Autor Thema: Diabetes-Outing  (Gelesen 35399 mal)

Offline maulwurfinchen

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #30 am: November 08, 2010, 22:09 »
Weder verkünde ich meinen Diabetes groß, noch mache ich ein Geheimnis draus. Wenn ich es mal verbergen will, kriegt es sicher keiner mit, aber auch so merken es viele erst später und sind dann überrascht. Bei der Arbeit wars nie Thema, nur in einem Job, da war der Chef selbst Typ 1er. Aber sonst? Ich finde es nicht wirklich relevant für meine Arbeitsfähigkeit, im Büro jedenfalls nicht, nur bei Verkaufsjobs habe ich es gesagt, weil es eben da wirklich mal sein kann, dass ich ins Backoffice muss, um etwas zu trinken oder zu essen und es damit den Arbeitsablauf stört. Negative Reaktionen sind mir bisher nicht begegnet, aber das hängt meiner Ansicht nach auch damit zusammen, wie gut man selbst damit umgeht, natürlich gibts immer auch Idioten, die keine Ahnung haben und doof reagieren, aber ich denke, dass das sehr selten ist. Jedenfalls ist mir das im Job nie begegnet, privat auch seit Ewigkeiten nicht.
pumpi seit 11 jahren - paradigm 722 - typ 1 seit 1999 - humalog + 2x850mg metformin


Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #31 am: November 09, 2010, 11:05 »
Ich sehe das ähnlich wie Maulwurfinchen. Da ich die notwendigen Sachen wie Messen und Bolus abgeben nicht heimlich mache kriegen die Leute es eh über kurz oder lang mit.
Wenn ich aber von vornherein ein Schild hochhalte "Ich bin Diabetiker" hat das für mich ein bißchen den Anstrich von "Ich erwarte jetzt eine Sonderbehandlung".

Betone ich es es nicht und handle einfach danach unterstreiche ich, das es nix besonderes ist.

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Die_Biene_Maya

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #32 am: November 09, 2010, 14:09 »
@Sabine: es ging mir genau so - totale Erleichterung und positive Überraschung, dass die Kollegen all das so locker sehen  ;D 

Ich hatte am alten Arbeitsplatz nichts von meinem Diabetes gesagt. Aber am neuen Arbeitsplatz habe ich es vom Anfang an gesagt als ich zum ersten mal messen musste. Ich habe gefragt ob sie was dagegen hätten, wenn ich da messen würde bzw. ob es jemandem schlecht von einem Tropfen Blut wird (irgendowie so). Ich habe eine Freundin, ihr wird es schlecht nur bei dem Gedanken an Blut. ich habe es mir angewöhnt einfach vorher zu fragen. Manche Leute fallen schon um wenn sie auch nur einen Tropfen sehen. Und spritzen in der Öffentlichkeit finde ich schon sowieso zu viel. Man braucht sich zwar nicht verstecken aber sich Spritzen geben wo es halt gerade passt finde ich auch nicht richtig. Ich habe einmal bei Subway so gestaunt als ein Mädchen sich 2 Spritzen nacheinader im Bauch gegeben hatte. So, dass es echt jeder sehen konnte. Man muss vllt nicht imer zu Toilette rennen aber es gibt schon Wege um diskret zu bleiben. Ich finde auch wir müssen einbisschen Rücksicht auf die anderen nehmen.
Ich habe sogar letzte Woche gesagt ich könnte da was nicht essen/probieren, weil ich 1h davor schon zum Mittag gegessen hatte. Sie meinten nur ach ja, stimmt, dann bewahre es dir für später auf und das war es. Sie haben gegessen und ich zugeguckt aber das hat sich sooo schön normal angefühlt! Und ganz ehrlich in Deutschland ist es sowieso so, dass sich die Leute nicht so sehr einmischen in dem was den anderen hat/macht.  :super: In Buglarien ist es etwas anders. Da fangen alle sich total viele Sorgen zu machen und dich schon fast als behindert zu behandeln. So oft diese Mitleidrunde  :tss:  Natürlich jeder weiß mehr als du über Diabetes und von Ratschlägen kann ich mich kaum retten. Was ich sagen will - das hängt auch von Land und Mentalität ab also vllt einbisschen aufpassen wenn ihr woanders hinfahrt.
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Offline Richard Wagner

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #33 am: November 09, 2010, 18:49 »
@Sabine: es ging mir genau so - totale Erleichterung und positive Überraschung, dass die Kollegen all das so locker sehen  ;D 

