Ich misste in den 60 Jahren zu Führerschein eine Unbedenklichkeits Erklärung vom Hausarzt vorlegen und bin bis heute nie wieder nach dem DM gefragt worden. Ist "hoffentlich" "im Amt" versaubeutelt worden". :-) Ich selber werde mich hüten etwas dazu bemerken. :-)

Diese eine Bewerbung welche durch den Schwerbehinderten Ausweis geplatzt ist......Es lag weniger am DM, die 4ma hatte gerade Jahrelang versucht einen "Faulen" Mitarbeiter los zu werden und ganz einfach die Schnauze gestrichen voll. Das kann ich denen NICHT übel nehmen, obwohl es wäre mein Traumjob gewesen. :-(

Den Ausweis habe ich damals auf Anraten des Arbeitsamtes beantragt, damit sollte ich (angeblich) leichter zu vermitteln sein....SCH******!

Nachdem mein Arbeitgeber in Konkurs gelandet war, hat mein späterer Arbeitgeber 2 Jahre lang versucht mich über das Arbeitsamt zu finden, keine Chance obwohl er dort meinen letzten Arbeitgeber angegeben hatte?

Der Mann hat mich dann zufällig auf ner Tankstelle getroffen und am nächsten Tag eingestellt. Als er dann mit dem Arbeitsvertrag beim Arbeitsamt vor stellig wurde und gefragt hat warum ich nicht vermittelt wurde. ACHTUNG Originaltext vom Arbeitsamt..." Sie hatten sagen müssen das sie einen halbtoten suchen"!

Der normale Ablauf: Erst werden ALLE gesunden (für den jeweiligen Job) vermittelt, gibt es keinen wird auf die "halbtoten" zurück gegriffen.

Ich erspare euch jetzt meinen Kommentar zu "diesem unserem Lande". :-(

Gruß Richard

Offline SabineS

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #18 am: November 07, 2010, 12:03 »
Von daher mein Plädoyer: Mut zum Schwebi, manchmal hilft er auch!

Ich hab ihn ja auch den Schwerbehindertenausweis (wenn auch auf Wunsch des Arbeitgebers beantragt) und möchte ihn nicht mehr missen.
Anjas Ausführungen finde ich trotzdem toll, wenn auch man das Ganze genauso von einer anderen Seite her beleuchten kann. Ich finde nämlich, dass die klitzekleinen Vorteile eines Schwerbehindertenausweises nicht auch nur im Ansatz die Nachteile eines Diabetes ausgleichen können.
Ich würde mir ganz einfach einen anderen Namen für diesen Ausweis wünschen, in dem das Wort "behindert" nicht mehr vorkommt. Behindert fühle ich mich nämlich wahrlich nicht. Deshalb aber auf 6 Tage Urlaub und vielleicht früheren Rentenantritt verzichten? Hmm... nö... ich hab keinen Heiligenschein.  :heilig: 

Offline Llarian

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #19 am: November 07, 2010, 13:39 »
Klasse B also ganz normal für Auto.
Ist bei B auch nicht nötig. C entspräche der alten Klasse 3. Seit ich meinen Führewrschein auf Klasse B habe umschreiben lassen, brauche ich auch keine jährlichen Atteste mehr.

Grüße
Anja