Ich hatte am alten Arbeitsplatz nichts von meinem Diabetes gesagt. Aber am neuen Arbeitsplatz habe ich es vom Anfang an gesagt als ich zum ersten mal messen musste. Ich habe gefragt ob sie was dagegen hätten, wenn ich da messen würde bzw. ob es jemandem schlecht von einem Tropfen Blut wird (irgendowie so). Ich habe eine Freundin, ihr wird es schlecht nur bei dem Gedanken an Blut. ich habe es mir angewöhnt einfach vorher zu fragen. Manche Leute fallen schon um wenn sie auch nur einen Tropfen sehen. Und spritzen in der Öffentlichkeit finde ich schon sowieso zu viel. Man braucht sich zwar nicht verstecken aber sich Spritzen geben wo es halt gerade passt finde ich auch nicht richtig. Ich habe einmal bei Subway so gestaunt als ein Mädchen sich 2 Spritzen nacheinader im Bauch gegeben hatte. So, dass es echt jeder sehen konnte. Man muss vllt nicht imer zu Toilette rennen aber es gibt schon Wege um diskret zu bleiben. Ich finde auch wir müssen einbisschen Rücksicht auf die anderen nehmen.

Ich glaube das ist und wird auch immer eine "Glaubensfrage" sein / bleiben. Das fängt bei der Rücksichtnahme schon an! Ist es (berechtigte) Rücksicht von einem DiabetkerIN zu verlangen sich die Spritze auf einen öffentlichen Hygienisch zweifelhaften Abort zu setzen?

Ist es (berechtigte) Rücksicht wenn verlangt wird das ein Einbeiniger oder Geistig Behinderter nicht am Nebentisch speist?

ODER ist es (berechtigte) Rücksicht wenn man über das Spritzen am Tisch hinweg /zur Seite sieht?

ODER ist es (berechtigte) Rücksicht einen "Geschädigten, Behinderten, Geistigen Krüppel" beim Essen neben sich duldet?

Rosa von Luxenburg..." Das recht ist immer das Recht der Anderen"....?

Wer sich öffentlich hinstellt seht her, seht her, seht her, ICH,ICH,ICH, muss sich nicht wundern wenn er/Sie aneckt. Wer ohne übertriebenen Aufwand seinen "Kram" erledigt erregt auch keine Interesse, SOOO einfach kann das sein. :-)

Mitten in der Oldenburg er Innenstadt im Strassenkaffe hat eine junge Diabetikerin den BZ gemessen und Ihren Bolus gesetzt, Gut besetzte Tische rundum KEINER hat etwas davon mitbekommen. Einfach weil das Messen und Bolus geben für diese junge Frau TOGALNORMAL war wie Zähne putzen. Owohl wenn Sie sich die Zähne geputzt hätte..........?

Gruß Richard

Offline maulwurfinchen

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #34 am: November 09, 2010, 21:14 »
Ich bin grad irritiert, ich bin noch nie zum Spritzen, Messen irgendwo rausgegangen oder sowas. Warum auch? Das gehört zu mir, soll ein Rollstuhlfahrer seinen Rolli draußen lassen oder ein Asthmatiker sein Spray nicht nutzen? Ich ziehe mich nicht halb aus, aber selbst zu Spritzzeiten habe ich meinen Pulli kurz hochgezogen, meistens hats nichtmal der Tischnachbar gemerkt. Ich habe da keine Hemmungen, außerdem ist es, wie Richard sagt, so Routine, ich merks kaum und Andere auch nicht.
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Offline Llarian

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #35 am: November 09, 2010, 22:32 »
Ich bin grad irritiert, ich bin noch nie zum Spritzen, Messen irgendwo rausgegangen oder sowas. Warum auch?
Wie lange hast Du Deinen DM?
Als ich vor 33 Jahren meinen DM bekam, war das etwas schlimmes. Es wurde im Dorf, aus dem meine Mutter kam, nicht erzählt, ES war etwas, wofür sich einige geschämt haben. Es gab keine Light-Produkte. Zu Kindergeburtstagen bekam ich meine Schwarzbrotstullen eingepackt. Es gab keine Testgeräte für Patienten, die ganze Industrie, die heute den DM zum goldenen Kalb aber den Diabetiker auch unabhängig macht, gab es noch nicht. Insulinpens waren noch nichteinmal im Gespräch. Es gab 2007 einen Film über den Contergan-Skandal, der auch sehr schön die Haltung zu medizinischen Fragen in den 60-70ern gezeigt hat ("Dafür gibt es heute Heime, da kann man es ganz bequem abgeben.") Die Opfer von Minamata hat man in den Hinterzimemrn versteckt. Krankheit war nicht immer so salonfähig wie heute und sie ist es noch nicht in allen Köpfen.

Grüße
Anja

Offline Die_Biene_Maya

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #36 am: November 10, 2010, 10:54 »
Richard, du hast bei allem Recht. Gute Antwort, respekt. Aber wie schon gesagt man braucht ja NICHT zur Toilette zu rennen um diskret zu bleiben(auch wenn ich es immer so gemacht habe). Ich weiß nur, dass das eigentlich zuerst mein derzeitiger Freund es damals gemerkt hatte und danach ich. Wie auch immer spritzen mit dem besitzen eines Rollstuhls finde ich nicht vergleichbar. Beim ersten kann man was machen um diskret zu bleiben. Ich habe nur einmal, denke ich, an die Öffentlichkeit meine Spritze im Bauch gegeben aber das hat auch keiner mitbekommen, weil ich es halt so gemacht habe. Einfach die richtige Seite auswählen, den Pulli nur einbisschen hochziehen und fertig. Vielleicht macht ihr es halt anders als dieses Mädchen, keine Ahnung. Ich habe immer noch die Situation im Kopf und die fand ich nicht so toll. Ich finde einfach man kann es auch anders machen.

In Bulgarien würde ich es immer noch nicht machen. Mein Vater hat mich schon mehrmals dazu aufgefordert es zu machen, die Diskussion habe ich öfters gehabt aber... Da haben alle in der Hinsicht noch Vorurteile. Diabetes ist zwar nicht etwas wofür man sich schämt so wie Anja erzählt hat, so extrem ist es auch wieder nicht. Aber trotzdem schauen sie dich dann so komisch an, kann/will ich nciht aushalten.

Zitat
Krankheit war nicht immer so salonfähig wie heute und sie ist es noch nicht in allen Köpfen.
Da hast du Recht.
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Offline Joerg Moeller

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #37 am: November 10, 2010, 12:18 »
Vielleicht macht ihr es halt anders als dieses Mädchen, keine Ahnung.

Nein, mache ich nicht, warum auch?
Es kommt halt auch immer ein bißchen auf die Situation an. Bei einem Gala-Diner mit der Queen würde ich sicher ein bißchen diskreter vorgehen als bei McDonalds, aber ich zwinge ja auch keinen hinzusehen. (Allerdings stelle ich mich dabei auch nicht auf einen Stuhl und lasse den Scheinwerfer auf mich richten)

Viele Grüße,
Jörg
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Offline Sabine Baron

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #38 am: November 10, 2010, 12:53 »
Seh ich so wie Jörg. Ich hab das von Anfang an überall gemacht, Park, Bushaltestelle, Restaurant, Straßenfest. Einfach ganz normal so wie
Zuhause auch.

Lieber Gruß
Lolli
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Ekki56

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Re: Diabetes-Outing
« Antwort #39 am: November 10, 2010, 13:36 »
Hallo,

na ich würde das differenzierter sehen und auf keinem Fall nach der Methode: Ich muss das machen und ihr anderen müsst gefälligst damit klarkommen!

Ich denke, hier ist gegenseitige Rücksicht angebracht. Ich bin z. B. stets nahe der Ohnmacht, wenn ich jemanden Spritzen sehe.
Als wenn vor mir jemand den Pulli hochzieht und die Spritze ansetzt, finde ich es doch etwas zu direkt.
Man dreht sich doch auch weg, wenn man die Nase putzt oder etwa nicht?

Alles Sachen, die normal sind und zum Leben gehören, aber man nicht unbedingt vor anderen tut, oder?

Was soll der machen, der einen separaten Ausgang hat und den Beutel wechseln muss? (ich weiss nicht, wie das Ding heisst)

Also ich denke, mit etwas Achtung vor den anderen, kann man doch auch erwarten, das man sich diskret spritzt, wenn es möglich ist.
Damit möchte ich niemanden verdammen, aber wie gesagt, ich mache eh nicht alles in der Öffentlichkeit, wenn es sich vermeiden lässt.

lg
Ekki